Grafing:Weihnachtliches Musikfest

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Sepp Ametsbichler und Michael Liese gebührt ein Jazz-Denkmal

Von Claus Regnault, Grafing

Zunächst gilt es, zumindest verbale Denkmäler für zwei Jazzgrößen zu errichten, nämlich für Sepp Ametsbichler, der seine reife Musikalität der Ausbildung vor allem der Musikjugend in der Region, aber auch ein paar älteren Hanseln widmet, die spät noch das Zupfen des Kontrabasses und der Gitarre von ihm vermittelt bekommen möchten.

Das andere Denkmal gebührt dem stoisch gelassenen Kontrabassisten Michael Liese, selbst im Vorstand der Grafing-Ebersberger Jazzinitiative, der von 20 Uhr bis Mitternacht den Weihnachtsjazz-Abend auf seinem Instrument kundig mitgestaltete. Es ist zu hoffen, dass seine Finger diese Marathon-Performance heil überstanden haben!

Der Abend im Grafinger Turm begann stimmungsvoll mit Ametsbichlers Präsentation dreier von ihm ausgebildeter, vornehmlich jugendlicher "Werde-Jazzern", dem Youngsters Mucic Club, der, besetzt mit den ganz jungen von zehn Jahren aufwärts, mit erstaunlich reifer Interpretation glänzte. Dann die Jazzperados, reifere Amateure aus der Region Grafing, die mit der einfühlsamen Sängerin Gudrun Voith eine berührende Gesangsstimme zu bieten hatten. Und schließlich Jazz in the Box als Quintett, eine vor neun Jahren ins Leben gerufene Musikerinitiative, die mit den älteren, schon vertraut gewordenen solostarken Joachim Jann, Michael Liese, Tom März, Chris Naleppa und dem Boss der Initiative, Frank Haschler, neue Arrangements von Swing und Bebop-Standards boten. Und schließlich noch die Archive Jazz Combo mit dem rhythmisch bestimmenden Gitarristen Dr. Ladstetter, dem Keyborder Dr. Storz, mit Bassist Liese und dem Schlagzeuger Pink besetzt, die den Weg zur Jamsession mit den Gastmusikern öffnete. Und von da an wurde es zunehmend professioneller, etwa mit dem Tenorsaxofonisten Stefan Zenker, den beiden brillanten Pianisten Jörg Müller und Niklas Roever, dem improvisations-mächtigen Klaus Grünfelder am Altsax, Schorschi Klein, schon erstaunlich präsent an der Posaune, und dem Grafinger Schlagzeuger Hannes Rothmoser.

Und wie ein junger Halbgott aus der Antike erschien Fritz Moshammer, trotz des Namens ein Berliner, und übernahm für den Rest des Abends das Kommando. Denn er, teilweise im Wettstreit mit dem zunehmend versierteren Pienzenauer Sepp Schmölz, brachte endlich den strahlenden Klang der Trompete in den bis dahin saxofonlastigen Abend. Sein Auftritt hatte technisch-improvisatorisch etwas Überwältigendes, eine reife Qualität, die alle übrigen auftretenden Musiker zu Bestleistungen inspirierte, so zum Beispiel Naleppa, der wohl das beste Tenorsolo des Abends hinlegte.

Der voll besetzte Turmsaal platzte schier aus den Nähten, und der Jubel wurde immer grenzenloser: ein weihnachtliches Musikfest!

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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