Kirchseeon:Destruktiver Wahlkampf

Fünf Wochen vor dem Bürgerentscheid zerstören Unbekannte Spruchbänder für die Südumfahrung - die Polizei ermittelt.

Thorsten Rienth

Der Streit um die Kirchseeoner Südumgehung nimmt an Schärfe zu. In der Nacht zum vergangen Samstag haben Unbekannte entlang der Bundesstraße B 304 in Kirchseeon zahlreiche Banner von Befürwortern der geplanten Südumfahrung zerstört. Die Polizei ermittelt, Bürgermeister Udo Ockel (CSU) beschwichtigt.

Wer am Samstagmorgen auf der B304 durch Kirchseeon und Eglharting fuhr, konnte die Aktion nicht übersehen: Zerknüllte Poster, heruntergerissene Banner, eine zerbrochene Holztafel. Die knapp ein Dutzend Objekte haben eines gemeinsam - sie sind Werbung für die Südumfahrung, über die die Kirchseeoner am 22. Juli in zwei Bürgerentscheiden abstimmen. Die Plakate seien an den Zäunen von Anwohnern in der Münchner Straße angebracht gewesen, teilte die Ebersberger Polizeiinspektion mit. "Ja zur Südtrasse" hätte beispielsweise daraufgestanden oder "Einzig machbar". Der Sachschaden betrage etwa 100 Euro.

Es ist nicht dieser verhältnismäßig kleine Betrag, weswegen in Kirchseeon nun Aufregung herrscht. Es ist die neue Art von Wahlkampf. "Ich habe nichts gegen eine Auseinandersetzung, aber die muss fair sein und mit Argumenten ausgetragen werden", betont Hermann Trax. Er gehört zum Aktionsbündnis "Schutz der Kirchseeoner Menschen", das sich für die Südumfahrung einsetzt. Ihm zufolge ist der Vandalismus am Wochenende nicht der erste seiner Art. Schon vor etwa sechs Wochen seien Plakate beschädigt worden. Das habe man damals allerdings für einen Einzelfall gehalten und deshalb die Polizei nicht eingeschaltet.

Leider stelle er fest, dass sich die beiden Kirchseeoner Lager "immer unversöhnlicher" einander gegenüber stünden. Den Vorfall vom Wochenende interpretiert er daher als "eine neue Wahlkampf-Dimension". Er wolle den Teufel nicht an die Wand malen, sagte Trax, "aber natürlich sorgen wir uns, dass die Situation eskaliert".

Wohl auch deshalb ist der Kirchseeoner Bürgermeister Udo Ockel - er gehört zu den Befürwortern der Südumfahrung - bemüht, die Beschädigungen vom Wochenende nicht überzubewerten. "Es ist völlig klar, dass das kein Stil ist und dass sich so etwas nicht gehört", stellte er klar. Von einem dummen Streich Jugendlicher geht er nicht aus. "Das werden wohl Leute gewesen sein, die gegen die Südumgehung sind", mutmaßte er.

Die Wortführer aus dem Süden der Gemeinde nahm Ockel jedoch ausdrücklich in Schutz: "Der harte Kern sind lauter ganz anständige Leute, die so etwas nie machen würden." Er hoffe, "dass es jetzt nicht zum Gegenschlag" der Umgehungsbefürworter komme. Eine Diskussion über die Umfahrungspläne sei in Ordnung, "auch wenn sie natürlich emotional ist". Heruntergerissene Plakate seien allerdings kein Debattenbeitrag, pflichtete er dem Aktionsbündnis "Schutz der Kirchseeoner Menschen" bei.

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