70 Jahre CSU im Landkreis:Politische Zeitreise

Der Kreisverband der CSU feiert an diesem Montag sein 70-jähriges Bestehen. Stolz und selbstkritisch blicken vier langjährige Mitglieder auf ihre Arbeit in der Partei zurück

Von Sara Kreuter, Ebersberg

Nach jedem von ihnen wird wohl einmal eine Straße im Landkreis benannt werden: Josef Altinger aus Glonn, Leo Pößl aus Baiern, Richard Hollerith aus Anzing und Martin Wagner aus Vaterstetten. Sie sind Männer der ersten Stunde, Altbürgermeister oder Gemeinderats- und Kreistagsmitglieder - kurz: echte Koryphäen der CSU im Landkreis. In diesem Jahr feiert die Partei ihr 70-jähriges Bestehen. Zufrieden, stolz, selbstkritisch und auch wehmütig nehmen vier langjährigen Mitglieder die SZ mit auf eine Zeitreise in ihrer CSU.

Am 3. Januar 1946 erlauben die Alliierten, im Landkreis die CSU zu gründen

"Wir wussten damals, wir müssen etwas tun, damit es nie wieder Krieg gibt", erklärt der 93-jährige Josef Altinger, der noch als Soldat im zweiten Weltkrieg diente. Altinger ist das einzige noch lebende Gründungsmitglied der CSU im Landkreis. In den Wirren der Nachkriegszeit wurde ihm, wie vielen anderen auch, die Wichtigkeit eines breiten, funktionierenden Parteiensystems bewusst. Doch ob - und wie lange - es die CSU wirklich geben sollte, war damals noch mehr als ungewiss. Schließlich waren selbst die Alliierten, als die "Christlich Soziale Union" aus der Taufe gehoben werden sollte, noch uneins, ob Deutschland überhaupt eine Zentralregierung bekommen werde.

Doch nach der Gründung der CSU in Bayern im Herbst 1945 genehmigte das Office of Military Government am 3. Januar 1946 letztendlich die CSU im Landkreis. Seitdem gibt es die CSU in Ebersberg - und sogar acht Ortsverbände feiern dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen.

Seit der Gründung habe sich "viel, ja fast alles verändert", betont Martin Wagner, 69 Jahre alt und seit einem halben Jahrhundert bei der CSU. Eine Partei, die einen Nato-Doppelbeschluss und eine Wiedervereinigung überstehe, verändere sich zwangsläufig; auf Landes- und auf Kreisebene. Die Partei müsse sich anpassen, an die Zeit und die Herausforderungen. Auch die Wähler hätten sich verändert: "Früher war die Bindung der Wähler an eine Partei viel größer. Heute gibt es mehr Wechselwähler, weshalb man mehr investieren muss: in Wählerstimmen und Mitglieder natürlich."

Altinger, Pößl, Hollerith und Wagner, alle vier haben einen langen Weg mit der CSU hinter sich. Alle vier haben viel gegeben, viel investiert - und viel zurückbekommen. Altingers liebste Erinnerungen an seine aktive Zeit in der Partei sind die Momente, in denen sich die CSU bei Wahlen gegen die SPD durchsetzen konnte.

"Am besten mit absoluter Mehrheit", ergänzt der Vaterstettener Martin Wagner. Dies seien die Höhepunkte eines Politikers. Dem 82-jährigen Altbürgermeister Leo Pößl, der schon so lange zur CSU gehört, dass er gar nicht weiß, wie lange - "40,50 oder 60 Jahre" - hat die Einigkeit in der Partei immer viel bedeutet. "Streit untereinander geht gar nicht", mahnt er. Zum Glück lebten in Baiern alle "in gutem Einvernehmen". Das wird er immer in guter Erinnerung behalten.

Man muss nicht die gleiche Meinung vertreten wie der Parteivorsitzende, um von der CSU überzeugt zu sein

Doch natürlich habe es auch schwere Momente gegeben, so Pößl: Zwistigkeiten in der Partei, Rückschläge, Wahlniederlagen. Wagner selbst hat eine Bürgermeisterwahl verloren; weitergemacht hat er trotzdem, noch heute ist er Sprecher der CSU/FDP-Kreistagsfraktion und Zweiter Bürgermeister in Vaterstetten. Einverstanden mit dem, was die Partei so vorgibt, sind aber lange nicht alle. Wie Anzings Altbürgermeister Richard Hollerith, 71 Jahre und seit 48 Jahren bei der CSU.

Er ist ein treuer Anhänger, bezeichnet sich als "liberalen Rechtsliberalen". Zwar sei er von mancher Meinung des Parteivorsitzenden "nicht so begeistert", aber das sei okay. Den Grundprinzipien der CSU wird Hollerith in jedem Fall treu bleiben". Für die Zukunft der Partei wünscht er sich, dass sie "nicht nach rechts oder links abdriftet, sondern den Werten des Grundprogramms vor 70 Jahren treu bleibt."

Dass der Partei dies bisher größtenteils gelungen ist, da sind sich alle vier einig. "Die CSU steht heute noch für die christlichen Grundwerte, für soziales Engagement, für die Menschen", so Wagner. Deshalb sind sie dort nach wie vor gut aufgehoben, sind sich auch die anderen drei sicher. Außerdem sei die CSU nach all den Jahren zu einem Stück Heimat geworden.

70 Jahre CSU im Landkreis: SZ-Grafik; Quelle: Landratsamt Ebersberg

SZ-Grafik; Quelle: Landratsamt Ebersberg

Und nach einer Zeit voller Höhen und Tiefen seien sie bereit, die Verantwortung langsam in jüngere Hände zu legen. Wie in die von Thomas Huber, 43, dem aktuellen Kreisvorsitzenden. Der braucht noch keine Straßennamen, um sich an die Menschen zu erinnern, die seine CSU im Kreis und in den Gemeinden im Wesentlichen getragen haben. Außerdem will er dafür sorgen, dass deren Bemühungen nicht vergeblich waren - und sich die CSU in den nächsten 70 Jahren "im positivsten Sinne weiterentwickelt".

Gefeiert wird das Jubiläum am Montag, 6. Juni, von 18 Uhr an im Markt Schwabener Brauereifestzelt. Ehrengast ist Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

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