Große Verluste:Schwarzer Tag für Angelika Niebler

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Die CSU fährt im Landkreis trotz ihrer prominenten Kandidatin aus Vaterstetten das schlechteste Ergebnis bei einer Europawahl ein. Die SPD kann zulegen, die AfD wird aus dem Stand viertstärkste Kraft.

Von Karin Kampwerthund Wieland Bögel

Auch die eigene Europaabgeordnete konnte nicht verhindern, dass die CSU in der Wählergunst deutlich verloren hat. Bei der Europawahl am Sonntag kamen die Christsozialen im Landkreis lediglich auf 38,14 Prozent und damit auf ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Europawahl überhaupt. Entsprechend frustriert fiel die erste Reaktion von Angelika Niebler aus: "Die Enttäuschung ist riesig", sagte sie bei der CSU-Wahlparty in München, nachdem sich der Negativ-Trend in den Hochrechnungen manifestierte. Sorgen muss sich die Vaterstettenerin, die seit 1999 Abgeordnete im Europaparlament ist, aber nicht um ihren Job in Brüssel. Sie hatte auf dem sicheren Listenplatz 2 der CSU kandidiert. Auch die frühere Vaterstettenerin Monika Hohlmeier, die auf Platz 4 der CSU-Liste für Oberfranken kandidierte, hat den Wiedereinzug geschafft.

Bei der Stimmabgabe war Angelika Niebler, begleitet von Ehemann Michael und ihren Söhnen Alexander und Daniel, noch frohgemut. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Den Sozialdemokraten ist es gelungen, den seit 1979 anhaltenden Abwärtstrend bei Europawahlen zu stoppen. Sie kommen auf 18,17 Prozent und liegen damit zum ersten Mal seit 1999 wieder vor den Grünen, die 15,53 Prozent erzielten. Glücklich darüber ist SPD-Kreisgeschäftsführer Daniel Kalteis, der zwar nicht direkt für das Europaparlament antrat, sondern als so genannter Huckepack-Kandidat mit der oberbayerischen Spitzenkandidatin Maria Noichl unterwegs war. "Das Ergebnis ist für uns sehr erfreulich", sagte Kalteis am Sonntagabend. Wobei er als großen Gewinner den Spitzenkandidaten Martin Schulz sieht. Allerdings habe auch er gemeinsam mit Noichl einen Wahlkampf betrieben, der Europa im Landkreis ein Gesicht gegeben habe. Der große Gewinner ist allerdings die AfD. Die Europakritiker, die sich zum ersten Mal für das Europaparlament bewarben, kamen auf 8,74 Prozent. Das Interesse an der Wahl war indes gering, lediglich 47,64 Prozent der Landkreisbürger gaben ihre Stimme ab. Das ist noch einmal weniger, als 2009, als sich 50,25 Prozent der Ebersberger beteiligten.

Aber nicht nur die CSU hat am Sonntag Federn lassen müssen. Noch deutlicher traf es die FDP. Waren die Liberalen 2009 mit 9,8 Prozent der Stimmen immerhin noch auf den vierten Platz gekommen, wurden sie diesmal mit 3,78 Prozent nur noch Fünfte, knapp vor den Freien Wählern. Diese lagen vor fünf Jahren noch bei 5,1 Prozent, heuer reichte es nur für 3,56 Prozent.

Im direkten Vergleich zeigt sich ein sehr unterschiedliches Wahlverhalten in den einzelnen Landkreiskommunen. So konnte die CSU ihr bestes Ergebnis in Frauenneuharting mit 55,28 Prozent erzielen, in Vaterstetten, der Heimatgemeinde von Kandidatin Niebler, waren es immerhin noch 40,2 Prozent. Am schlechtesten schnitten die Christsozialen dagegen in Grafing mit 33,27 und in Poing mit nur 32,88 Prozent ab. In diesen beiden Kommunen zeigt sich auch, dass die Bürger ihre Stimmen offenbar mehr nach regionalen denn nach europäischen Gesichtspunkten vergeben haben. So kommen die Grünen in Grafing mit 21,99 Prozent auf ihr bestes Ergebnis. Dort wurde erst kürzlich die Grünenpolitikerin Angelika Obermayr zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Ähnlich verhält es sich bei der SPD. Diese verzeichnet ihr mit 22,52 Prozent bestes Ergebnis in Poing, wo seit dem Jahr 2000 der beliebte Sozialdemokrat Albert Hingerl das Rathaus leitet. Ebenfalls einen Satz machte die SPD in Markt Schwaben, wo sie von 13,10 im Jahr 2009 nun auf 21,02 Prozent kam. Wohl auch, weil sich SPD-Bürgermeister Georg Hohmann durch seine transparente Rathausführung einen guten Ruf als solider Haushälter erarbeitet hat.

Auch bei einigen kleinen Parteien zeigt sich ein regionaler Bezug zu ihrem Wahlergebnis. So erzielt die Bayernpartei in Emmering mit 10,42 ihr Topergebnis. Dies könnte daran liegen, dass nach den Querelen um den aus der CSU ausgetretenen Bürgermeister Max Maier viele konservative Stammwähler zur Bayernpartei wechselten. Für ÖDP und FDP gilt, sie können dort punkten, wo sie prominente Vertreter haben. Die Liberalen holen am Wohnort ihrer ehemaligen Landtagsabgeordneten und langjährigen bildungspolitischen Sprecherin, Renate Will, 6,06 Prozent, die ÖDP holte in Baiern, wo ihre langjährige Kreisrätin Johanna Weigl-Mühlfeld lebt, sagenhafte 11,66 Prozent und kommt dort auf den dritten Platz hinter CSU und Grünen.

© SZ vom 26.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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