Originell, einfallsreich, kreativ. Solche und ähnliche Kommentare waren am Montagvormittag von Kirchseeoner Schülern zu hören. Sie staunten nicht schlecht über ihr Gymnasium, das sich plötzlich in etwas verändertem Gewand zeigte. Verursacher dieser aufwendigen Umgestaltung: Die frischgebackenen Abiturienten, die einen Abiturstreich mit Symbolcharakter auf die Beine gestellt haben.
In einer Nacht- und Nebelaktion hatten die Abiturienten die Holzfassade des Gymnasiums mit Papier verkleidet. 11 250 Blätter aus den vergangenen zwei Schuljahren schmücken seit Montagnacht die Schule. Dabei ist das nur ein Bruchteil der insgesamt 120 000 gedruckten Arbeitsblätter, Übungsaufgaben oder dergleichen, die den Schülern in ihrer Oberstufenzeit ausgehändigt wurden. "Mit unserem Streich wollten wir den enormen Papierverbrauch symbolisieren", erklärt Jonas Glaser. "Verschwendung und meistens unnötig", findet er. Jeder hätte doch mittlerweile einen Laptop oder ein Tablet, auf dem man Texte oder Aufgaben abbilden kann, sodass man nicht mehr alles ausdrucken muss, so der Schülersprecher weiter. Sonntagmorgen um acht Uhr hatten die Zwölftklässler mit ihrer Aktion begonnen, in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages waren sie fertig mit ihrem Kunstwerk. "Fast einen ganzen Tag waren wir beschäftigt. Das war teilweise anstrengender als die Abiturprüfungen!", scherzt Jonas Glaser. Um die Blätter auch in einigen Metern Höhe anbringen zu können, hatten sie sich Hebebühnen von einem Malerbetrieb geliehen, von dem sie sogar einen Sonderpreis bekamen, weil der die Idee so toll fand, erzählt Glaser. Ganz so unkompliziert gestaltete sich das Verhüllen der Schule aber doch nicht. Vorher hatten einige Schüler am Computer alles mit 3D-Modellen geplant. Zwischen die Arbeitsblätter kamen etwa 70 schwarze Blätter aus Tonpapier, die den Schriftzug ABI 2016 bilden. "Wir wollten die Schule zu einem Schiff machen!", sagt Glaser, daher gestalteten die Schüler noch ein Schiff aus Blättern, passend zum Motto des diesjährigen Abiturjahrgangs: "Käptn Blaubär". Aber was geschieht nach diesem einfallsreichen Abiturstreich mit den riesigen Papiermengen ? "Wir denken da an eine Spendenaktion!" sagt Jonas Glaser.
Die Idee dabei: Man kann symbolisch Blätter kaufen, das gesammelte Geld soll dann an gemeinnützige Organisationen weitergegeben werden, beispielsweise an OroVerde, eine Naturschutzorganisation, die sich für den Erhalt der tropischen Regenwälder einsetzt. Foto: Peter Hinz-Rosin