Im Alten Speicher:Abendspiel beim Tabellenführer

Der Wirtschaftsempfang des Landkreises steht ganz im Zeichen des Sports. Neben Akrobatik von Movimento gibt es Tipps zur Entscheidungsfindung vom früheren Fußball-Schiedsrichter Lutz Wagner

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Gut, dass in Bayern die Tradition mit der zweiten Veranstaltung anfängt, so konnte Ebersbergs Landrat Robert nun die Gäste "zum traditionellen Wirtschaftsempfang" begrüßen - der eben heuer zum zweiten Mal stattfand. Und Niedergesäß legte auch gleich den Grundstein für eine neue Tradition: "Heute soll es ein Mitmachabend werden." Was es damit auf sich hatte, erfuhren die Gäste erst im Laufe desselben, der Landrat zumindest gab sich zuversichtlich, dass das Konzept ankommt: Neben den mehr als 300 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft begrüßte er auch ausdrücklich "alle, die mitgehen mussten - vielleicht wollen Sie beim nächsten Mal dann kommen."

Zumindest die Atmosphäre wäre ein gutes Argument dafür, vor dem offiziellen Teil gab es einen Empfang im Klosterbauhof bei schönstem Feierabendwetter - und Begleitprogramm. Das Jugendorchester der Musikschule spielte auf, als Hingucker war die Artistengruppe Movimento des Grafinger Gymnasiums auf Stelzen und in fantasievollen Kostümen unterwegs. Movimento oblag auch die Einleitung des offiziellen Abendprogramms, mit einer furiosen Akrobatiknummer im Alten Speicher.

Wirtschaftsempfang Ebersberg

Mehr als 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft kamen im Klosterbauhof für gekühlte Getränke und gute Gespräche zusammen, bevor es zum offiziellen Teil des Wirtschaftsempfangs in den Alten Speicher ging.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Anschließend durften die Gäste dann selbst aktiv werden - Akrobatik wurde ihnen zwar nicht abverlangt, dafür wurden sie von Niedergesäß gewissermaßen als Backgroundchor verpflichtet. Denn der Landrat ließ es sich nicht nehmen, erneut seine "Lieblingsgeschichte des Jahres" zum Besten zu geben. Sie handelt davon, wie die Zeitschrift Focus Money den Landkreis Ebersberg zur wirtschaftsstärksten Region Deutschlands erklärt hat - unter dem Titel "Idylle mit Wumms", der Niedergesäß ganz offenbar besonders gefällt. So forderte er seine Zuhörer auf, sich an passenden Stellen mit einem vernehmlichen "Wumms" an seiner Rede zu beteiligen.

Dass die Geladenen einen großen Anteil am echten "Wumms" haben, also an der guten wirtschaftlichen Lage im Landkreis, betonte Niedergesäß in seiner folgenden Rede. "Wir wollen gemeinsam dazu beitragen, dass es so gut bleibt - und noch besser wird." Ganz wichtig "damit die Mitarbeiter, die für unsere tollen Unternehmen arbeiten wollen, auch hierher ziehen können" sei es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Landkreis fördere dies seit Jahren über die Wohnungsgenossenschaft und seit diesem Jahr auch über das neue Kommunalunternehmen, das zusammen mit den Gemeinden günstige Wohnungen bauen soll. Ausgebaut werden soll aber auch das Bildungsangebot im Landkreis, etwa durch die geplante Berufsschule. Für die Mobilität soll ebenfalls etwas getan werden, egal ob für Radler, Autofahrer oder Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel - oder für Daten, im Rahmen des Ausbaus der Breitband-Internetverbindungen.

Wirtschaftsempfang Ebersberg

Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner weiß, wie man schnelle Entscheidungen trifft.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Diese Themen sieht auch die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Sonja Ziegltrum-Teubner als die entscheidenden Herausfordernungen in der Region. Zwar seien derzeit die allermeisten Unternehmen im Landkreis Ebersberg zufrieden mit ihrem Standort, "aber das geringe Angebot an bezahlbaren Wohnungen beschäftigt uns." Beim nächsten Treffen des IHK-Forums soll es darum ebenfalls um das Problem des Wohnungsmangels gehen.

Das Problem, schnelle Entscheidungen zu treffen, war dagegen das Thema des Gastredners, des früheren Fußball-Bundesliga-Schiedsrichters und heutigen Schiedsrichter-Ausbilders Lutz Wagner. Er sei es ja schon gewohnt, wenn er Richtung München unterwegs sei, dem Tabellenführer zu begegnen, so Wagner. Am Anfang eines Erfolges, egal ob im Sport oder in der Wirtschaft stünden immer Entscheidungen, oft müssten diese in kurzer Zeit getroffen werden. So habe etwa ein Schiedsrichter weniger als eine Sekunde Zeit, zu entscheiden, ob ein Spieler nun die rote Karte gezeigt bekommen muss oder nicht.

Die Gäste durfte dies gleich selbst ausprobieren, Wagner hatte Videoclips aus Fußballspielen mitgebracht, das Publikum sollte nun entscheiden, ob darauf ein Foul zu sehen war, oder nicht. Dazu gab es auch, wie der Referent versicherte, originale DFB-Schiedsrichterkarten in Rot und Gelb. Auch wenn - wie sich in der Zeitlupe zeigte - nicht alle Amateurschiris immer richtig lagen, hatte der Profi einen Trost: "Besser eine falsche Entscheidung, als gar keine." Denn so passiere gar nichts, während sich ein Fehler immerhin noch korrigieren ließe, wenn ein Schiri das noch erkennt, bevor es weitergeht.

Richtig entschieden haben sich einige Unternehmen aus dem Landkreis, und zwar dafür, gute Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen. Unter dem Motto "Mitarbeiter im Fokus" hatte der Landkreis Ebersberg 17 besonders arbeitnehmerfreundliche Firmen vorgestellt, die drei besten wurden beim Empfang geehrt. So bekam der Werkzeugbauer Hofmann & Vratny aus Aßling einen Preis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dafür und für die Förderung regionaler Vereine wurde die Firma Grabmeier Transporte aus Ebersberg ausgezeichnet. Die flexiblen Arbeitszeiten der Poinger Physiotherapie Baumann waren ebenso preiswürdig.

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