Hochwasser im Landkreis Ebersberg:Land unter

Der anhaltende Regen verursacht zahlreiche Überschwemmungen im Landkreis, vor allem der Süden ist betroffen. Straßen und Keller laufen voll Wasser. Die Gefahr ist noch nicht gebannt

Von Sophie Rohrmeier

Hochwasser im Landkreis Ebersberg: Mehrere Unterführungen wurden überschwemmt, auch die unter der S-Bahn bei Wiesham.

Mehrere Unterführungen wurden überschwemmt, auch die unter der S-Bahn bei Wiesham.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Vor den Tücken des Regens ist nicht einmal ein Feuerwehrkommandant gefeit. Im Esszimmer von Josef Reither läuft das Wasser am Parkett entlang, es hat sich aus der überfluteten Regenrinne eine kleine Ritze im Gemäuer gesucht, während der Chef der Anzinger Feuerwehr am Sonntagmorgen woanders im Einsatz ist: Grundwasser war in einen Keller eingedrungen. Der tagelange heftige Regen hat im Landkreis zu zahlreichen Überschwemmungen geführt. 30 Feuerwehren waren mit 560 Kräften im Einsatz. "Fast jede Ortschaft ist betroffen, wir sind im Vollbetrieb", sagte Kreisbrandrat Gerhard Bullinger. Vor allem Straßen waren überflutet, Gullys verstopft und Keller voll Wasser. Bullinger rechnet mit zu nehmenden Kellerüberflutungen an diesem Montag und in den kommenden Tagen.

Am Wochenende hatten die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis hauptsächlich mit überschwemmten Fahrbahnen zu kämpfen. Schwerpunkte lagen am Sonntag in Markt Schwaben, Ebersberg und Grafing. In Grafing versuchte die Feuerwehr mit Sandsäcken alle Häuser an Bächen vor eindringendem Wasser zu schützen. Die S-Bahnunterführung an der B 304 bei Wiesham musste gesperrt und der Verkehr umgeleitet werden. In Zorneding stand die Bahnunterführung für Fußgänger unter Wasser ebenso wie eine Tiefgarage, in der Autos standen. An vielen Orten im Landkreis bildeten sich Seen auf Wiesen und Feldern. "Wir sind in gespannter Erwartung, was kommt, wenn es wie vorhergesagt am Montagvormittag weiter regnet", sagte Kreisbrandrat Bullinger. Große Schäden erwartet er vor allem an überfluteten Straßen, die Auswaschungen müssen mit hohem Kostenaufwand behoben werden.

Die Böden im Landkreis sind inzwischen von Wasser gesättigt. Zusätzlicher Regen fließt an der Oberfläche ab oder drückt das Grundwasser nach oben. Hoch stehendes Wasser ist dabei auch für die Anwohner ein Problem, da es in umstehende Gebäude fließen kann. Das geschah am Sonntag auch in Ebersberg, so dass die Feuerwehr der Kreisstadt deshalb mehrmals im Einsatz war.

Zudem droht laut Bullinger vor allem in Gemeinden mit hohem Grundwasserstand, dass Wasser von unten in Keller eindringt. Das könne auch zeitversetzt in einigen Tagen eintreten, so der Kreisbrandrat. Besonders hoch sei das Risiko in Gemeinden wie Hohenlinden, Forstinning oder Anzing. Dort beobachtet Feuerwehrkommandant Josef Reither den Anstieg des Grundwassers. Dringt aber wie am Sonntagmorgen Grundwasser in einen Keller ein, darf die Feuerwehr es nicht abpumpen. Andernfalls würde sie Risse im Fundament riskieren. Zunächst gab es zwar nur einen Einsatz wegen des Regens in Anzing, doch bildeten sich auch dort bereits Seen auf Feldern. "Dass das Wasser dann irgendwo abfließt, das kann jederzeit sein - aber es ist auch schwer abzusehen", so Reither.

Der Kreisbrandrat warnt genau davor. Gerade Häuser in Hanglage sind gefährdet, da sich schnell und unvorhergesehen Rinnsale und Bachläufe bilden können, über die Wasser in Kellerschächte läuft. Anwohner sollten, so empfiehlt Bullinger, die Situation beobachten und Schächte mit Folien oder Sandsäcken verdichten. Während laut Plienings Feuerwehrkommandant Christian Erl die Lage im Norden des Landkreises etwas entspannter war, stieg besonders im südlichen Landkreis der Bedarf an Sandsäcken im Laufe des Sonntags an. Deshalb gab es in Moosach einen "Sandsackfüllalarm". 6000 Säcke befüllten die Einsatzkräfte von vier Feuerwehren bis zum Sonntagabend.

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