Heckerbräu Grafing:Hohe Anforderungen an Wirtsleute

Heckerbräu Grafing: Schon vor einem halben Jahr ist der ehemalige Wirt des Heckerbräu umgezogen; bisher hat sich kein neuer gefunden.

Schon vor einem halben Jahr ist der ehemalige Wirt des Heckerbräu umgezogen; bisher hat sich kein neuer gefunden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Gastronomie am Grafinger Marktplatz klafft seit sechs Monaten durch den Leerstand des Heckerbräu eine Lücke. Den Gaststättenverband wundert das nicht, denn die Anforderungen an Wirte werden immer größer.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Seit fast einem halben Jahr steht das Gasthaus Zum Heckerbräu am Grafinger Marktplatz nun schon leer. Auf den ersten Blick mag das wundern: Denn das Wirtshaus schien stets gut besucht zu sein; im Sommer lässt es sich gut draußen sitzen und außerdem gibt es einen Veranstaltungssaal mittlerer Größe. Trotzdem deutet derzeit nichts auf eine baldige Wiedereröffnung hin.

Zum 1. November vergangenen Jahres war der Wirt Frank Zückert umgezogen. Luftlinie waren es gute 100 Meter nach Südosten: aus dem Heckerbräu in den Kastenwirt. Eine schöne und auch gute Zeit sei es am Marktplatz gewesen, sagte der Wirt damals. In der neuen Bleibe habe er aber einfach ein paar Möglichkeiten mehr. Dass Zückert und seine Mannschaft den Heckerbräu fast zehn Jahre betrieben haben, ist ein Indiz dafür, dass das Pflaster am Grafinger Marktplatz kein pauschal schlechtes ist.

Geschäfte in der Gastronomie werden immer schwieriger

Trotzdem steht das Wirtshaus seit sechs Monaten leer. Immerhin: "Es gibt zwei sehr interessante Interessenten", sagt Jan Opper. Er ist Braumeister bei der Eigentümerin des Heckerbräus, der Brauerei Grandauer. Ob es einen groben Zeitplan gibt? "Zumindest nicht so, dass wir ihn nennen können." Franz Schwaiger, den Vorsitzenden des Ebersberger Hotel- und Gaststättenverbands, wundert der Leerstand nicht. Geschäfte in der Gastronomie zu machen, werde zusehends schwieriger.

"Die Verordnungen werden mehr, die Dokumentationspflichten ebenfalls." Einfach nur Talent reiche für den erfolgreichen Betrieb eines Wirtshauses nicht mehr aus. "Da braucht es inzwischen richtiges betriebswirtschaftliches Know-how. Das haben halt nicht alle", erklärt Schwaiger. Entsprechend kleiner werde der Kreis der potenziellen Nachfolger.

Nicht minder relevant sei die Finanzkraft. "Wer heute nach ein paar Jahren Betrieb ein mittelgroßes Wirtshaus übernehmen will, muss schnell ein paar Zehntausend Euro zusammenhaben", sagt Schwaiger. Eine gute Gastronomiespülmaschine sei für unter 7000 Euro kaum zu haben; für eine neue Brandschutztür würden schnell 5000 Euro fällig. "Und die Banken schauen sich inzwischen sehr genau an, wem sie Kredite geben und wem nicht." Wer nicht mit einem durchdachten Business-Plan in der Bank stehe, der könne gleich wieder gehen. So außergewöhnlich lang, wie der Leerstand des Wirtshauses Außenstehenden scheinen mag, sei er also nicht.

Den Vereinen fehlt nun der beliebte Saal

Für Vereine oder politische Ortsverbände ist das ein schwacher Trost. Der Saal im ersten Stock - obwohl nicht behindertengerecht - war ein beliebter Ort für Veranstaltungen. "Das ist ein schöner Saal", ordnet ihn Sepp Carpus (CSU) ein, Vorsitzender des größten parteipolitischen Ortsverbands in Grafing. Was die Größe angeht, so liegt er zwischen einem Wirtshaus-Nebenzimmer und dem Kastenwirt-Saal, wo sich je nach Bestuhlung 120 bis 130 Leute unterbringen lassen.

"Wenn man 40 oder 50 Gäste erwartet hat, war der Saal im Heckerbräu optimal." Ein dritter größerer Grafinger Veranstaltungssaal - nach dem im Kastenwirt und jenem der Bäckerei Hasi - erweitere auch die Planungsoptionen. "Letztens haben wir eine Veranstaltung, die wir eigentlich diesen Monat machen wollten, auf den Juli verschoben, weil es keinen passenden Platz gab."

Ob die Säle aus Betreiber-Perspektive auch wirklich Pluspunkte sind? Hotelier Schwaiger hat da seine Zweifel. Natürlich ließe sich damit einerseits zusätzlicher Umsatz generieren. "Aber ich muss den Raum auch instand halten, Miete für ihn bezahlen und Leute haben, die gewillt sind, dort auch in losen Abständen zu arbeiten." Sei das gegeben, könne ein Saal großer Pluspunkt sein. Wenn nicht, sei das allerdings ein Ausschlussgrund.

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