Informationsveranstaltung:Plädoyer für Zusammenarbeit

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Die Ministerialbeauftragten German Denneborg und Erich Weigl diskutieren unter Moderation von Klaus Heinemann (v.r.), über Inklusion. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Fachleute diskutieren über Wege zu einer gelungenen Inklusion in der Berufsschule

Von Heloise Olufs, Kirchseeon

Der Bau der ersten Berufsschule im Landkreis Ebersberg ist ja inzwischen beschlossene Sache. Über deren Ausrichtung und Konzept aber ist man sich noch lange nicht einig. Landrat Robert Niedergesäß und andere Interessierte ließen sich am Donnerstagvormittag über mögliche Schulformen und Ideen informieren. Die Fachtagung "Wie Inklusion an Berufsschulen gelingen kann" zur Situation von Auszubildenden an Förderberufsschulen (FBS) und Regelberufsschulen (RBS), die im Berufsbildungswerk der St. Zeno Stiftung stattfand, bot dafür den Rahmen.

Diverse Referenten beschäftigten sich allgemein mit Theorien moderner Ausbildungsmethoden, aber auch mit ganz konkreten Fragen der Integration und Inklusion an Berufsschulen. Dabei ging es zwar auch um die Eingliederung von Flüchtlingen, im Zentrum des Tages stand anlässlich des Josefstags am 19. März aber die Integration von benachteiligten Jugendlichen und Jugendlichen mit einer Behinderung in die Arbeitswelt. Der heilige Josef, der Bibelüberlieferung nach selbst Zimmermann, gilt als Patron der Arbeiter, vor allem der Handwerker.

Beispiele für erfolgreiche Inklusionsstrategien an einer Berufsschule, führte der Schulleiter der Stiftung St. Zeno Kirchseeon, Thomas Oliv, in seinem Vortrag auf: Er berichtete von einer Förderberufsschule in Bayreuth, die im selben Gebäude wie eine Regelberufsschule untergebracht ist. Es seien zwar "getrennte Kollegien, aber mit gemeinsamen Kompetenzen", erläuterte er. Es gebe einen konstanten Austausch zwischen den Lehrkräften der beiden Schulen und daher eine "gemeinsame Begleitung und Diagnostik" der Schüler. Dieses "school-in-school" Prinzip sei nicht nur einseitig vorteilhaft sondern erlaube das "zielgerichtete Einsetzen der fachlichen Kompetenzen eines jeweiligen Ausbilders" zugunsten aller Schüler.

Überzeugt von der Idee der Inklusion zeigten sich auch die beiden Vertreter des Kultusministeriums, German Denneborg, Leiter der Regelberufsschulen Bayern, und Erich Weigl, Referatsleiter für Sonderschulen. "Wir stehen einer Begabungsvielfalt gegenüber, aber schaffen es nicht sie abzuholen", sagte Weigl. In den vergangenen Jahren seien "die Kinder vernachlässigt" worden, "weil keine Zusammenarbeit zustande gekommen ist", ergänzte Denneborg. Eine Kooperation von FBS und RBS hätte "schon vor 25 Jahren stattfinden müssen", erklärte er, aber damals sei nicht "an die Zukunft der Sonderpädagogik gedacht worden." Gleichzeitig erklärten beide, nichts übereilen zu wollen und so Fehler anderer Bundesländer, die FBS und RBS "einfach zusammenschmeißen", zu vermeiden. Diese überstürzte Fusion führe nur zu Überforderung der Lehrkräfte und ungeklärten Zuständigkeiten.

Um die versäumte Inklusion nun nachzuholen, die Vision von gelungener Integration und ein gemeinsames Arbeiten beider Kollegien zu ermöglichen, brauche man laut Denneborg vor allem "ein gemeinsames Verständnis von Inklusion, sonst werden wir nicht erfolgreich sein." Außerdem bräuchten neue Lehrkräfte Vorkenntnisse im Umgang mit Schülern, die sonderpädagogischen Bedarf haben. Das sollte bei der Realisierung der neuen Schule unbedingt beherzigt werden, so der Appell der beiden Fachleute.

Trotz vieler Schwierigkeiten auf dem Weg zu einer funktionierenden Inklusion, sahen sie doch Zeichen der Hoffnung. So gebe es in Regensburg, führte Weigl aus, drei neue Lehrstühle für Sonderpädagogik. Auch Denneborg schien letztendlich zuversichtlich: "Das Schönste ist es, eine neue Schule aufzubauen", zumal die Landkreise Ebersberg und München nicht versuchen würden "sich gegenseitig das Wasser abzugraben", sondern zu kooperieren. Dem künftigen Erfolg der Ebersberger Berufsschule seien also keine Grenzen gesetzt. Wichtig sei nur, so Denneborg, dass eine Einstiegsdiskussion nicht verzögert werde, und "die konzeptionellen Gespräche jetzt anfangen."

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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