Grafing:Windräder im Federkleid

Windrad Felix Schaller Forscher und Gründer der Firma Afax aus Grafing

Felix Schaller testet zusammen mit seinem Kollegen einen Prototypen des Windrads mit modifizierten Rotorblättern.

(Foto: Privat)

Felix Schaller forscht daran, Rotorblätter effizienter zu nutzen. Ein erstes Patent hat der Grafinger bereits angemeldet

Von Max Nahrhaft, Grafing

"Man braucht Nerven wie Drahtseile. Hier ist nach oben und nach unten alles möglich", sagt Felix Schaller. So beschreibt der 38-jährige Familienvater seine momentane Lage. Er ist aber gerne in dieser Situation und tut alles dafür, seine technisches Startup "Afax" zu realisieren.

Seit sechs Jahren forscht er daran, Rotorblätter von Windrädern an die auftreffende Strömung anzupassen und so deren Leistung zu optimieren. Der studierte Informatiker ist zunächst einmal fachfremd, wurde aber während seines Studiums auf aerodynamische Simulationen aufmerksam, die sein Interesse geweckt haben. Seitdem hat er viel Geld, Zeit und vor allem auch Leidenschaft in das Projekt investiert. Zusammen mit einem Maschinenbaukollegen tüftelt er an der Umsetzung - und kommt dem großen Ziel Schritt für Schritt immer näher.

"Wir orientieren uns an der Bionik der Vögel und versuchen, deren Federkleid auf Windräder zu übertragen", so Schaller. Die Rotorblätter sind in der Regel starre Körper, sollen aber mit künstlichen Federn bestückt werden und rein passiv auf die Strömung reagieren - diese gibt also die Form vor. Und der Effekt ist erheblich: Die Leistung lässt sich um bis zu 20 Prozent im Vergleich zur herkömmlichen Anwendung steigern. Die Technik soll besonders in großen Windparks zum Einsatz kommen. Dort stehen nämlich viele Windräder in Reih und Glied. Dabei trifft auf die hinteren kein gerader Wind mehr, sondern eher ein Strömungsstrudel, an den Schaller seine Oberflächentechnik dynamisch anpassen will.

Doch mit Afax kann es auch jederzeit wieder bergab gehen: Schaller und sein Partner tragen das Projekt völlig eigenständig, sie bekommen keine finanzielle Unterstützung von Hochschulen oder aus dem industriellen Sektor. Alleine der Lehrstuhl für Windenergie der TU in Garching stellt dem Grafinger Team sein Knowhow und Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen sie forschen können.

Und diese Räume benötigen sie auch dringend. Das Projekt befindet sich noch in der Entwicklungsphase, ist also noch nicht völlig ausgereift. Ein Prototyp des Windrads wird aber schon durch Computersimulationen und in künstlichen Windkanälen getestet. "Wir warten im Moment noch auf fundierte Belege für unsere Ergebnisse und werden dann sehen, was sich noch verbessern lässt", sagt Schaller.

Das erste Patent für ihre bahnbrechende Technik konnten die beiden Forscher schon erfolgreich anmelden - und blicken nun hoffnungsvoll in die Zukunft. Inzwischen konnten sie nämlich auch schon das Interesse der ersten großen Unternehmen wecken und stehen mit diesen nun in engem Kontakt. Neben der Forschung haben die beiden Entwickler also auch schon die Marktwirtschaft im Fokus, damit sich das fertige Produkt später auch schnell verkaufen lässt.

Informatiker Schaller bewegt sich hier also auf völligem Neuland, da er sowohl die Forschung als auch eine folgenden Firmengründung im Blick haben muss. "Das ist schon was anderes als ein bloßes Internet-Startup, wir haben Unmengen an Forschung und Herzblut da reingehängt", so Schaller. Beachtenswert ist, dass er sich sein Wissen völlig autodidaktisch beigebracht hat. Das Wort Startup klingt fast zu klein für das, was dieses Grafinger Team schon erreicht und noch als Ziel vor Augen hat.

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