Wahlkampf:Die letzten Spuren

14 Tage nach der Wahl - Wahlplakate

Die Plakate von Hubert Aiwanger von den Freien Wählern könnten eigentlich bis nächstes Jahr zur Landtagswahl hängen bleiben. Dort wird er höchstwahrscheinlich wieder als Spitzenkandidat antreten.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Wahlkampf ist vorbei - nur nicht auf den Plakatständern

Von Sarah Lopez, Franca Wittenbrink, Grafing/Kirchseeon

Wer in diesen Tagen, mehr als zwei Wochen nach der Bundestagswahl, - auf der B 304 zwischen Eglharting und Kirchseeon unterwegs ist, der kann Hubert Aiwanger nicht ausweichen. In regelmäßigen Abständen schmücken die Plakate des Spitzenkandidaten der Freien Wähler den Straßenrand. In Grafing lacht einem derweil Anna-Maria Lanzinger, Direktkandidatin der Grünen für Erding-Ebersberg, von einem umgekippten Plakataufsteller entgegen, während einige Meter weiter aus einem Busch der Kopf des SPD-Kandidaten Ewald Schurer hervorlugt. Auch Plakate der Partei "Demokratie in Bewegung" sind vereinzelt zu sehen, und auf der letzten großen Plakattafel an der Grafinger Griessstraße sind die Politiker sogar noch als ganz große Koalition vorzufinden: Ordentlich nebeneinander aufgereiht werben Piraten, Linke, Grüne, FDP und CSU auf den mittlerweile etwas mitgenommenen Plakaten für ihre jeweilige Partei.

14 Tage nach der Wahl - Wahlplakate

Für Ewald Schurer war es vielleicht der letzte Wahlkampf als Kandidat. Möglich, dass man ihn deshalb etwas länger stehen lässt.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Kein ungewöhnliches Bild in Zeiten des Wahlkampfs - aber so viele Tage danach? "Ich habe gerade eines unserer Plakate abgehängt, das versehentlich noch nicht entfernt wurde", sagt Wilfried Seidelmann, Kreisrat und Vorsitzender der Freien Wähler Ebersberg. "Eigentlich sollte das längst erledigt sein - aber was am Ende hängen bleibt, das muss dann eben der Bauhof entfernen." Beim Bauhof in Grafing sieht man die Sache ein wenig anders: "Die Werbeplakate dürften schon gar nicht mehr hängen", erklärt einer der Mitarbeiter. Die Parteien seien selbst dafür verantwortlich, ihre Werbung innerhalb einer gewissen Frist nach der Wahl zu entsorgen - in Grafing hätte dies bereits fünf Tage nach der Wahl geschehen sollen. "Weil aber immer noch vereinzelt Plakate zu sehen sind, bleibt das am Ende tatsächlich an uns hängen", beklagt sich der Mitarbeiter des Bauhofs. Begeistert sei man darüber nicht, "aber was will man machen?"

Dass durchaus etwas gegen die mangelnde Handlungsbereitschaft der Parteien helfen könnte, weiß Sabine Köpp von der Verwaltung im Rathaus Kirchseeon. Während in Grafing keinerlei Bußgelder für nicht abgehängte Wahlplakate verhängt werden, droht laut Plakatierverordnung in ihrer Gemeinde eine Geldstrafe von bis zu 1000 Euro, wenn Plakate nicht innerhalb einer Woche nach der Wahl entfernt werden. Selbst wenn am Ende also tatsächlich der Bauhof die Arbeit übernimmt - zahlen müssten dem Gesetz zufolge die Parteien. Grundsätzlich nämlich gilt: Wer die Frist versäumt, kann für die Ordnungswidrigkeit belangt werden.

14 Tage nach der Wahl - Wahlplakate

Richtig groß ist die Koalition der übriggebliebenen Wahlkämpfer auf dieser Stellwand in Grafing.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Sabine Köpp drückt in Kirchseeon trotzdem ein Auge zu. Bevor sie ein Bußgeld verlangt, will sie es mit einer erneuten Aufforderung an die Parteien versuchen - erst wenn auch das nichts nütze, werde man weitersehen. Im Internet unterdessen hält manch einer das für nicht nötig. "Plakate hängen lassen!", kommentiert ein Nutzer unter einem entsprechenden Online-Artikel, "die Politiker haben dann eine Gedächtnisstütze und der Wähler hat die Möglichkeit, die Wahlversprechen mit der Realität abzugleichen." Auch so kann man es sehen.

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