Jugendliche in Schule unerwünscht:Kleine Nachtmusik unerwünscht

Der Verein "Jüngste Kultur im Landkreis" scheitert in Zorneding auf der Suche nach Veranstaltungsorten an Bedenken der Gemeindeverwaltung

Carolin Fries

Zorneding"Ich dachte, man kennt und schätzt unsere Arbeit". Vincent Kalnin vom Verein "Jüngste Kultur erleben im Landkreis" stand die Enttäuschung nach der jüngsten Sitzung des Zornedinger Gemeinderates ins Gesicht geschrieben. Dabei hatte sich das Gremium gar nicht mit dem Antrag des Vereins auf Nutzung von Räumen in der Schule auseinandergesetzt. Die sachliche Aufbereitung der Verwaltung im Vorfeld hatte Kalnin, der für die Grünen im Zornedinger Gemeinderat sitzt, dazu bewogen, den Antrag zurückzuziehen. "Wir wollten niemandem mit einer Grundsatzentscheidung etwas verbauen", begründet er.

Der Verein hatte eine "kleine Veranstaltungsreihe" im Keller des Schulhauses geplant. "Wir dachten dabei an einen Verbindungsraum zwischen der Turnhalle und der Grundschule", sagt Kalnin und bedauert, "als einziger Verein in Zorneding keine Räumlichkeiten" zu haben. Stets sei der Verein Gast, immer müssten Termine und Rahmenbedingungen denen des Gastgebers angepasst werden - darum die Anfrage, die Schulräume nutzen zu dürfen. Dort sind bislang lediglich die Volkshochschule oder der Sportverein außerschulisch einquartiert. Kalnins neue Reihe wollte Musiker aus dem Landkreis ansprechen und - je nach musikalischer Ausrichtung - immer nur ein kleines Publikum anziehen. Die Kellerräume hätten Kalnin "architektonisch angesprochen" und "es gibt auch keine direkten Anwohner".

Die Verwaltung allerdings hatte Bedenken. Im Sachvortrag, den Bürgermeister Piet Mayr (CSU) verantwortete, wurde darauf verwiesen, dass mit einer Öffnung des Schulgebäudes für die "Jüngste Kultur" ein Präzedenzfall geschaffen würde: "Mitinteressenten sind Gemeindebürger und/oder Vereine, die mit Fug und Recht dann auch Gleichbehandlung verlangen könnten", heieß es im Sachvortrag. Darüber hinaus könne im Zeitalter von Twitter und Facebook nicht gewährleistet werden, dass tatsächlich nur 15 Besucher kämen. Und die Nutzung wäre für die Kommune mit "erheblichen Lohnkosten" verbunden, schließlich müsse ein Mitarbeiter der Verwaltung oder der Schule "die gesamten Schulräume im gelben Haus" nach der Veranstaltung kontrollieren. Laut Bürgermeister Mayr (CSU) sei auch die Schulleitung nicht begeistert von der Nutzung gewesen. Rektorin Angela Baldus wollte sich gestern "nicht öffentlich dazu äußern".

So wie das geplant war, war das nicht durchführbar", sagt CSU-Gemeinderat Christian Krumpholz. Kalnin wiederum spricht von einer "Frage des Willens". Der sei schon da, betont Mayr. "Drei oder vier Veranstaltungen im Jahr finden ganz problemlos in der Gemeinde statt", sagt Mayr. Gehe mal was nicht, "hat das wohl einen besonderen Reiz", so der Bürgermeister. Davon abgesehen, verstehe er nicht, warum sich 15 Jugendliche nicht "beim Freund im Keller treffen" können. Anders als bei den Veranstaltungen der Volkshochschule oder des Sportvereins würde die geplante Reihe "nicht die Allgemeinheit angesprochen".

Vincent Kalnin hat aus der Absage im Gemeinderat seine Lehren gezogen. Er will sich nun mit dem Projekt an die Nachbargemeinde Kirchseeon wenden. "Dort sind wir bisher immer wohlwollend aufgenommen worden", sagte er. Die Gemeinde Zorneding und die Jugendlichen gehen derweil leer aus - zumindest solange es keinen neuen Jugendpfleger gibt. Erst dann will Kalnin einen neuen Versuch starten.

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