Sozialarbeit an Schulen:Unterstützung für Lehrer und Kinder

Hausaufgabenbetreuung im Zentralhort in München, 2015

Jugendsozialarbeiter helfen sozial benachteiligten Schülern, die daheim möglicherweise nicht viel Unterstützung bekommen.

(Foto: Catherina Hess)

Die Grundschule Ebersberg bekommt eine Jugendsozialarbeiterin. Sie soll verhaltensauffälligen und lernschwachen Kindern helfen.

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Die Grundschule Ebersberg ist keine Brennpunktschule", schickt Rektor Alexander Bär voraus. Dennoch hat er für seine Grundschule Ebersberg eine Stelle für Jugendsozialarbeit beantragt. Diese hat der Stadtrat nun bewilligt.

Die Probleme an der Schule seien "normale Probleme, die es anderswo natürlich auch gibt", betont Bär in der Sitzung, von Streitigkeiten bis zu Ärger auf dem Pausenhof, Dinge also, die an allen Schulen vorkommen. Und dennoch: Kinder, die daheim weniger gefördert und in der Schule auffällig werden, brauchen eine spezielle Betreuung.

Die soziale Ungleichheit wächst

Derzeit hat die Grundschule 421 Schüler, es sei ein "enormer Wachstum entgegen aller Prognosen" zu verzeichnen, fügt Bär hinzu. Die Gesellschaft entwickelt und verändert sich, die Unterschiede zwischen wohlhabenden Familien auf der einen Seite und sozial benachteiligten auf der anderen Seite werden größer, was sich häufig auch im schulischen Bereich bemerkbar macht.

Angepasst an die Ebersberger Stadtsituation ist auch der Stand an der Grundschule: Viele der Kinder kommen aus gut begüterten Familien und werden daheim unterstützt. Allerdings gebe es mittlerweile auch einen "Kernanteil", der den Leistungsanforderungen nicht gerecht wird, so Bär.

"Natürlich haben die Lehrkräfte durch ihren Lehrauftrag auch einen Erziehungsauftrag - aber es kommen einfach immer mehr Aufgaben zusammen", erklärt Bär und verweist dabei auch auf das Thema Inklusion.

Sozialdienst soll Angebot ergänzen

Schüler mit besonderen Bedürfnissen erfordern "nun mal im Normalfall mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Lehrer", was dann im Zweifelsfall auch zu Lasten der schwächeren Schülern gehe. "Das passiert nicht unbedingt in der Breite, aber es passiert", fasst Bär zusammen.

Genau deshalb sei ein Sozialdienst eine "sehr willkommene Ergänzung zum bereits vorhandenen Netz". Bär betont, dass die Entwicklungen an seiner Schule keineswegs ein Extremfall sind. "Das ist halt die heutige Schullandschaft", sagt er. Manches habe es in dieser Form vielleicht vor 20 Jahren nicht gegeben, aber man müsse sich eben anpassen.

Keine Zuschüsse von Bund und Bayern

Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) verkündete dem Stadtrat zunächst schlechte Neuigkeiten. Nach Rücksprache mit dem Jugendamt und dem Landratsamt sowie mit politischen Vertretern sei eines klar: "Geld gibt es weder vom Bund noch vom Freistaat", so Brilmayer.

Fördergelder für Sozialarbeit in diesem Rahmen sind an Zahlen von Kindern mit Migrationshintergrund gekoppelt - und Ebersberg knackt die erforderliche 20 Prozent-Marke bei weitem nicht. "20 Prozent? Naja, eher 20 Schüler", sagte Bär.

"Wir müssen hier kein Gerangel darüber anfangen, dass Bildung eigentlich Staatszuständigkeit ist - letztlich profitieren ja unsere Kinder", fand Brilmayer. Davon, dass die Jugendsozialarbeit an der Grundschule gut angenommen wird, ist Bär überzeugt: Die Erfahrungen aus den vergangenen vier Jahren an der Mittelschule seien durchweg positiv. "Die Kooperation klappt hervorragend", so Bär, "es wäre nur folgerichtig, das jetzt zu erweitern". Genau das wünsche er sich jetzt auch für die Grundschule.

Die Besetzung für die neue Stelle steht fest

"Es geht darum, langfristig zu denken und in unserem Fall präventiv zu handeln", sagte Bär. Dadurch, dass es keine Förderung von staatlicher Seite gibt, sei die Bitte an die Stadt groß, aber: "Der soziale Frieden an der Schule wird gestärkt und die Lehrer entlastet", betont Bär. Was man früh abfange, mache später bei den Jugendlichen nicht so viel kaputt. Der Schritt entlastet also auch die künftigen Schulen der Grundschüler.

Die Grundschule arbeitet bereits mit dem mobilen Sozialdienst vom Förderzentrum in Grafing, allerdings komme die Sozialarbeiterin nur alle zwei Wochen ein bis zwei Stunden lang. Das sei zwar gut, aber zu wenig. Die beschlossene Stelle soll nun schon "in diesem Kalenderjahr" angetreten werden, so Bär. Wer den Job künftig übernehmen wird, ist zwar bereits klar, "aber noch nicht öffentlich", so Annemarie Pfleger vom Amt für Familie und Kultur.

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