Hohenlinden:Furios im Forst

da wuiderer vom Gamsgebirg.

Da nimmt das Drama seinen Lauf: Hoferbe Zeno (Willi Lang) wird des Mordes verdächtigt und abgeführt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ebersberger Trachtler führen das Theaterstück "D'Wuiderer vom Gamsgebirg" unter freiem Himmel auf. Bei der Premiere begeistern Schauspieler, Kulisse und Effekte

Von Friedhelm Buchenhorst, Hohenlinden

Am Ende hat dann doch noch das Gute gesiegt - nicht wie sonst so oft im richtigen Leben. Gerechtigkeit obwaltet, der Bösewicht ist in den Abgrund gestürzt, der Hof gerettet, die Liebenden können endlich zusammenkommen und fortan glücklich in Frieden leben.

So geschehen bei der Premiere des Theaterstücks "D'Wuiderer vom Gamsgebirg" des Trachtenvereins Ebersberg. Am Mittwoch haben die Ebrachtaler das Stück von Johann Stöckl (1910 bis 1980) erstmals aufgeführt - unter freiem Himmel. Nun spielen sie es noch bis Sonntag täglich vor dem Vereinsheim an der Schwabener Straße.

Gespielt wurde in lauer Sommerabendatmosphäre unter sternenklarem Himmel vor Gebirgswald- und Wirtshauskulisse, als wäre man tatsächlich mitten in den bayerischen Alpen, vielleicht irgendwo am Wendelstein, an der Rotwand oder am Hochfelln, wo Stöckl selbst beheimatet war. Dazu spielten die jungen Musiker der "Saunaboarisch'n" einen auf, Volksmusik zum Schauspiel, so wie sie es in Oberbayern schon immer gehalten haben.

Das schwierige Verhältnis von Jäger und Wilderer, das hat die Gebirgsvölker schon immer umgetrieben. Und das merkt man diesem Stück an: Wilderer treiben, auch aus Armut, ihr Spiel. Einer ihrer Verfolger wird ermordet, und ein Unschuldiger, der Hoferbe Zeno, gespielt von Willi Lang, landet durch die falschen Anschuldigungen von Tobi (Marcus Müller) im Gefängnis. Und freilich ist da ein Mitwisser, der Max, gespielt von Berti Weber. Es geht um Liebe, Gier und Neid, diese typisch menschlichen Eigenschaften, die nirgendwo sonst so ausgeprägt gelebt werden wie bei den Jägern und Wilderern, daran lässt das Stück keinen Zweifel.

Der Tobi wird von Max erpresst. Er mache das ja auch nur, weil er "a bisserl Pulver haben" wolle, wie der Max später gesteht. Tobi, der zur neidvollen Verwunderung seiner Wildererkumpanen zum Jagdgehilfen aufgestiegen ist, will den verbitterten Eltern des Erben (Michael Wiefarn und Bärbi Stinauer) den Hof abkaufen und geht dabei reichlich rustikal und rücksichtslos vor. Die Eltern wollen aus Scham um ihr Schicksal in die Fremde auswandern, dem Tobi geht es um den Hof. Er will damit die Adelheid (Vroni Wagner), die Stallmagd Zensi (Susanne Steinherr) und die Försterstochter Christa (Michaele Häuslmann) beeindrucken. Klar ist da auch Alkohol im Spiel, er löst Zungen und lässt Fäuste fliegen, das alles führt zu allerlei Turbulenzen und gipfelt in einer dramatischen Verfolgungsjagd. Doch am Ende wird alles gut.

Die Kulisse am Rande des Ebersberger Forstes wirkt täuschend echt. Rechts das Vereinsheim, ein altes Bauernhaus, einst in Neustockach bei Hohenlinden ab- und hier wieder aufgebaut, stellt das "Gamsbräu" dar, links die schlichte Bauernstube von Zenos Eltern im Stil des 19. Jahrhunderts, darüber die von den Wilderern genutzten Gebirgspfade und die Sennhütte von Adelheid. Die Kostüme sind bis in die Einzelheiten hinein abgestimmt. Es fallen sogar Schüsse, und die gut 300 Zuschauer zucken erschrocken zusammen, so vertieft sind sie in das Geschehen. Ein Gewitter wird simuliert, es blitzt und donnert, die Gäste blicken besorgt zum Himmel. Keine Frage, hier sind im Hintergrund allerlei Theaterprofis am Werk.

Beeindruckend auch die schauspielerische Leistung der Laiendarsteller. Hervorzuheben sind hier Antonie Wisneth, die "Kräuterburgl", die allerlei sprachwitzige und theatralische Überraschungen aufbietet, und auch Susanne Steinherr. Sie verkörpert zur allgemeinen Belustigung die rührend einfältige, dennoch schlaue und resolute Stallmagd "Zensi" mit herausragenden komödiantischen Fähigkeiten .

Auch für gute Kost haben die Ebrachtaler reichlich gesorgt. In Volksfestatmosphäre ist eine breite Palette an Brotzeit und Grillgut geboten, und eine bekannte Brauerei knapp hinter der östlichen Landkreisgrenze lieferte ein besonders süffiges "Gamswuiderer" Theaterbier. Gegen 23 Uhr sind dann die Besucher wieder vom Gebirge abgestiegen, ob mit oder ohne Gams im Rucksack, konnte wegen fortgeschrittener Dunkelheit nicht mehr mit der nötigen Sicherheit überprüft werden.

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