Kirchseeon:Brennendes Interesse

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150 Fackelläufer protestieren gegen eine Kirchseeoner Südumfahrung

Von Karin Kampwerth, Kirchseeon

Wer am Sonntag seinen Spaziergang hinter dem kleinen Wäldchen auf dem Weg von Kirchseeon nach Moosach gemacht hat und dort auf der Anhöhe, kurz vor dem Abzweig nach Fürmoosen, über die in schönster Frühlingssonne liegende Landschaft geblickt hat, der ahnt, was Brigitte Sickinger antreibt. Die Kirchseeonerin ist Vorsitzende des Vereins "Schutz des Kirchseeoner Südens" und kämpft unermüdlich dagegen, dass das beliebte Naherholungsgebiet von einer Umgehungsstraße durchschnitten wird. Am Samstagabend hat der Verein wieder einmal zu einer Aktion eingeladen - einer Fackelwanderung unter dem Titel "Feuer und Flamme für den Schutz des Kirchseeoner Südens".

Gesehen hat man in der Dunkelheit dann zwar nichts von der schönen Gegend, doch das Lichtermeer der am Ende gut 150 Teilnehmer war beeindruckend genug, um ein Zeichen zu setzen, wie Sickinger sich das wünschte. Viele, so berichtet die Vereinsvorsitzende, glaubten nämlich, dass die Pläne für die Straße schon gestorben seien. Mitnichten, wie die Veranstaltung unterstreichen sollte. Denn der Bundesverkehrswegeplan werde erst 2016 fortgeschrieben. Und darin findet sich als Vorschlag nicht nur eine Tunnellösung als Entlastung für die Kirchseeoner Ortsdurchfahrt, sondern eben auch die Südtrasse. Dass davon jedoch nicht nur die Anwohner in Buch, Riedering oder Ilching betroffen sind, sondern durchaus auch die Nachbarn in Moosach, war Ziel des Protestes am Samstag. Und so gesellten sich auch eine Reihe Moosacher zu den Fackelläufern aus Kirchseeon, um am Ende bei selbst gebackenem Kuchen und Glühwein darüber zu beratschlagen, wie sie die Trasse verhindern können.

"Schützt unsere Natur": Diesen flammenden Appell richten die Gegner der Südumfahrung für Kirchseeon an die Politiker. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Unter anderem mit Informationen über das "bauliche Abenteuer", das eine Umgehung in dieser Gegend nach Überzeugung von zweitem Vorsitzenden Manfred Drosta wäre. So würde das Bauwerk mit Sicherheit auch die Bahnlinie beeinträchtigen, das ergebe sich schon aus der Beschaffenheit des Untergrundes im Moos. Alleine deshalb seien die Kosten überhaupt nicht kalkulierbar. Für den Verein wäre ohnehin eine Tunnellösung der Favorit. Wobei Vorsitzende Brigitte Sickinger und Elisabeth Forster, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins verantwortlich ist, darauf hinweisen, dass unter den Mitgliedern und Unterstützern des Vereins auch Anwohner der B 304 seien. Diese begründeten ihr Engagement damit, dass sie ja gewusst hätten, dass sie an eine viel befahrene Straße ziehen. "Und sie gehen in ihrer Freizeit hier auch spazieren", sagt Brigitte Sickinger. Kirchseeon sei eben ein Straßendorf. Dennoch sinke die Verkehrsbelastung in der Gemeinde. Aktuell würden um die 16 000 Fahrzeuge täglich gezählt. Mit Einführung einer Lkw-Maut für Bundesstraßen würde sich die Situation nochmals verbessern. Eine Umfahrung durch den Süden, da sind sich die Vereinsmitglieder sicher, würde kaum Entlastung bringen. Sickinger vergleicht das mit der Ebersberger Umfahrung, deren entlastende Wirkung in der Innenstadt kaum spürbar sei. Den Treffpunkt am Samstagabend hat der Verein aber auch deshalb zwischen Kirchseeon und Moosach ausgesucht, um auf die sensible Örtlichkeit an dieser Stelle über den Schutz der Natur hinaus hinzuweisen. Dort ist die Auf- und Abfahrtschleife für die Trasse geplant. Nur wenige 100 Meter weiter an der Moosacher Straße in Kirchseeon befinden sich aber Gymnasium, Kindergarten, Berufsförderungswerk und Seniorenheim. "Wer hier morgens um kurz vor acht einmal unterwegs war, weiß, was ich meine", sagt Sickinger. Noch mehr Fahrzeuge, die auf die Umfahrung wollen, könne diese Straße gar nicht verkraften - ganz abgesehen vom Sicherheitsaspekt.

Wohl auch deshalb - und nicht zuletzt, um dem Nachwuchs die Heimat zu erhalten - seien viele junge Familien mit Kindern im Verein aktiv. Ein Engagement, das der Vereinsvorsitzenden Brigitte Sickinger vertraut ist. "Meine Eltern haben auch schon gegen die Südumfahrung gekämpft", erzählt sie. Sie habe aber nicht damit gerechnet, dass sie einst ein solches Erbe antreten müsse.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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