Hilfe für Mensch und Tier:Ein Herz für alle

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Der neugegründete Verein "Tierisch heilen" will Paten für alte und schwierige Pferde finden und auch sozial Schwachen heilpädagogische Reitstunden ermöglichen

Von Carolin Schneider, Bruck

Ein Hof mitten im Grünen, das Wiehern der Pferde dringt aus allen Richtungen, der Geruch nach Stall liegt in der Luft. Ein Traum für viele Mädchen, die nichts anderes im Kopf haben als Pferde und Reiten. Alexandra Meyer, Jana Baller, Lisa Ober, Sophia Ernst und Julia Rogg sind auf dem Hof der Alten Mühle in Bruck groß geworden und haben dort nicht nur reiten gelernt, sondern auch erfahren, wie wichtig ein respektvoller Umgang zwischen Pferd und Mensch ist.

Deshalb haben sie sich nun dazu entschlossen, den Verein "Tierisch heilen" zu gründen. "Es war schon lange ein Wunsch von Regina, so einen Verein zu gründen", erklärt Jana Baller. Regina Peter, der die Alte Mühle gehört und die dort schon seit vielen Jahren Reitunterricht gibt, habe aber beschlossen, der jüngeren Generation den Vortritt zu lassen. "Neben all den Dingen, die sie jetzt schon macht, wäre das einfach zu viel für sie geworden", so Baller.

Ein Jahr lang haben sich die jungen Frauen darüber Gedanken gemacht, für was der Verein stehen soll. Letztendlich haben sie sich für drei Säulen entschieden, die ihre Arbeit ausmachen. In erster Linie gehe es darum, heilpädagogische Reitstunden zu ermöglichen. Diese bietet Peter bereits an, jedoch sind die Stunden teuer. "Gerade diejenigen, die eine solche Therapie brauchen, können sie sich oft nicht leisten", so Baller. Deshalb wollen sie genau diese Familien finanziell unterstützen.

Heilpädagogische Reitstunden gibt es bereits jetzt in der Alten Mühle in Bruck. Viele Familien können sich das Angebot aber nicht leisten, das wollen die Frauen von "Tierisch heilen" ändern. (Foto: Christian Endt)

Das zweite Ziel des Vereins ist es, alten und schwierigen Tieren ein Zuhause zu geben. Peter nimmt auf ihrem Hof schon lange Pferde, aber auch andere Tiere auf, die von ihren vorherigen Besitzern nicht mehr gebraucht werden. "Methusalem" heißt das Projekt von Peter. Der Gedanke dahinter ist es, Pferde, die nicht mehr geritten werden können, aufzunehmen und ihnen so einen schönen Lebensabend zu gewähren. Doch auch die Hunde, die überall herumrennen, sind so auf den Hof gekommen. Die Arbeit möchte der Verein nun fortführen.

"Es sind nicht nur alte Pferde, die nicht mehr geritten werden können", erklärt Alexandra Meyer, die Verhaltenstherapeutin für Pferde ist. "Manche Pferde sind auch einfach schwierig, entweder von Natur aus oder weil sie falsch gehalten wurden." Bereits drei solcher Fälle sind nun Vereinspferde. Auf einer Weide steht Fridolin, der etwa 30 Jahre alt ist und durch sein Asthma geplagt wird. Aus diesem Grund muss er immer wieder husten und kann nicht mehr als Schulpferd eingesetzt werden. Auch Speedy und Benjamin können nicht mehr geritten werden, obwohl sie noch nicht so alt sind wie Fridolin. Sie sind als Schulpferd zu schreckhaft, sie lieben es aber, wenn man mit ihnen kuschelt.

"Ein Pferd ist nicht nur ein Sportgerät, auf dem geritten wird", sagt Baller. Für Pferd und Mensch sei Bodenarbeit genauso wichtig. Bei dieser Arbeit führt der Mensch das Pferd über den Platz, übt mit dem Tier, ohne Strick zu gehen und stehen zu bleiben oder massiert es. "Osteopathie kennen die meisten ja nur von Menschen, aber bei Pferden gibt es das auch", erklärt Baller. Bei der Bodenarbeit gehe es vor allem darum, eine Beziehung zwischen Mensch und Tier aufzubauen.

Julia Rogg, Jana Baller, Alexandra Meyer, Sophia Ernst und Lisa Ober (von links) haben den neuen Verein gegründet. (Foto: Christian Endt)

Um diese Beziehung zu festigen, möchte der Verein vom kommendem Jahr an Kurse für Pferd und Reiter anbieten. In diesen soll es vor allem um "Horsemanship" gehen. Dabei handelt es sich um die Kunst, eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Tier herzustellen. Die Kurse sollen denjenigen, die selbst ein Pferd besitzen, zeigen, wie sie mit ihrem Tier richtig umgehen können, damit es für beide Parteien eine angenehme Beziehung ist.

Denn das haben sich die fünf Frauen, die den Verein gegründet haben, als dritten Punkt auf die Fahne geschrieben: Sie wollen auch Aufklärungsarbeit leisten. "Nicht alle, die ein schwieriges Pferd besitzen, möchten es gleich loswerden", so Baller. "Manche brauchen einfach nur ein bisschen Hilfe im Umgang mit dem Tier." Der Verein möchte diesen Menschen Tipps geben, was im Umgang oder in der Haltung geändert werden kann.

Für die Tiere, die der Verein aufnimmt, möchten sie Patenschaften vergeben. Denn die Haltung von Pferden, die nicht mehr als Schulpferde eingesetzt werden können, ist teuer. Sie benötigen Futter und tierärztliche Versorgung. "Wir stellen es uns so vor, dass der Pate einen monatlichen Betrag bezahlt, von dem der Unterhalt des Pferdes finanziert werden kann", erklärt Baller. Meyer fügt hinzu: "Im Gegenzug dazu darf der Pate das Pferd besuchen und mit ihm spazieren gehen oder es putzen." Denn vor allem die Pferde, die den ganzen Tag auf der Weide stehen, brauchen eine Extraportion Zuwendung.

Wer mehr über den Verein erfahren möchte, findet auf der Homepage www.tierisch-heilen.org weitere Informationen.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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