Hochsommer in Ebersberg:Abtauchen

Der Sommer zeigt sich endlich von seiner besten Seite - und an den Seen und Freibädern im Landkreis herrscht Hochbetrieb.

Michael Gilg

LandkreisVerschwitzte Hemden, zufriedene Badegäste und allenthalben Eis essende Menschen: Man hatte ihn eigentlich schon abgeschrieben, den Sommer. Aber seit einigen Tagen hat er seinen Weg auch noch nach Deutschland gefunden - und obwohl es dem ein oder anderen fast schon wieder zu heiß ist, zeigt sich die Mehrheit doch äußerst zufrieden mit dem hochsommerlichen Wetter. Im Süden waren am gestrigen Dienstag schließlich auch heiße 32, bis örtlich sogar 35 Grad an der Tagesordnung. Auch wenn das Wetter zum Wochenende wieder abkühlen soll, ein paar wolkenlose und warme Tage wird es schon noch geben. Und diese verbringt man, nach Möglichkeit, natürlich nicht allzu weit von einem kühlenden Nass entfernt.

Das Grafinger Freibad ist am frühen Nachmittag mit 2000 Gästen schon ganz gut gefüllt, die Kapazitätsgrenze wäre aber erst bei guten 3000 Gästen erreicht. Bei 26 bis 27 Grad Wassertemperatur lässt es sich eben trefflich entspannen. Für Gerd Weber, seines Zeichens Bademeister, bedeutet der Besucherandrang aber auch vermehrte Aufmerksamkeit, "schließlich muss die Sicherheit und Ordnung stets gewährleistet sein".

Die besondere Grafinger Attraktion ist der Sprungturm, der unter anderem vom 14-jährigen Lukas und von seinem ein Jahr älteren Kumpel Nikolai ausdauernd in Anspruch genommen wird. Kaum im Wasser - nach durchaus imposanten Arschbomben oder Seemannsköpfern vom Ein-Meter-Brett - aufgekommen, stehen die beiden auch schon wieder in der Schlange. Und diesmal soll es auch der Sprung aus fünf Metern sein. "Da muss man sich schon konzentrieren und sollte nicht so viel rumzappeln, sonst kann es aus dieser Höhe auch ganz schön weh tun", wie Lukas aus eigener Erfahrung zu berichten weiß.

Gerd Weber muss also nicht nur auf die tollkühnen Springer Acht geben, sondern auch auf die Gesundheit der Freibadnutzer aufpassen: "Viele liegen nämlich in der prallen Sonne und springen dann, ohne jegliche Abkühlung, ins Wasser - für den Kreislauf ist das natürlich nichts", erläutert der Bademeister, der seinen Job schon seit 33 Jahren in Grafing ausübt.

Während man in der 1200 Quadratmeter großen Wasserlandschaft in Grafing neben seinen Spring- auch seine Rutschkünste unter Beweis stellen kann, bieten sich einige der im Landkreis befindlichen Seen doch eher zum gemütlichen Schwimmen an - schließlich schwimmt man hier zumeist nicht Kopf an Kopf und kann seine Bahnlängen individuell bestimmen. Die Brüder Alexander und Dominik Händlmayer sind zwar ebenfalls gerne im Grafinger Freibad unterwegs, aber auch der Markt Schwabener Badeweiher hat es den beiden angetan.

Die im See befindliche blaue Badeinsel bietet zwar nicht annähernd die Höhe des Sprungturms in Grafing, gerade aber zum Üben von Köpfern bietet sich die überschaubare Höhe dennoch an. Auch wenn die Brüder den Ferientag gemeinsam mit ihrer Mutter am liebsten komplett am Wasser verbringen würden, so ist ihre Präsenz doch beschränkt: "Wir haben unseren Hund zu Hause gelassen und länger als zweieinhalb Stunden können wir dann nicht wegbleiben", so der neunjährige Alexander. Hunde sind am See nämlich verboten. "Aber vielleicht kommen wir später nochmal zurück", blickt sein zwölfjähriger Bruder voraus.

Neben gekühlten Getränken und die für Kinder obligatorischen Pommes verkauft Stefan Schwarz, der Betreiber des zum See gehörigen Wirtshaus, auch viele von seiner Mutter gebackene Kuchen. "Trotz der Hitze: Kaffee und Kuchen gehen immer gut, zudem momentan natürlich auch kalte Speisen wie unsere vielfältigen Salate", so der Neu-Betreiber. Erst Anfang Juli hat er die Gaststätte übernommen, "und nach unserer erfolgreichen Gutschein-Aktion zu Beginn profitieren wir jetzt natürlich auch von dem tollen Wetter".

Ähnliches gilt auch für die Gaststätte am Steinsee: Weil dort momentan so viel Betrieb herrscht, hat auch der 18-jährige Neven Pandurevic eine Aushilfsstelle als Geschirrspüler und Kellner gefunden. In in zwei Tagen hat er bereits 25 Arbeitsstunden gesammelt, "so kann ich mir ein bisschen Geld verdienen, bevor ich dann im September mit der Berufsoberschule anfange", so der Ebersberger. Während in Markt Schwaben durchaus noch freie Plätze auf der Liegewiese zu finden sind, ist der Steinsee großflächig von Badenden umringt. Und weil die viele Sonne natürlich auch durstig macht, hat auch der Getränkelieferant Sepp Westermeyr - noch mehr als sonst - alle Hände voll zu tun.

Das momentane Wetter-Hoch kann aber nur vordergründig über die Mittelmäßigkeit des diesjährigen Sommers hinwegtäuschen. "Leider nur Kosmetik für einen insgesamt doch eher verregneten Sommer", urteilt auch Bademeister Weber. Aber wenn man die vielen Badenden und ihre zufriedenen Gesichter so betrachtet, dann wird klar: Am besten theoretisiert man am Wetter nicht herum, sondern genießt es einfach - in der Nähe des Wassers.

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