Im Turmstüberl:Jazz mit Charme

Lesezeit: 1 min

Jazzsängerin Veronika Zunhammer, hier mit Gitarrist Michael Vochezer, im Grafinger Turm. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Veronika Zunhammer-Quintett swingt

Von Claus Regnault, Grafing

Es war ein Konzert so recht für das zahlreich erschienene Publikum: swingender Jazz zum Genießen ohne allzu schräge Anforderungen an die Zuhörer. Das Veronika Zunhammer-Quintett mit Michael Vochezer, Gitarre, Kyoung Kwak, Piano, Nikolaus Reichel, Bass, und Guido May, Drums, spielte im besten Sinn entspannte Musik, die Leaderin mit einem fast mädchenhaften Sopran. Sie ist Dozentin an der Münchener Hochschule für Musik, absolut intonationssicher und fabelhaft swingend.

Schon mit ihrer Begrüßung gewann sie das Publikum durch ihr unverfälschtes Bairisch und ihr charmantes Lob für Grafing und das Flair von "Jazz im Turm". Das Programm enthielt einige von ihr musikalisch und textlich selbst geschriebene, teils zusammen mit dem Gitarristen Vochezer komponierte Titel, darunter die bayerische Ballade "In mia brennt a Feuer", welche sie glaubhaft zu personifizieren vermochte.

In dem einzigen Tin Pan Alley-Titel (so wird die 28. Straße zwischen Fifth und Sixth Avenue, zwischen denen der Broadway verläuft, genannt) ihres Programms, "Easy to love" von Cole Porter, sang sie unisono mit der Gitarre und mit einer Stimme, die ein wenig an Astrud Gilberto erinnerte. Aber Höhepunkt war "River", eine funkig groovende Nummer von Joe Simon, in welcher ihre Spezialität mitreißend zur Geltung kam, nämlich, den Beginn mit dem rhythmischen Begleitmotiv dieses Songs solo mit verhaltener Stimme zu intonieren, bevor die Band hinzutritt. Diese Eigenart ihrer Performance kam auch anderen Songs, Spannung aufbauend, zugute.

Ihre Begleitmusiker waren alle von gleich hoher Qualität, die südkoreanische Pianistin mit sehr zierlichen Händen erstaunlich perfekt phrasierend; der Gitarrist bedächtig lange, sanghafte Linien entfaltend; der Bassist mit sicherem Fundament zum Swing beitragend. Aber die zweite Entdeckung des Abends war der Schlagzeuger Guido May, der schon beim ersten Stück mit sicherem Fluss den Swing etablierte und in der Folge diesen Fluss variationsreich farbig und mit ständig wechselnden rhythmischen Mustern den ganzen Abend am Leben hielt - ohne Zweifel ein Drummer der oberen Liga von bezwingender Perfektion.

Das ganze Konzert hatte einen hohen Anteil an südamerikanischen Titeln, so im Bossa "Durch die Nacht" von Pacassoni und Zunhammer und dem Samba "Worry Not" von Vochezer und Zunhammer, und auch die Griechen kamen zu Ton in Zunhammers "Greek Souvenir", deren entspannte Rhythmik zum Flair des Abends beitrug. Insgesamt ein gelungenes Eröffnungskonzert der neuen Saison - der wackeren "Jazz-Initiative" sei Dank!

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: