Grafing:Wunsch nach zweiter Grundschule

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Im November hat der Stadtrat beschlossen, die Grundschule zu erweitern. Nun gibt es Zweifel an dieser Entscheidung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Elternbeirat und BfG regen statt des geplanten Ausbaus der bestehenden Gebäude einen Neubau im Westen der Stadt an. Die Bürgermeisterin ist angesichts der Mehrkosten in Millionenhöhe wenig begeistert

Von Thorsten Rienth, Grafing

Als der Grafinger Stadtrat unlängst den Ausbau der Grundschule beschloss, wurden Rufe nach einer zweiten Schule im Westen der Stadt laut. Würden solche Pläne umgesetzt, sind laut Rathaus-Hochrechnung nicht nur mehr als 16 Millionen Euro fällig. Der mit Neuplanungen einhergehende Ausbau-Stopp der bisherigen Grundschule hätte zudem eine Aussetzung des Ganztagzugs auf nicht absehbare Dauer zur Folge, warnt Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne).

In der Bürgerfragestunde der November-Stadtratssitzung hatte zunächst die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule das Wort ergriffen, Evelyn Lechner. "Der Ausbau ist die billigere Lösung, nicht die günstigere", kritisierte sie. "Bei 600 Schülern an einem Standort brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir Probleme kriegen." Ein zweiter Grafinger Schulstandort im Westen der Stadt sei sinnvoller. Schließlich ergriff Stadträtin Marlene Ottinger (Bündnis für Grafing) per Offenem Brief das Wort. Der Beschluss im Stadtrat sei sehr plötzlich gekommen. Es habe keinen vorberatenden Bauausschuss und damit auch keine Öffentlichkeit gegeben. "Ein Skandal", klagte sie. "Ich habe die Sorge, dass wir nicht alle Aspekte angemessen bedacht haben", schrieb Ottinger. Lange Schulwege, Verkehrsprobleme in der Kappellenstraße, besseres Lernumfeld - die Schlussfolgerung ist eine ähnliche, wie die der Elternbeiratsvorsitzenden: "Die Stadt wird sich sehr wahrscheinlich nicht in Richtung Ostumfahrung, sondern nach Westen hin ausdehnen." Überraschend, dass die BfG-Fraktion den Stadtratsbeschluss für den Ausbau am Ende dennoch mittrug.

In ihrer Antwort auf Ottingers Worte warnte Bürgermeisterin Obermayr indes eindringlich vor den Konsequenzen eines Schwenks. "Ich möchte in Absprache mit der Leitung der Grundschule eines klarstellen: Falls jetzt die Planungen gestoppt werden, um uns auf die Suche nach einem neuen Standort zu begeben, dann wird der Ganztageszug ausgesetzt werden müssen und wir kehren auf unabsehbare Zeit zur Regelschule zurück." Die Schule müsse jetzt saniert und erweitert werden.

Nach Ansicht der Bürgermeisterin hat ein weiterer Standort zwar grundsätzlich Charme. Wären da nicht die Kosten und auch die gänzlich entgegengesetzte Planung der vergangenen Jahre. In deren Fokus sei seit dem Beginn der Diskussion um den Ganztagszug vor etwa sieben Jahren eine Campuslösung gestanden, betont Obermayr. "Es war politischer Wille, ein Schulzentrum, Sportzentrum, Mensa, Hort und Kindertagesstätte und auch multifunktional nutzbare Räume an einem Ort zu konzentrieren."

Obermayr widerspricht auch der Darstellung, es gebe in der Grundschule so etwas wie die Forderung nach einem zweiten Standort. Vor eineinhalb Wochen hatte die Stadt die Ausbaupläne dem Elternbeirat, den Lehrern, der Mittagsbetreuung und den Pädagoginnen der Ganztagsklassen vorgestellt. "Alle Anwesenden waren von den Planungen angetan", versichert die Bürgermeisterin. Die Sorgen hätten dem Zeitplan gegolten, den Pausenflächen und dem Baustellenverkehr sowie generell der Frage, wie sich Schulbetrieb und Baustelle nebeneinander arrangieren lassen. "Ein Aussetzen der Planung zugunsten der Suche nach einem weiteren Standort war kein Thema."

Dieser Zusammenhang ist wiederum in Ottingers Argumentation zentral. "Wenn wir einen zweiten Standort bedenken (...) müsste das Dach nicht teuer ausgebaut werden und wir könnten das Geld bereits in den zweiten Standort fließen lassen." Aus Sicht von beispielsweise CSU-Stadtrat Thomas Huber ist das keine Option. Dass die Stadt durchspiele, was die Bevölkerungszunahme für schulische Infrastrukturen bedeute, sei unbestritten richtig. Das schließe auch berechtigte Gedanken um einen zweiten Standort mit ein. "Das darf aber auf keinen Fall den jetzt beschlossenen Ausbau und die Sanierung in Frage stellen."

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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