Jubiläum:Weißt du noch, damals . . .

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Die Dr.-Wintrich-Realschule feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Fest im Juli. Für ehemalige Schüler ist ein Ball in der Grafinger Stadthalle geplant

Von Carolin Fries, Ebersberg

50 Jahre und immer wieder die gleiche Frage: Feiern oder ignorieren? Eberhard Laspe, Rektor der Realschule in Ebersberg, räumt ein, dass die Schulleitung "auch ohne eine 50-Jahrfeier gut hätte leben können". Weshalb die Realschule im Juli dennoch zur großen Sause lädt? "Wir wurden vom Kollegium überstimmt." Umso mehr Wert legt Laspe "in Zeiten des zunehmenden Egoismus" darauf, dass die Menschlichkeit im Mittelpunkt der Feier am Samstag, 18. Juli, steht. "Auf lauter Selbstdarsteller habe ich keinen Bock".

Laspe wünscht sich, dass viele der etwa 10 000 Schüler, die die Realschule in ihren 50 Jahren besucht haben, kommen und ihrer Schulzeit gedenken. Den Lehrern mit ihren Ecken und Kanten, denn die seien es meist, um die sich noch Jahre später die tollsten Geschichten ranken. Und so ist es auch bei Sebastian Schlagenhaufer, künstlerischer Leiter der Stadthalle in Grafing, wo am Vorabend der 50-Jahrfeier ein Ball für ehemalige Schüler stattfinden soll. An seine Realschulzeit erinnert sich der Musiker und Schauspieler gerne zurück, vor allem an seinen ehemaligen Mathematiklehrer. Er beginnt zu erzählen, und Rudi Bäuml, aktuell stellvertretender Schulleiter in Ebersberg, ist sofort dabei, erzählt eine Anekdote aus dem Lehrerzimmer von einst. Dort soll er gesessen und schimpfend die Mathetest korrigiert haben. Schließlich aber habe Bäuml bewundernde Worte vernommen. Wie sich herausstellte, hatte der Kollege aus Versehen seinen eigenen Korrekturbogen mit den Musterlösungen korrigiert. Laspe freut sich: "Diese Weißt-Du-noch-Geschichten, die wünsche ich mir. Da menschelt's." Auch wenn er weiß, dass auch er mit seinen sieben Jahren als Schulleiter längst Hauptfigur mancher Anekdote ist. "Seiner" ersten Abschlussklasse in Ebersberg etwa hat er damals zum Quali gratuliert.

Geplant ist zunächst ein Festakt mit etwa 250 geladenen Gästen in der Aula. Von 14 Uhr an wird dann bei einem "Tag der offenen Tür" auf dem gesamten Gelände gefeiert. Ehemalige sowie zukünftige Schüler sollen die Gelegenheit haben, sich die Räumlichkeiten - darunter einige Erweiterungsbauten - anzusehen. In einem Rahmenprogramm werden die Schüler ihr künstlerisches Können unter Beweis stellen. Zudem wolle man die wichtigsten Ereignisse kurzweilig Revue passieren lassen, wie Lehrerin Cornelia Heindl sagt. Der Nachmittag soll schließlich nahtlos in ein Sommerfest übergehen. Selbstverständlich sind auch die ehemaligen Lehrer und Schulleiter eingeladen, wie Sekretärin Anneliese Karl sagt. Dieter Kämpf, Rektor von 1994 bis 2007, werde wohl kommen, sagt sie. Die früheren Schulleiter indes seien inzwischen verstorben.

Am 6. April 1965 hat das Kultusministerium den Bau einer Realschule in Ebersberg beschlossen, bereits wenige Monate später ging der Schulbetrieb mit 92 Schülern in zwei Klassen in den Räumen des Gymnasiums in Grafing los. Zwei Jahre später war das Gebäude in Ebersberg fertig, Schulleiter war Richard Böhm, der 1973 unerwartet im Alter von 57 Jahren starb. Es übernahm Wilhelm Homma und 1982 Hans Dünzkofer. Mit dem Platzmangel haben sich fast alle Schulleiter auseinandersetzen müssen, hat sich die Zahl der Schüler in den 50 Jahren doch nahezu verdoppelt. Aktuell werden 980 Jugendliche unterrichtet. Wohin ihr Weg einmal führt? "Alles ist möglich", sagt Laspe. Zu den bekanntesten ehemaligen Schülern gehöre eine Opernsängerin aus Düsseldorf, ein Physik-Professor aus Deggendorf sowie die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) und der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU). Die Realschule stehe gut da - zum Geburtstag wünsche man sich lediglich, dass sie in den Mühlen der Politik nicht zerrieben werde. Und natürlich Gesundheit.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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