Jubiläum:Raus aus der Sucht

Jubiläum: Die Mitarbeiter der Suchthilfe bedanken sich bei ihrer Chefin Gabriele Althammer-Radan für die gute Zusammenarbeit.

Die Mitarbeiter der Suchthilfe bedanken sich bei ihrer Chefin Gabriele Althammer-Radan für die gute Zusammenarbeit.

(Foto: Hinz-Rosin)

Seit 20 Jahren unterstützt die Fachambulanz für Suchterkrankungen im Landkreis Ebersberg Abhängige. Zum Jubiläum blickt das Gründerteam auf die vergangenen Jahre zurück und wird geehrt

Von Annalena Ehrlicher, Grafing

Rührung und ein wenig Melancholie kommen auf bei der Feier des 20-jährigen Bestehens der Fachambulanz für Suchterkrankungen im Landkreis Ebersberg, die am Mittwoch, 21. Oktober, in den Caritas-Räumen in Grafing stattfand. Zur "Stunde Null" im Juli 1995 sei das damals noch deutlich kleinere Team in die alten Räumlichkeiten in der Kirchenstraße gezogen, erinnert sich die Fachdienstleiterin der Suchthilfe, Gabriele Althammer-Radan. "Wir haben uns damals eine Schreibmaschine zu fünft geteilt", sagt sie. "Und es war für alle der Wahnsinn, dass die ein Löschband hatte."

Seitdem hat sich viel getan - langweilig sei es in ihrem Beruf sowieso nie, so Althammer-Radan. "Die ersten zehn Jahre waren dem Auf- und Ausbau gewidmet", sagt sie in ihrer Jubiläumsrede, "die vergangenen zehn der Weiterentwicklung."

Ständig tauchen neue Probleme, Krankheitsbilder aber auch Projekte und Möglichkeiten auf. Von der ursprünglichen Hauptaufgabe - der Beratung suchtkranker Menschen - hat die Suchtambulanz sich in den zwanzig Jahren stetig weiterentwickelt: Von der Vorbereitungshilfe für die Medizinisch-psychologische Untersuchung bis hin zur Suchtprävention und der substitutionsgestützten Behandlung reicht das Angebot. Auch betreutes Wohnen macht die Suchthilfe möglich.

Die Altersgruppe der Klienten ist breit gefächert: "Da kommen Jugendliche genauso wie 70-Jährige", so Althammer-Radan. Auch das erfordere eine kontinuierliche Veränderung in der Beratung und Behandlung. "Natürlich sorgt das auch für Unruhe, aber schön dabei ist, dass keine schleppende Routine einkehrt", bemerkt sie. Heute seien die Probleme und Belastungen deutlich komplexer: Suchtprobleme, die aus sozialer Isolation, Arbeitslosigkeit, aus psychischen Krankheiten und Traumata herrühren, gehören zu ihrem Alltag. "Unser zentraler Anspruch ist, dem Menschen in seiner Ganzheit gerecht zu werden", sagt sie.

Der Ebersberger Bürgermeister und stellvertretende Landrat Walter Brilmayer (CSU) wird von Althammer-Radan als "beständiger Weggefährte" begrüßt. Auch Andreas Bohner, Kreisgeschäftsführer der Caritas Ebersberg, betont: "Der Landkreis ist essenziell für die Caritas."

Brilmayer seinerseits lobt die Arbeit der ambulanten Suchthilfe mit warmen Worten: "Sie alle hier leisten einen sehr wertvollen Dienst - wir können Ihnen sehr dankbar sein." Nach einer Studie des wissenschaftlichen Instituts der AOK haben 17 Prozent der Erwachsenen Suchtprobleme. Unabhängig vom exakten Prozentsatz der Betroffen stellt Brilmayer fest: "Viele sind es auf jeden Fall, das können Kollegen, Verwandte und Freunde sein", betont er und fügt dann noch hinzu: "Ich rechne das gerade auf die Mitarbeiter im Rathaus hoch."

Bohnert, der selbst 16 Jahre lang in der Suchthilfe tätig war, bemerkt, dass die Mitarbeiter der Fachambulanz Enormes leisten und überreicht Althammer-Radan als Geste der Anerkennung einen vom Förderkreis gestifteten Scheck. Er betont die Wichtigkeit ihrer Einrichtung. "Die Suchthilfe hat hier eine hohe Bedeutung", sagt er. "Aber die Arbeit ist natürlich nicht einfach." Das bestätigt auch Althammer-Radan: Niemand, der nicht wirklich aus Überzeugung dabei sei, könne sich dem Druck dauerhaft aussetzen. Umso erstaunlicher ist es, dass das Gründerteam der Suchthilfe heute noch komplett ist.

Inzwischen ist die Gruppe sogar auf 13 Mitarbeiter angewachsen, die mit einem Blumenstrauß für große Rührung bei der Chefin sorgen. Eine gewisse "Psycho-Hygiene" sei bei der Arbeit, die sie und ihr Team leisten, wichtig, betont sie. "Wir müssen immer in die Konflikte rein und uns mit allem, was an uns herangetragen wird, konfrontieren", erzählt sie. Wichtig sei, nie den Mut zu verlieren: "Es geht besser, wenn man lachen kann."

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