Haar:Hoffen auf den Zamma-Zauber

Haar bewirbt sich um Kulturfestival des Bezirks

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Stimmung auf dem Marienplatz und in der Fischergasse bewegt sich irgendwo zwischen Ökobiergarten, Partyboot auf der Spree und feinem Chorkonzert. Mit einem Eis oder Bier aus der Region in der Hand und einem Häppchen des fairen Buffets im Bauch schlendern die Besucher entlang der Moosach durch die Fischergasse, wagen einen Blick in die Jurte der Pfadfinder oder lauschen dem Chorkonzert. "Elitäres, bourgeoises Gehabe, dem man sonst so oft auf Kulturveranstaltungen begegnet, gibt es hier nicht", sagt eine Besucherin. Man merkt, dass die Bürger stolz sind auf ihr Zamma, denn das Festival wird von ihnen selbst gestaltet.

So berichtete die Freisinger SZ über den Auftakt des Festivals, das Anfang Juli ganz Freising in seinen Bann zog. Über acht Tage hinweg bestimmte das vom Bezirk ausgerichtete Kulturfestival Oberbayern die Atmosphäre in der Stadt. Das Programm ging auf. Nachhaltig, regional und inklusiv sollte alles sein, was geboten wurde. Es ging darum, die Menschen zusammenzubringen und zu zeigen, was in diesem Fall Freising alles zu bieten hat.

Jetzt ist es ja nicht so, dass in Haar nichts los wäre. Erst kürzlich wieder hat die Künstlermeile das Publikum ins Ortszentrum gezogen. Die Bühnen im Bürgerhaus, im Kleinen Theater und in dem neuen Poststadel-Bildungszentrum bieten Programm, von der Kleinkunst bis zum Bildungsvortrag. Doch jetzt will Haar noch einen drauflegen und das Zamma-Festival im Jahr 2017 nach Haar holen. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) warb im Ferienausschuss des Gemeinderats dafür und rannte damit offene Türen ein. Haar könne sich auf solch einer "großen Festivität eine Woche lang" präsentieren, sagte sie. Es gehe darum, Menschen zusammenzubringen, und Themen wie Inklusion und Integration zu propagieren. Vieles werde im Freien Open-Air stattfinden. Alexander Zill (SPD) pries die "überregionale Bedeutung" dieses Festivals an und verkündete die Zustimmung seiner Fraktion. Stefan Dümig (CSU) lobte den lokalen Ansatz, dass lokale Produkte dort präsentiert werden sollten. Es sei immer gut, wenn sich in Haar etwas rühre.

Ob das Festival nach Haar kommt, muss sich aber erst zeigen. Die Bewerbung haben die Haarer jedenfalls auch Matthias Riedel, dem neuen Chef des Kleinen Theaters, zu verdanken. Riedel ist am Sozialpsychiatrischen Zentrum des Bezirks neuer Fachbereichsleiter Kultur. Bürgermeisterin Müller gab diese Personalie quasi nebenbei bekannt, als sie verkündete, dass Riedel als Projektleiter für das Zamma-Festival in Freising verantwortlich gewesen sei. Diese Verbindung könnte für die Haarer Bewerbung noch ganz wesentlich werden. Es kann ja nicht schaden, jemanden im Ort zu haben, der so etwas schon einmal auf die Beine gestellt hat. Zudem spricht für Haar die enge Beziehung zum Bezirk Oberbayern, der mit dem Isar-Amper-Klinikum einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten in Haar hat. Inklusion und Integration stehen in der Gemeinde schon wegen der Klinik hoch im Kurs.

So hat Haar den kulturell-sozialen Ansatz, den das Zamma-Festival ausmacht, in der Vergangenheit nicht zuletzt bei seinen Festen gelebt. Feiern als Selbstzweck, das ist in Haar zu wenig. Die Kulturmeile darf da als Beispiel herhalten, aber auch das Festival "Haar united", bei dem das Miteinander der verschiedenen Nationen in der Gemeinde zelebriert wurde.

Ganz umsonst ist der Zamma-Zauber aber nicht zu haben. Es müssen Bühnen aufgebaut werden, Programmflyer gedruckt und vieles anderes mehr. Der Bezirk schießt 150 000 Euro zu. Die Gemeinde steuert 60 000 Euro bei. "Wir werden ein bisschen Geld in die Hand nehmen müssen", sagte Müller. Sie machte im Ferienausschuss aber auch gleich eine Rechnung auf, die zeigen sollte, dass es so teuer wieder nicht ist. Die Kulturmeile soll 2017 in das Zamma-Festival integriert werden, wodurch ein Teil der Kosten gedeckt wäre. Auch würden Bauhof-Kosten mit angerechnet. Und nicht zuletzt, sagte Müller, werde der Bezirk Projekte, die aus dem Zamma-Festival hervorgingen und weiterlebten, im Sinn des Nachhaltigkeitsgedankens weiter finanziell unterstützt. Es kommt also, von der Festfreude und dem ideellen Gewinn einmal abgesehen, auch wieder etwas herein.

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