Keine Feier am Rosenmontag:Schluss mit lustig

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Anzinger Burschenverein sagt Faschingsparty wegen Konflikt mit der Polizei ab

Sophie Rohrmeier

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, singen die Narren - in Anzing wird die fünfte Jahreszeit indes zu Ende gehen, bevor sie richtig begonnen hat. Nach einigen Vorfällen im vergangenen Jahr und darauf folgenden Uneinigkeiten über Auflagen für Veranstaltungen des Anzinger Burschenvereins hat dieser nun seinen traditionellen Rosenmontagsfasching abgesagt. Und das, obwohl die Gemeinde, in deren Verantwortung die Genehmigung liegt, zu Verhandlungen bereit war. Ein Vermittlungsversuch der Gemeinde zwischen Polizei und Burschen war zuvor gescheitert.

"Das Verhältnis zwischen Burschen und Polizei ist zerrüttet", sagte Bernhard Haimmerer (CSU) am Dienstagabend bei der Sitzung des Gemeinderates, wo der Konflikt Gegenstand einer emotional stark aufgeladenen Debatte wurde. Haimmerer trat vehement für den Anzinger Burschenverein ein: "Die Polizei ist auch selber Schuld. Wie stellen die sich das vor? Schmeißen um drei Uhr früh die Leute raus anstatt es ruhig ausklingen zu lassen", da sei Unruhe voraussehbar. "Was die Polizei sagt, ist nicht das Amen in der Kirche."

Die Polizeidienststelle Poing sieht dagegen den Burschenverein verantwortlich für Verstöße gegen Auflagen bei Veranstaltungen im vergangenen Jahr und hatte deshalb der Gemeinde empfohlen, die Faschingsparty an Rosenmontag nicht mehr zu genehmigen. Im Vorjahr hatten Gäste nach Polizeiangaben mit Flaschen nach den Einsatzkräften geworfen; zudem sei unter anderem die Sperrfrist nicht eingehalten worden, sagt der stellvertretende Dienststellenleiter Manfred Winter.

Obwohl nach einem Gespräch zwischen Gemeinde, Polizei und Burschenverein in Folge dieser Vorfälle bestimmte Vorlagen abgesprochen und beim folgenden Anzinger Weinfest eingehalten worden waren, fiel die Stellungnahme der Polizei zur diesjährigen Faschingsparty negativ aus. Das Jugendamt schloss sich an. Grund hierfür seien die Erfahrungen der Polizei in Anzing, so Winter. Auch bei der "Laufstallparty" Ende Oktober 2012 habe der Burschenverein als Veranstalter die Sperrfrist nicht eingehalten. Mit drei Einsatzwagen war die Polizei allerdings schon präventiv vor Ort, also vor Überschreitung der Sperrfrist. Das mache den Leuten Angst, sagte Bernhard Haimmerer. Peter Moossmann (CSU) pflichtete ihm bei: "Das sind Nachwuchsschauspieler, die sich profilieren wollen - und das auf Kosten unserer Burschen", das sei eine "Provokation".

Auch an einem Runden Tisch, zu dem Finauer am vergangenen Freitag Burschen und Polizei geladen hatte, konnte keine Einigung erzielt werden. Einige Auflagenvorschläge der Gemeinde stießen beim Burschenverein auf Ablehnung. Etwa, das Verbot Glasflaschen zu verkaufen, die Veranstaltungen bei Facebook anzukündigen, und die Sperrfrist auf drei Uhr festzulegen. Hätten die Burschen dem zugestimmt, wäre wohl auch das Votum der Polizei positiv ausgefallen, doch "die Burschen haben sich uneinsichtig gezeigt", so Winter.

Der Sprecher des Burschenvereins, Leonhard Spitzauer, bezichtigt im Gegenzug die Ordnungskräfte unprofessionellen Verhaltens. "Die Polizei hat ein persönliches Problem mit ein paar von uns", sagte Spitzauer. Obwohl Bürgermeister Franz Finauer (UBA) signalisiert hatte, das Fest notfalls auch gegen die Empfehlung der Polizei zu genehmigen, habe sich der Vorstand für die Absage entschlossen. Man wolle bei der Feier nicht vom Wohlwollen der Polizei abhängig sein, die dem Treiben ohnehin negativ gegenüber stehe, so der Burschensprecher sinngemäß.

Zumindest für die Zukunft könnte der abgesagte Fasching positive Folgen zeitigen, jedenfalls für Burschen und Gemeinde: Bei der Frage, wie die Maibaumwache ablaufen soll, wollen Verein und Kommune frühzeitig eine Vereinbarung treffen - diesmal, ohne die Polizei einzuladen.

© SZ vom 07.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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