Handwerk:Bleibende Werte

Handwerk: Hans Baumann will auch jüngere Leute mit der Aktion ansprechen.

Hans Baumann will auch jüngere Leute mit der Aktion ansprechen.

(Foto: privat)

Hans Baumann lädt am Wochenende in seine Schreinerei ein

Interview Von Theresa Parstorfer

Am 11. und 12. November feiern die bayerischen Schreiner-Innungen den Tag des Schreiners. Auch fünf Betriebe im Kreis Ebersberg öffnen die Türen ihrer Werkstätten. Hans Baumann in Langwied ist schon zum zweiten Mal dabei.

SZ: Herr Baumann, am Tag des Schreiners sollen sich Interessierte "von den wahren Werten des Innungsschreiners" überzeugen können. Was sind die "wahren Werte" eines Schreiners?

Hans Baumann: Das ist jetzt eine sehr tief greifende Frage, weil der Begriff des Wertes natürlich offen für Definition und auch für viel Floskelhaftes sein kann. Wir haben uns da auch schon oft Gedanken gemacht. Als jemand, der diesen Beruf seit 40 Jahren ausübt, würde ich sagen, dass ein Schreiner die Verbindung zwischen Kunde und der Materialität des Produktes darstellt. In einer Gesellschaft, in der eine gewisse Industrie des Wegwerfens gefördert wird, sollte ein Schreiner Werte schaffen, die auf Dauer bestehen. Also Produkte fertigen, die man auch mal mitnimmt, umgestaltet und repariert, denn ein Schreiner kann eben sehr viel mehr als nur produzieren.

Wie wollen Sie diese Werte am Tag des Schreiners vermitteln?

Wir werden den Tag des Schreiners zum Anlass nehmen, unsere neue Ausstellung für Raumausstattung zu eröffnen. Denn wie ich es sehe, gibt es eine riesige Lücke zwischen den Großvermarktern mit großen Ausstellungsflächen und den kleinen Betrieben, die überhaupt keine Fläche haben, um Kunden zu zeigen, was möglich ist. Wir erleben jedoch, dass zum Beispiel gerade auch junge Leute mit mittlerem Einkommen gerne speziell geschreinerte Möbel kaufen würden. Allerdings sind diese Käufer es oft gar nicht mehr gewohnt, dass jemand persönlich mit ihnen nach Lösungen für die individuellen Ansprüche sucht.

Junge Menschen gehen also nicht ausschließlich zu schwedischen Möbelhäusern?

Nicht ausschließlich, nein. Natürlich bleiben diese Möbelhäuser nach wie vor die günstigste Möglichkeit für Studierende und Berufseinsteiger, allerdings sehen wir, wie auch diese Leute bereit sind, für ein besonderes Möbelstück etwas mehr Geld auszugeben. Großvermarkter werden dadurch nicht ihre Berechtigung und Wichtigkeit verlieren, vor allem, wenn das Einkommen eben nicht reicht. Allerdings können diese beiden Angebote auch nebeneinander bestehen. Dieses Kundenpotenzial zu erschließen, darin sehe ich die Herausforderungen für kleinere Schreinerebetriebe. Das können auch schöne Herausforderungen sein.

Einige der Aktionen am Tags des Schreiners sind speziell auf das Mitmachen angelegt - Vogelhäuschen und Spielwürfel bauen, das wird bei Ihnen also nicht möglich sein?

Nein, aber da jeder Betrieb eigene Schwerpunkte setzt, sowohl in der Produktion als auch in der Vermarktung, ist das jedem offen gestellt. Manche Betriebe in der Innung Ebersberg brauchen diese Öffentlichkeitsarbeit gar nicht, aber für uns kleine Betriebe ist der Tag des Schreiners natürlich schön. Deshalb machen wir und vier andere Betriebe in Ebersberg mit. Außerdem war die Aktion im vergangenen Jahr sehr erfolgreich, sowohl um bewusst Stammkunden einzuladen als auch um neue Interessenten anzusprechen.

Folgende Betriebe nehmen teil: Soyer GmbH, Rinding 5 a, Ebersberg; Schreinerei Hollerieth, Siegstätt 3, Forstinning; Schreinerwerkstätte Wieser, Aiblinger Straße 12, Lorenzenberg/Aßling; Schreinerei Finauer GmbH, Högerstraße 42, Anzing.

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