Große Bühne für die Kleinen:Am Ende tobt der liebe Pöbel

Große Bühne für die Kleinen: In der Blümchenfalle: Der gar nicht so böse Zauberer entführt die Prinzessin, ohne zu ahnen, dass diese Karate kann.

In der Blümchenfalle: Der gar nicht so böse Zauberer entführt die Prinzessin, ohne zu ahnen, dass diese Karate kann.

(Foto: Christian Endt)

Die Jüngsten des Markt Schwabener Theatervereins begeistern mit "Kasperl in den Ferien"

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Wie sehr die Kinder begeistert sind, beweist spätestens die Autogrammstunde zum Schluss: Dicht gedrängt stehen die kleinen Zuschauer vor der Bühne, auf dessen Rand die ebenfalls jungen Darsteller sitzen. Die Fans wedeln aufgeregt mit ihren Eintrittskarten, auf denen ihre Stars bereitwillig unterschreiben. Bemerkenswert ist, dass dabei nicht nur Kasperl und Seppl, die beiden Helden, belagert werden, sondern auch der fade Prinz und sogar der böse Zauberer. Die Kinder scheinen also bereits trennen zu können zwischen Rolle und Mensch. Oder sie sind einfach derart begeistert, dass an Differenzierung nicht mehr zu denken ist.

Verwunderlich wäre das nicht, denn das Kasperlstück, das die Jüngsten des Markt Schwabener Theatervereins nun zeigen, ist einfach hinreißend. Schon alleine, weil hier ausschließlich Kinder für Kinder spielen. Von der alten Großmutter bis zum staatstragenden König - alle Rollen sind mit Nachwuchsschauspielern besetzt, zehn sind es an der Zahl. Mehr nämlich braucht es nicht, um die Geschichte von "Kasperl in den Ferien" zu erzählen, eines der wunderbaren Stücke von Doktor Döblingers geschmackvollem Kasperltheater. Das Münchener Duo ist vor allem bekannt für seine vor Wortwitz nur so sprühenden Dialoge - und dieser zündet auch am Sonntag in der bestens besuchten Markt Schwabener Theaterhalle. Die Kinder lachen immer wieder so laut und anhaltend, dass die nächsten Sätze der Protagonisten schier unterzugehen drohen, und auch die Erwachsenen kichern munter vor sich hin. Die Humor-Bandbreite ist dabei ähnlich groß wie seine Dichte: Sie reicht von feiner Selbstironie - "der liebe Pöbel" wird das Publikum vom König genannt - bis hin zu eher derb-flachen Späßen. "Sollen wir dir eine Prinzessin suchen, die nach Wurst riecht?", fragt Seppl den Prinzen. Schließlich ist dieser bekannt für seine Käsefüße.

Dass die Scherze alle beim Zuhörer ankommen, das ist dem jungen Ensemble zu verdanken, das - unter der Regie von Christa Hermannsgabner - durch die Bank eine bemerkenswerte Leistung abliefert. Fast jedes Wort ist bestens artikuliert und zu verstehen, die Spielweise durchweg engagiert und genau richtig dosiert. Simon Seidl und Florian Scherer, die als Kasperl und Seppl freilich besonders im Rampenlicht stehen, spielen unfassbar souverän, begeistern mit bairischem Idiom - "Obacht vorm g'fählich'n Oachkatzl!" - und erobern vermutlich ganz nebenbei so manches Mädchenherz.

Doch auch die anderen Darsteller meistern nicht gerade wenig Text und vermögen in ihren Rollen fraglos zu überzeugen. Sei es Korbinian Hermannsgabner als Miese-Prinz Jochen, der selbst bei den größten Kaspereien keine Miene verzieht, Wiebke Rauschenbach als widerspenstige Prinzessin, Charlotte Adolph als taff-tattrige Großmutter, Tassilo Schlagbauer als besorgter König, Nahvel Sanchez als ebenso arroganter wie naiver Zauberer und Simon Steiner als dessen verzogener Neffe. Obendrein gibt es zwei Hofmusikanten, Michael Schweighart und Dominik Koj, die mit Trompete und Akkordeon gekonnt für Fanfaren und Zwischenmusik sorgen.

Die Kostüme sind mit Bedacht ausgewählt: Sie setzen einerseits Akzente, zum Beispiel mit dem Glitzerumhang des Zauberers, und charakterisieren andererseits mit einfachen Mitteln die Figuren, etwa ein Kapuzenpulli mit der Aufschrift "Prinz". Kleiner Aufwand - große Wirkung, so lautet auch das Motto des Bühnenbilds: Die Stube der Großmutter wird dominiert von einem altmodischen Sofa, der Wald besteht aus echten Tannenbäumen, die Burg zieren meterlange Spinnweben. Greift der Hausherr zum Zauberstab, beeindrucken Lichteffekte.

Gemeinsam erzählen die jungen Schauspieler die Geschichte, wie Kasperl und Seppl in den Ferien zelten gehen wollen - und zwar ohne den nervigen Prinzen. Doch bevor sie diesen elegant durch eine Hochzeit loswerden können, müssen sie erst einmal die Prinzessin aus den Fängen des Zauberers befreien. Was für ein Glück, dass dieser scharf ist auf eine besonders hübsche warme Wollstrumpfhose... Ein Gewinn für die Inszenierung ist dabei das Spiel mit den verschiedenen Ebenen: Das Publikum, die Bühne - all das wird von den Darstellern immer wieder einbezogen. Die Kinder dürfen nach Herzenslust petzen, raten, warnen, ganz wie es sich für ein ordentliches, geschmackvolles Kasperltheater gehört.

"Kasperl in den Ferien", Theaterhalle Markt Schwaben, Samstag und Sonntag, 10./11. Februar. Beginn jeweils um 15 Uhr. Karten zu sieben Euro gibt es online unter www.theater-marktschwaben.de oder (08121) 224 22.

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