Jugendhilfe in Ebersberg:Zu viel gespart?

Wurden Hilfsbedürftige weggeschickt, weil Ebersberg die Ausgaben für Jugendhilfe einschränkt? Jugendamtsleiter Michael Huber wehrt sich gegen alle Vorwürfe.

Barbara Mooser

Immer noch gibt der Landkreis Ebersberg Jahr für Jahr mehr für die Jugendhilfe aus, der drastische Kostenanstieg früherer Jahre ist aber gebremst. Im vergangenen Jahr hat das Jugendamt sogar nicht einmal das ihm zugestandene Budget voll ausgeschöpft. Nicht für alle Mitglieder des Jugendhilfeausschusses war diese Erkenntnis am Donnerstag allerdings Anlass zur Freude. Ulrike Stehle vom Diakonischen Werk sagte, es habe ihrer Erfahrung nach "erhebliche Einschnitte" beim Hilfsangebot des Jugendamts gegeben. "Es wurde extrem eingespart, auch auf Kosten derer, die Hilfe gebrauchen könnten."

Jugendhilfe in Ebersberg: Leitet das Ebersberger Jugendamt: Michael Huber.

Leitet das Ebersberger Jugendamt: Michael Huber.

(Foto: EBE)

Der Etat des Jugendamtes hatte auch in den vergangenen Jahren immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten geführt. Denn der Jugendhilfeausschuss, dem auch Vertreter sozialer Organisationen angehören, hatte regelmäßig ein hohes Budget eingefordert - und ebenso regelmäßig hatte der Kreistag dieses Budget wieder zusammengestrichen.

Im vergangenen Jahr nun hatte das Jugendamt sogar noch 1,2 Millionen Euro weniger ausgegeben, als der Kreistag ihm zugestanden hatte. Gegen die Äußerung Stehles, dass sich diese Ausgabendisziplin auch auf die Angebote für Hilfsbedürftigen auswirkt, verwehrte sich allerdings Michael Huber, einer der beiden Jugendamtsleiter. "Wir haben uns keinerlei Druck gebeugt und fachlich einwandfrei gearbeitet."

Es seien keine Hilfesuchenden weggeschickt oder Hilfen aus finanziellen Gründen nicht gewährt worden. Statt dessen hätten Maßnahmen gegriffen, die man schon vor einiger Zeit in die Wege geleitet habe - beispielsweise, indem man stärker auf ambulante statt auf stationäre Hilfen setze.

Auch Brigitte Keller, die im Landratsamt für das Controlling zuständig ist, betonte, es gebe viele Steuerungsmöglichkeiten, die aber nicht vom Controlling vorgegeben würden. Im Übrigen, darauf wies Keller hin, komme die Tatsache, dass die Ausgabensteigerung inzwischen nicht mehr so stark ausfalle, schließlich auch Menschen im Landkreis zugute.

Kreisrat Piet Mayr (CSU) sprang dem Jugendamtsleiter ebenfalls zur Seite: Das Motto "Darf's ein bisschen mehr sein?" könne schließlich auch hier nicht gelten. "Ich werte die Entwicklung als Erfolg", sagte er. Andreas Lenz (CSU) wies auf die Tatsache hin, dass die Jugendhilfeausgaben 2010 immer noch "die höchsten in der Geschichte" gewesen seien und fast ein Viertel des Gesamthaushalts betragen hätten. "Wenn die Kurve jetzt flacher wird, ist das in unserem Sinne", sagte er. Christine Gerneth (Grüne) zeigte sich vor allem verwundert über "die große Diskrepanz" zwischen Planung und tatsächlichen Ausgaben.

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