Kirchseeon:Bypass für die Bahn

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Bürgergruppe fordert Umleitung für Güterzüge und ruft zu Boykott der Lärmaktionsplanung auf.

Wieland Bögel

Kirchseeon - Eine Umgehungsstraße wird in der Marktgemeinde seit Jahrzehnten ebenso langanhaltend wie ergebnislos diskutiert, nun haben Kirchseeoner Bürger einen Vorschlag für eine ganz andere Umleitung ins Gespräch gebracht: eine Umgehung für den Bahnverkehr. Eine solche sei nötig, so die "Bürgergruppe für Lärmschutz an der Bahn", damit die Gemeinde nicht zu einem "städtebaulichen und sozialen Sanierungsfall" werde.

Grund für die Forderung nach einem Bypass für die Bahn ist der nach Meinung der Bürgergruppe unzureichende Lärmaktionsplan für die Bahnstrecke München-Rosenheim. Dieser Plan soll eigentlich zu besseren Lärmschutzmaßnahmen an der Bahnline führen. Grundsätzlich begrüße man "jeden Ansatz, diese gesundheitsschädliche Lärmbelastung zu reduzieren", sagt der Sprecher der Bürgergruppe, Ludwig Steininger. Denn dies sei unbedingt nötig, da besonders der Güterverkehr auf der Strecke in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe und zu erwarten sei, dass diese Entwicklung weiter anhält. Doch dass es durch den Lärmaktionsplan tatsächlich zu einer Verbesserung kommt, hält Steininger für mehr als fraglich.

Zum einen seien die als Grundlage für den Plan verwendeten Lärmkarten veraltet, zum anderem enthielten diese "massenhaft Fehler". Sie sind deshalb laut Steiniger "flächendeckend unbrauchbar." Der Sprecher der Bürgergruppe vermutet außerdem, dass die Anregungen der Bürger beim bayerischen Wirtschaftsministerium, welches den Maßnahmen zustimmen muss, gar nicht ernst genommen und deshalb nicht umgesetzt würden. Die Bürgergruppe verweist in diesem Zusammenhang auf einen Aktenvermerk des Ministeriums. Darin heißt es, man könne nicht ausschließen, "dass ein Lärmaktionsplan in der Zukunft bindende Wirkung entfaltet". Aus diesem Grund, so das Wirtschaftsministerium, müsse den Vorschlägen in den Lärmaktionsplänen wohl kritischer als bisher begegnet werden.

Für die Bürgergruppe ist dies ein klares Zeichen dafür, dass das Wirtschaftsministerium keinen Maßnahmen zustimmen werde, die von der Bahn umzusetzen wären. Doch ohne eine Beteiligung der Bahn ist eine "effektive Minderung des Bahnlärms" nach Meinung Steiningers und der Bürgergruppe nicht zu erreichen. Denn diese Entlastung sei nur durch Baumaßnahmen entlang der Gleise, durch Nachrüstung der Züge und durch weniger Bahnverkehr möglich. Die Bürgergruppe ruft deshalb alle Kirchseeoner auf, die Öffentlichkeitsbeteiligung am Lärmaktionsplan zu boykottieren.

Statt dessen schlägt die Bürgergruppe eine Verlagerung der Güterzüge aus den Orten heraus vor. Ortsumfahrungen sollten nicht auf Straßen beschränkt sein, fordert Steininger. Die Bürgergruppe appelliert deshalb an die Gemeinde Kirchseeon, sich mit anderen Bahn-Anliegergemeinden zusammenzuschließen und gemeinsam beim Bundesverkehrsminister vorstellig zu werden, um das Ziel einer Umgehungsbahn zu erreichen.

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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