Kirchseeon:Jahre der Schulden

Auf mehr als sieben Millionen Euro werden die Verbindlichkeiten Kirchseeons heuer steigen. Grund sind anstehende Großprojekte wie die Schulsanierung, der Bau eines Kinderhauses und das neue Haus für den Sportverein

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Zahlen sagen manchmal mehr als Worte: 7,221 Millionen Euro wird der Schuldenstand von Kirchseeon in diesem Jahr betragen. 205 000 Euro Tilgungsleistungen bereits abgezogen. Das ist ein neuer Rekord und zwar mit großem Abstand. Vergangenes Jahr hatte die Marktgemeinde gerade einmal 1,891 Millionen Euro Schulden, also 5,535 Millionen Euro weniger.

Lange debattiert wurde bei der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend darüber nicht. Wegen ihm könne das mit der Abstimmung sehr schnell gehen, sagte Bürgermeister Udo Ockel (CSU) zu Beginn. Ausführlich sei schließlich im Vorfeld bereits diskutiert worden. Einzig die Fraktion der Grünen sehe "Einsparpotenzial", wie Andrea Oberhauser-Hainer sagte. Wo eingespart werden könne, sagte sie nicht. Vieles im aktuellen Haushalt seien unausweichliche Projekte, die für die Zukunft Kirchseeons entscheidende Weichen stellen. Die Folge ist, dass der Vermögenshaushalt in diesem Jahr und in den kommenden Jahren von "enormen Investitionsvorhaben" geprägt werde. Diese werden die Verschuldung der Gemeinde bis 2018 auf 7,143 Millionen Euro immens hoch halten - das sieht zumindest der Finanzplan vor.

Die Vorhaben der Gemeinde sind groß. Alleine die Erweiterung des Schulhauses wird insgesamt 6,4 Millionen Euro kosten. Das Gebäude soll aufgestockt und dadurch vergrößert werden. Zusätzlich soll es thermisch saniert werden, also eine Modernisierung des gesamten Gebäudes, um den Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Lüftung zu verbessern. Durch den geplanten Neubau eines Kinderhauses an der Münchner Straße entstehenden voraussichtlich Kosten von 4,5 Millionen Euro. Dort sollen zwei Gebäudekomplexe mit begrünten Hinterhöfen entstehen. Ausführen werden die Maßnahme die Firmen Meck Architekten und Lohrer-Hochrein Landschaftsarchitekten - das beschloss der Gemeinderat ohne Einwände in einem eigenen Tagesordnungspunkt. Mit insgesamt 850 000 Euro soll das Berufsbildungswerk St. Zeno für die Schaffung von Krippenplätzen bezuschusst werden. Der Bau eines neuen Hauses für den Sportverein ATSV wird mit demselben Betrag zu Buche schlagen.

Die Zahlen

Gesamtvolumen: 25,452 Mio. Euro

Verwaltungshaushalt: 15,900 Mio. Euro

Vermögenshaushalt: 9,552 Mio. Euro

Schulden 31.12.2014: 1,891 Mio. Euro

Schulden 31.12.2015: 7,221 Mio. Euro

Rücklagen 31.12.2014: 2,045 Mio. Euro

Rücklagen 31.12.2015: 610 000 Euro

Größte Einnahmen 2015:

Einkommenssteuer: 6,14 Mio. Euro

Gewerbesteuer: 1,4 Mio. Euro

Grundsteuer A und B: 1,147 Mio. Euro

Größte Ausgaben/Investitionen 2015:

Kreisumlage: 4,09 Mio. Euro

Personalausgaben: 2,936 Mio. Euro

ATSV-Haus Neubau: 615 000 Euro

Schulsanierung: 735 000 Euro

Kinderhaus Neubau: 300 000 Euro

Größte Investitionen bis 2017:

Schulsanierung (gesamt): 6,4 Mio. Euro

Kinderhaus (gesamt): 4,5 Mio. Euro

Um die gesamten anstehenden Projekte finanzieren zu können, muss Kirchseeon eine hohe Summe an Krediten aufnehmen. Für die größten Maßnahmen wie den Umbau der Schule und den Neubau des Kinderhauses werden 1,5 Millionen Euro zusätzlich benötigt. Und auch bei der Finanzierung des neuen ATSV-Hauses "werden die Mittel nicht ausreichen" sagte Ockel. Es müsse ein Kredit von zusätzlich 450 000 Euro aufgenommen werden. Dadurch erhöht sich der Gesamtansatz der Kreditaufnahme auf 5,985 Millionen Euro. Viel Spielraum bleibe dabei nicht mehr. Das schmeckte der Fraktion der Grünen im Gemeinderat weniger. Was im Haushalt sei, werde gemacht, sagte Ockel. Viele Baumaßnahmen seien bereits ausgeschrieben. Klare Worte.

Neben einer Kreditaufnahme, die für 2016 und 2017 nochmals erhöht werden soll, kann die Gemeinde mit Zuschüssen und hohen Einkünften durch Grundstücksverkäufe von knapp sechs Millionen Euro rechnen. Danach, so heißt es im Finanzplan, können 2016 aufgenommene Kredite aus dem Vorjahr bereits wieder zurückbezahlt werden. Zudem rechnet die Gemeinde mit Mehreinnahmen von 738 000 Euro, die sich aus Steuern, Zuweisungen und Umlagen ergeben. Das gesamte Gremium, auch die Fraktion der Grünen, stimmte für die Haushaltssatzung und die Rekordverschuldung, die im Finanzplan bis 2018 vorgesehen ist.

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