"Ich wollte ihn nur verjagen":Angriff nach durchzechter Nacht

Eine 36-Jährige hat ihren Partner mit dem Messer verletzt und steht jetzt vor Gericht

Sie trank, er konsumierte Drogen und Alkohol. Keine guten Voraussetzungen für eine Beziehung. Vier Jahre ging alles mehr oder weniger gut, obwohl es immer wieder zu Gewalttätigkeiten kam zwischen einem 36-Jährigen und seiner Verlobten, die beide im nördlichen Landkreis lebten. Seit Mittwoch muss sich die Partnerin des Mannes, ebenfalls 36, vor dem Landgericht München II verantworten. In den frühen Morgenstunden des 21. Januar vergangenen Jahres stieß sie ihrem Verlobten bei einem Streit ein Anglermesser etwa drei Zentimeter tief in den Oberkörper. Der 36-Jährige überlebte die Tat. Seine Verlobte sitzt seither Untersuchungshaft.

Zum Auftakt des Prozesses vor der 3. Strafkammer sagte die Frau unter anderem, sie streite sich nicht, wenn sie zuviel Alkohol getrunken habe. Einige Stunden nach der Tat hatte sie noch eine Blutalkoholkonzentration von 2,2 Promille. Für eine Frau ein ungewöhnlich hoher Wert. Dass sie ein Alkoholproblem habe, räumte die wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagte Frau freimütig ein. Ebenso die Vorwürfe aus der Anklage der Staatsanwaltschaft.

Als es zu der Messerattacke kam, hatte sich das Paar schon längst auseinandergelebt. Jeder schlief in der gemeinsamen Wohnung in einem eigenen Zimmer. Man sei sich aus dem Weg gegangen, so die 36-Jährige und habe praktisch nicht mehr miteinander geredet. Der Streit, der ihrem Verlobten auch das Leben hätte kosten können, hatte sich an einer Lappalie entzündet.

Es war gegen 1.45 Uhr am Morgen jenes 21. Januar 2017. Die Angeklagte war noch wach und völlig betrunken. Am Vortag hatte sie nachmittags begonnen Bier zu trinken - aus Freude darüber, dass sie die Zusage für einen neuen Job erhalten hatte. Um die zehn Flaschen sollen es bis zur Tat gewesen sein. Sie wollte auf dem Tablet ihres Verlobten noch Musik hören, so die Angeklagte. Sie ging in sein Zimmer und nahm sich das Tablet. Kurz darauf stellte sie fest, dass die Pin geändert worden war. Darüber kam es zum Streit. Die 36-Jährige warf das Tablet auf das Bett ihres Verlobten, worauf dieser sie "angeknurrt" haben soll: "Ich hau' Dir aufs Maul." In diesem Augenblick, so die Angeklagte, habe sie Panik bekommen, da ihr Verlobter sie bereits öfters geschlagen habe. Die Situation eskalierte. Die 36-Jährige schloss sich in ihrem Zimmer ein. Ihr Partner soll gegen die Tür getrommelt haben. Sie öffnete sie einen Spalt und drohte, ihn mit Pfefferspray zu attackieren. Laut Staatsanwalt habe der 36-Jährige seine Verlobte aber nur aufgefordert, Ruhe zu geben. Als die Angeklagte die Türe erneut öffnete, stach sie zu. Der 36-Jährige soll in diesem Moment am Gehen gewesen sein. "Ich glaub's nicht, Du hast mich abgestochen", soll er zu seiner Verlobten gesagt haben. "Ich wollte ihn nur verjagen", beteuerte die 36-Jährige vor Gericht. Nach der Attacke alarmierte sie einen Arzt. Der Prozess dauert an.

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