Grafing:Von Luther bis Biofleisch

Peter Künzel, Filmemacher aus Aßling

Peter Künzel bei Dreharbeiten in Rom, wo er für eine Luther-Dokumentation mit Annette Schavan den Papst besuchte.

(Foto: Michael Reithmeier/oh)

Die Evangelische Gemeinde Grafing zeigt zwei Filme von Peter Künzel aus Aßling

Von Anja Blum, Grafing

Früher war er ein "Sport- und Spielkind", das sich in vielen Vereinen, in der freien Natur und besonders in den Bergen austobte. Heute erzählt Peter Künzel Geschichten. Doch so weit ist das eigentlich gar nicht voneinander entfernt: Als Filmemacher und Autor spielt er ja auch, nur eben mit Worten und Bildern. Das Ziel: die Menschen zu berühren und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Das Spektrum seiner Themen ist dabei sehr breit gefächert, vom Bergsteigerportrait "Hubers Heimspiel" mit dem Kletterer Alexander Huber über die interaktive Web-Dokumentation rechten Terrors (www.nsu-terror.de) bis hin zu dem Film "Pumping Ercan" über einen deutsch-türkischen Bodybuilder, der mit 40 noch einmal Weltmeister werden will. "Am liebsten porträtiere ich Menschen und erzähle ihre Geschichten", sagt Künzel. Anlässlich des Reformationsjubiläums sind am Mittwoch, 22. März, in Grafing zwei Filme von ihm zu sehen: "Luther und die Juden" mit Margot Käßmann sowie "Was müsste Luther heute sagen?" mit Heiner Geißler.

Aufgewachsen und bis heute tief verwurzelt ist Künzel in Aßling. "Die Frau Mayr vom Bäcker grüßt mich immer noch herzlich und kann es nicht glauben, dass ich heute fast 40 und 1,96 groß bin", erzählt Künzel und lacht. Bis heute halte er engen Kontakt zu seiner Heimat - das sei ihm wichtig, als Mensch, aber auch als Verbraucher. "Ich bin mit Herrmannsdorf eng verbunden, kaufe gerne auf dem Hofmarkt vom Bio-Lenz in Zorneding ein oder bei unserer Gärtnerei in Aßling", sagt er. Denn nur so könne man die ländlichen Strukturen abseits der Supermärkte erhalten. Eine Einstellung, die sich auch filmisch niederschlägt: in einer geplanten kulinarischen Reihe, die den Wert ursprünglicher Lebensmittelproduktion in den Focus rückt. "Das Thema treibt mich immer wieder um", sagt Künzel, der sich als Aßlinger und überzeugter Schwabinger bezeichnet.

Nach dem Abitur in Grafing absolvierte Künzel, Sohn eines Deutschlehrers, bei der Bavaria Film ein duales Studium. "Danach wusste ich, dass ich inhaltlich arbeiten wollte, und schlug einen journalistischen Weg ein: So arbeitete Künzel unter anderem für das Wirtschaftsmagazin "Brand eins" in Hamburg oder für den "Weltspiegel" in Stuttgart, und landete schließlich als Volontär beim Bayerischen Rundfunk. Dieser ist bis heute Künzels berufliche Heimat.

Daneben arbeitet er aber auch frei, etwa für Servus TV, den SWR, Arte oder für Bibel-TV, wozu Künzel ein bisschen kam wie die Jungfrau zum Kinde: "Ein Studien-Freund von mir wurde dort Geschäftsführer und fragte, ob ich nicht Lust hätte, die Volontäre zu coachen", erzählt er. So entstanden im vergangenen Jahr sechs Dokumentationen zum Thema "Luther Heute" mit Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Medien und Wissenschaft. "Sie alle in ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Glauben zu erleben, war sehr beeindruckend", sagt der Filmemacher.

Allerdings ist Künzel nicht völlig unbeleckt, was das Thema Kirche angeht: "Als Sohn einer dänischen Protestantin und eines katholischen Oberbayern liegt mir die Ökumene qua Herkunft am Herzen", sagt er und erzählt, dass er gerade in der evangelischen Kirche Grafing sehr inspirierende Erfahrungen gemacht habe - als Zivi nämlich. "Dass ich dort gelandet bin, hatte zwar eigentlich pragmatische Gründe, aber dann habe ich Pfarrer Kajnath als jungen, reflektierten und engagierten Menschen kennengelernt und die Pfarrei als tolle Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen, die der Glaube vereint." Insofern freue es ihn sehr, dass die neuen Luther-Dokus vor allem die Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionen zeigten. "Da ist - unter anderem auch dank Papst Franziskus - irgendwie ein ganz neuer Spirit, der Mut macht."

Filmabend im evangelischen Gemeindehaus Grafing am Mittwoch, 22. März, um 19.30 Uhr: "Margot Käßmann - Luther und die Juden" und "Heiner Geißler - Was müsste Luther heute sagen?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: