Kommentar:Leider alles richtig gemacht

Überflutung Bahn-Unterführung B304 Südumgehung bei Wiesham

Überflutung an der Bahn-Unterführung B304 Südumgehung bei Wiesham vergangene Woche.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Planer der B304 und des Neubaugebiets Doktorbankerl haben sich an Regeln gehalten, die längst überholt sind - wie die vergangene Woche gezeigt hat.

Von Wieland Bögel

Fehlplanung, Schlamperei, Pfusch. So lauten die Vorwürfe gegen die Planer sowohl der Südumgehung als auch jener des Wohngebietes "Beim Doktorbankerl". Straße wie Häuser sind erst wenige Jahre alt - und vergangene Woche bei Starkregen abgesoffen. Da liegen solche Anschuldigungen nahe.

Gerade bei der Umgehung, wo der Vorwurf einer Fehlplanung quasi schon erhoben wurde, als der erste Federstrich auf dem Entwurf sichtbar wurde, fällt die Kritik erwartungsgemäß heftig aus. Dass bei der Umfahrung durchaus Fehler gemacht wurden, kann nur bestreiten, wer die Buckelpiste durchs Moos nie gefahren ist. Im aktuellen Fall liegen die Probleme jedoch tiefer - beziehungsweise ein paar Ebenen höher.

Dass Straße wie Wohngebiet mit den Wassermassen überfordert waren, dass Keller und Unterführungen vollliefen, liegt nämlich gerade nicht an einer Fehlplanung, sondern daran, dass bei den Planungen alles richtig gemacht wurde. Zumindest nach den geltenden Vorgaben. Diese wurden sowohl bei der Umfahrung als auch beim Wohngebiet eingehalten - der Realität haben sie jedoch nicht standgehalten.

Der Hochwasserschutz muss der Realität angepasst werden

Dass es immer mehr Starkregen gibt, darauf sind die Vorschriften nicht ausgelegt. Nun einfach zu fordern, die Planer müssten dieses Defizit auf eigene Faust ausgleichen, klingt zwar einfach - ist es aber keinesfalls. Denn wonach soll man sich denn richten, wenn nicht nach jenen Regeln, die der Gesetzgeber vorschreibt?

Und wer soll die dadurch entstehenden Mehrkosten bezahlen? Weder private noch öffentliche Bauherrn werden dies freiwillig tun: Erstere, weil sie die billiger bauende Konkurrenz fürchten, letztere weil sie es aus Gründen des maßvollen Umgangs mit Steuergeld gar nicht dürfen.

Die Lösung kann also nur lauten, dass die für alle verbindlichen Vorschriften zum Hochwasserschutz der Realität angepasst werden. Dass dies möglich ist, zeigt etwa der Brandschutz. Hier wurden nach einer Reihe verheerender Brände die Regeln massiv verschärft - zwar nicht immer zur Freude der Gebäudeeigentümer aber durchaus im Dienste der Sicherheit aller, die diese Gebäude nutzen. Dasselbe müsste beim Hochwasserschutz geschehen, damit sich künftig regelkonforme Planungen nicht wieder als Fehler erweisen.

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