Initiative gegen "öde Gewerbebauten":Protest per Post

Der Bund Naturschutz verteilt Karten, mit denen Bürger ihren Unmut über das geplante Gewerbegebiet in Bruck ausdrücken können. Bürgermeister Schwäbl zeigt sich irritiert.

Von Wieland Bögel

Das geplante Gewerbegebiet in Bruck ruft weiter Ärger hervor. Der Bund Naturschutz (BN) wird am Samstag eine Postkartenaktion gegen das Projekt in Taglaching starten. Bereits seit Wochen üben BN und Landesbund für Vogelschutz scharfe Kritik an den Plänen für das Gewerbegebiet. Die Gemeinde möchte neben dem Taglachinger Kieswerk auf 4,1 Hektar neue Firmen ansiedeln. Beide Naturschutzverbände befürchten dadurch eine Verschandelung der Landschaft, negative Auswirkungen auf die Natur, etwa durch Überflutungen bei Starkregen, und eine Zunahme des Lastwagen-Verkehrs auf der Staatsstraße 2351.

Taglaching

Radeln vor grüner, aber bedrohter Idylle: Diese Nachricht transportiert der Bund Naturschutz mit diesem Foto auf seiner Postkarte. Auf den Wiesen bei Taglaching soll ein 4,1 Hektar großes Gewerbegebiet angesiedelt werden.

(Foto: Daniel Huber, ohne Honorar)

Diese Argumente greift der BN auch in seiner neuen Aktion auf. Man werde die an den Brucker Bürgermeister Josef Schwäbl adressierten Postkarten an alle Haushalte in Nettelkofen, Grafing-Bahnhof, Pienzenau und Taglaching verteilen, erklärt Kreisvorsitzender Olaf Rautenberg. Denn diese vier Orte seien am stärksten vom zusätzlichen Verkehr betroffen, den der BN als Folge des neuen Gewerbegebiets erwartet. Zusätzlich werde man an diesem Samstag, 26. April, von 9 bis 12 Uhr auf dem Hans-Eham-Platz in Grafing weitere Protestpostkarten verteilen.

Auf die Idee mit der Aktion habe den BN ausgerechnet Brucks Bürgermeister gebracht, sagt Rautenberg. Denn Schwäbl hatte sich auf der Bürgerversammlung Mitte April verwundert bis verärgert darüber gezeigt, dass es zwar öffentliche Kritik am Gewerbegebiet gab, aber niemand sich direkt beim Bürgermeister beschwert habe. "Diesen Vorwurf haben wir aufgegriffen und 2000 Postkarten drucken lassen", sagt Rautenberg. "Bürgerinnen und Bürger, die das Vorhaben ablehnen, können sich mit einem vorgedruckten Appell persönlich an den Brucker Bürgermeister wenden, die Pläne für ein Gewerbegebiet an dieser Stelle aufzugeben."

Dieser Aufruf hat es durchaus in sich: Schon auf der Vorderseite prangt über dem Foto zweier Radfahrer im Grünen der rote Schriftzug "Hände weg von unserem Naherholungsgebiet!". Der Text auf der Rückseite bezeichnet die Pläne als "unangemessenen Eingriff". Es sei unverständlich, "wieso der Brucker Gemeinderat überhaupt auf den Gedanken kommen kann, diese Ausflugslandschaft mit öden Gewerbebauten zu verschandeln". Ohnehin, so der Text der Postkarte weiter, gehöre der Landkreis Ebersberg bereits jetzt "zur Spitzengruppe der Flächenverschwender in Deutschland". Schwäbl wird deshalb mit Bezug auf den im Bayerischen Landesentwicklungsprogramm festgeschriebenen Landschaftsschutz aufgefordert, "die Pläne für ein Gewerbegebiet an dieser Stelle" fallen zu lassen.

Der Adressat der Postkarten hatte von der Aktion bisher nichts erfahren. Dass der BN Bürger zu Einsprüchen per Karte aufruft, sei ihm neu, sagt Schwäbl. Ob die Aktion Auswirkungen auf die Pläne für das Gewerbegebiet haben wird, könne man zwar noch nicht einschätzen, so der Bürgermeister weiter. Er verweist aber darauf, dass der Gemeinderat einstimmig die Gewerbeflächen neben dem Kieswerk in Taglaching beschlossen habe: "Ich glaube nicht, dass Postkarten daran etwas ändern." Schwäbl verwehrt sich gegen die Vorwürfe der Naturschützer, man gehe zu leichtfertig mit Landschaft und Umwelt um. "Es war meine Meinung von Anfang an, dass wir behutsam vorgehen wollen", sagt der Bürgermeister. Im Gemeinderat war es unstrittig, das Projekt "so schonend wie möglich" umzusetzen. Dass das geplante Gewerbegebiet in einem Naherholungsgebiet liege, wie es die Naturschützer beklagen, sei nicht der Fall, bekräftigt der Bürgermeister: "Wo wir hinbauen wollen, ist nicht das Brucker Moos." Stattdessen handele es sich um eine Ackerfläche, die bisher nicht zur Naherholung genutzt worden sei. Außerdem entstehe dank des Gewerbegebietes neue Natur, die Gemeinde habe bereits ein Ausgleichsflächenkonzept erarbeitet und den zuständigen Stellen, etwa dem Landratsamt, vorgelegt.

Von dessen Stellungnahme wird es maßgeblich abhängen, ob das Gewerbegebiet wie geplant umgesetzt werden kann. Schwäbl rechnet damit, dass sämtliche Stellungnahmen zu dem Projekt in Taglaching bis Ende April bei der Gemeinde eingegangen sind. Dann kann sich der Gemeinderat erneut mit dem Vorhaben befassen. Dass die Behörden den Bruckern einen Strich durch die Rechnung machen, glaubt der Bürgermeister nicht: Bei den Vorbesprechungen habe es keine grundsätzliche Einwände gegen das Projekt gegeben.

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