Infrastruktur:"Die sollen jetzt mal ordentlich auf die Tube drücken"

Infrastruktur: Die letzten Kilometer vor der Kreisstadt hat die S-Bahn nur ein Gleis zur Verfügung. Das führt immer wieder zu massiven Verspätungen.

Die letzten Kilometer vor der Kreisstadt hat die S-Bahn nur ein Gleis zur Verfügung. Das führt immer wieder zu massiven Verspätungen.

(Foto: Christian Endt)

Die Landräte innerhalb der MVV fordern Verbesserungen. Die Federführung hat Robert Niedergesäß - auch sein Landkreis soll profitieren.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Bei fünf Minuten Verspätung kann es noch klappen. Fährt die S 4 aber in München zehn Minuten zu spät los, bekommen die Fahrgäste oft kurz vor Grafing-Bahnhof die verhasste Ansage zu hören: "Dieser Zug endet hier, bitte alle aussteigen." Grund dafür, dass die Reise statt in der Kreisstadt oft zwei Stationen vorher endet, ist die Tatsache, dass es zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg nur ein Gleis gibt, das sich die S-Bahn auch noch mit dem Regionalzug teilt.

Kommt es zu Störungen, hakt es hier sofort gewaltig. Im Forderungskatalog zur Zukunft der S-Bahn, den die Landräte im Münchner Umland nun vorgelegt haben, steht der zumindest weitgehend zweigleisige Ausbau an dieser Stelle für den Landkreis Ebersberg weit oben - ebenso wie der viergleisige Ausbau zwischen München und Markt Schwaben sowie der Ausbau Richtung Wasserburg.

Das System der S-Bahn stoße seit Längerem an seine Leistungsgrenzen, eine Ertüchtigung sei dringend nötig: Das Positionspapier, das unter Federführung von Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU), dem derzeitigen Sprecher der MVV-Landkreise, erstellt wurde, skizziert mit deutlichen Worten die Probleme, die die Pendler und andere S-Bahn-Nutzer täglich erleben.

Und auch darüber, wie man sie lösen könnte, haben sich die Landräte umfassend Gedanken gemacht, allein für die S-Bahnlinien S 2, S 4 und S 6, die durch den Landkreis fahren, gibt es eine lange Liste an Verbesserungsvorschlägen. Viele davon sind freilich nicht neu, sondern werden seit Jahren immer wieder von verschiedenen Seiten und mit wachsendem Nachdruck geäußert.

Die Forderungen haben jetzt neues Gewicht

Dennoch sieht Thomas Kauderer, Sprecher der Fahrgastvereinigung Pro Bahn für den Landkreis Ebersberg, jetzt neues Gewicht hinter den Forderungen: "Das ist die einzige Chance, dass etwas passiert - dass sich die Landräte dahinter klemmen." Die Landkreise seien schließlich auch MVV-Gesellschafter, "die sollen jetzt mal ordentlich auf die Tube drücken". Seiner Einschätzung nach sind solche Maßnahmen, wie sie jetzt gefordert werden, für das Umland wesentlich wichtiger als der Bau der Stammstrecke.

Gerade die fehlende Zweigleisigkeit auf Teilen beider S-Bahn-Linien durch den Kreis sei extrem ärgerlich und nicht akzeptabel. Auch die geforderte Elektrifizierung der Strecke bis Wasserburg und der zweigleisige Ausbau bis Wasserburg "würde sehr viel bringen", so Kauderer.

Die Politiker in der Region begrüßen den neuerlichen Vorstoß: Auch der Grafinger Stadtrat habe bereits ähnliche Forderungen formuliert, sagt etwa Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). "Einige kleine Bedenken" habe sie, was den Ausbau der Strecke bis Ebersberg betreffe, "denn im Grafinger Stadtgebiet kann es sehr eng werden oder auch gar nicht möglich sein". Aber auch mit Begegnungsgleisen wäre den S-Bahn-Nutzern schon sehr geholfen. Für Obermayr ist es höchste Zeit, dass etwas unternommen wird: Überall entstünden schließlich neue Wohnungen, die Infrastruktur halte damit aber nicht annähernd Schritt.

Wie schnell sich die Landräte mit ihren Ideen durchsetzen und wie sich alles finanzieren lässt, muss sich ohnehin erst noch zeigen. Erfahrungsgemäß ist bei der S-Bahn eher Geduld gefragt: "Ich bin ernüchtert", sagt etwa Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), der schon 2001 ein Bürgermeister-Bündnis für Verbesserungen bei der S-Bahn ins Leben gerufen hat. Letztlich gehe es doch immer wieder ums Geld, und wichtige Projekte würden aus wirtschaftlichen Gründen nach hinten geschoben. Dennoch werde er sich über alles freuen, was die Initiative der Landräte bewirken könne, betont Hingerl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: