Gymnasium Grafing:Morddrohungen gegen Schüler und Direktor

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Bedrohung am Grafinger Gymnasium nimmt größere Ausmaße an: Der Direktor und mehrere Schüler haben Morddrohungen erhalten.

Martin Mühlfenzl

Am Grafinger Gymnasium wächst die Angst: Denn es ging dort am Montag nicht nur eine Bombendrohung ein, die zur Evakuierung führte, sondern Direktor Harald Parigger und drei Schüler haben von dem anonymen Briefeschreiber auch eine Mordrohung erhalten - in persönlich adressierten Schreiben nach Hause. Den Zusammenhang bestätigte Hans-Peter Kammerer, Pressesprecher der Polizeidirektion Oberbayern Nord, gestern auf Nachfrage der SZ.

Nach einer Bombendrohung wurde das Gymnasium in Grafing evakuiert. (Foto: dapd)

Am Montagmorgen erreichte Parigger ein maschinengeschriebenes Schriftstück, das eine konkrete Bombendrohung gegen das Gymnasium zum Inhalt hatte. "Am 19.12. wird hier Bombenstimmung herrschen", lautete die Botschaft des anonymen Verfassers. Daraufhin leitete der Direktor unverzüglich die Evakuierung ein und alarmierte die zuständigen Sicherheitskräfte. Das aus München angerückte Sondereinsatzkommando konnte nach intensiver Durchsuchung der Schule mit Spürhunden Entwarnung geben.

Gestern bestätigten die Erdinger Kriminalpolizei, die in enger Zusammenarbeit mit dem Büro für Staatsschutz die Ermittlungen leitet, sowie die stellvertretende Direktorin Nicole Storz, dass der Schulleiter und drei Schüler bereits am Samstag persönlich adressierte Drohbriefe erhalten hatten. "Die Briefe stellen eine persönliche Bedrohung des Lebens dar. Sie wurden wohl zeitgleich mit der Bombendrohung abgeschickt. Aber am Samstag wird in der Schule keine Post geöffnet", erläuterte Kammerer die Zeitverschiebung beim Bekanntwerden der Schreiben. Dass ein und derselbe Verfasser hinter den Briefen stehe, sei wahrscheinlich, betonte der Pressesprecher.

Allgemeinen Vermutungen, die Drohungen stünden in einem Zusammenhang mit den rechtsradikalen Schmierereien, die im November die Schule erschütterten und zu einem anschließenden Protestmarsch der Gymnasiasten führten, vermochte Kammerer ebenfalls nicht auszuschließen, verwies aber auf die laufenden Ermittlungen. "Es gibt momentan keinen Hinweis auf den oder die Briefeschreiber", betonte Kammerer. "Es geht aus den knappen Inhalten derzeit nicht hervor, welche Motivation des Täters anzunehmen ist." Derzeit befänden sich die Briefe beim Büro des Staatsschutzes für Erding, das die Schriftstücke auf Spuren untersuche.

Tief sitzt der Schock angesichts der persönlichen Bedrohung einer Lehrkraft und dreier Schüler bei Marij Krill, der Vorsitzenden des Elternbeirates am Gymnasium: "Durch die weiteren Briefe erhält diese Angelegenheit eine andere Dimension. Wir sind erschüttert." Sie zeigte sich bei der Bewertung der Vorgänge ebenfalls zurückhaltend: "Die persönlichen Schreiben lassen aber vermuten, dass kein lapidarer Grund dahinter steckt." Lob fand Krill für die Vorgehensweise der Schule im Rahmen der Evakuierung und der Betreuung der Schüler: "Das ist vorbildlich abgelaufen."

Anlass zu berechtigter Sorge erkennt Blandine Ehrl, Vorsitzende des Kreisjugendrings und Mitarbeiterinin im Bündnis "Bunt statt braun", in den aktuellen Ereignissen: "Solche Vorgänge müssen ernst genommen werden. Mit einer Bewertung bei der Suche nach Schuldigen muss man aber vorsichtig sein, solange keine eindeutigen Beweise vorliegen." Der Schulbetrieb am Grafinger Gymnasium wurde am Montagmorgen wieder in normaler Form aufgenommen.

© SZ vom 21.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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