Jubilar:Neun Jahrzehnte Vaterstetten

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Peter Linner feiert seinen 90.Geburtstag mit Ehefrau Traudl. (Foto: Christian Endt)

Feuerwehrmann und Zeitzeuge Peter Linner feiert Geburtstag

In der Zuzugsgemeinde Vaterstetten muss man die Alteingesessenen schon ein wenig suchen, die wenigsten Bewohner haben hier ihr ganzes Leben verbracht. Eines dieser seltenen Exemplare ist Peter Linner, der im Jahr 1927 in der damals noch kleinen Ortschaft Vaterstetten geboren wurde und nun seinen 90. Geburtstag feierte. Nicht nur ein "waschechter Vaterstettener Ureinwohner" sei Linner, so Bürgermeister Georg Reitsberger in seiner Glückwunschrede, sondern auch jemand, "der 90 Jahre Vaterstettener Ortsgeschichte miterlebt und mitgestaltet hat."

Diese Mitgestaltung ist auch der Grund, warum die Feier nun im Altschütz stattfand - ohne Linner hätte es nämlich wohl weder das Vereinsheim der Schützen noch die beliebte Gaststätte nebenan gegeben. Diese sei "ein leuchtendes Beispiel, was mit Eigeninitiative möglich ist", lobte der Bürgermeister in seiner Ansprache. In seiner Zeit als Schützenmeister habe Linner "in unermüdlichem Einsatz ein respektables Vereinsheim mit Gaststätte und Saal verwirklichen" können. Auch an anderen gesellschaftliche Ereignissen im Gemeindeleben hatte Linner "maßgeblichen Anteil", etwa die Wiederbelebung der Tradition des Maibaumaufstellens 1971 oder das Sonnwendfeuer.

Ebenfalls sehr verdient gemacht hatte sich Linner für die Vaterstettener Feuerwehr, an deren Wiedergründung er nach dem Krieg beteiligt und wo er jahrelang Kassier und Schriftführer, sowie "ein großer Spendensammler" war, so Reitsberger. Dank der vielen Spenden und eines Zuschusses der Gemeinde konnte 1954 die erste motorisierte Spritze für die Vaterstettener Feuerwehr beschafft werden. Reitsberger lobte Linner auch für seinen Einsatz für die Modernisierung der Ausrüstung und den Neubau des Feuerwehrhauses. Eindringlich habe der Gratulant bei der Gemeinde auf Mängel hingewiesen, bis schließlich mit dem Neubau des Rathauses auch ein modernes Feuerwehrhaus entstand.

Auch schlimme Zeiten habe Linner er- und überlebt, erinnerte Reitsberger, etwa "allerlei Kriegshandlungen in und um Vaterstetten", darunter im Juli 1944 den Absturz eines amerikanischen B 52-Bombers unweit der Ortschaft. Der damals 17-Jährige wurde sogar zur Bewachung der Leiche eines der Piloten eingeteilt. Das Ende des Krieges erlebte Linner bei der Marine, nach der Kriegsgefangenschaft kehrte er 1945 in seinen Geburtsort zurück.

Dort war Peter Linner von 1974 bis 1984 für die SPD im Gemeinderat. Dabei habe er sich als "kritischer Geist, der Sachlichkeit in den Vordergrund stellte und dem Parteiengeplänkel ein Horror waren" erwiesen, sagte Reitsberger, "ich kann mit Dir fühlen."

© SZ vom 21.08.2017 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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