Grafing:Unterricht mit Leinwand

Grafing: Leider kein Super-Dad: Michi (Luis Vorbach) ist enttäuscht, als er endlich seinen Vater Tom (Jordan Prentice) findet - "Auf Augenhöhe".

Leider kein Super-Dad: Michi (Luis Vorbach) ist enttäuscht, als er endlich seinen Vater Tom (Jordan Prentice) findet - "Auf Augenhöhe".

(Foto: Tobis Film/Kerstin Stelter/oh)

Bei der "Schulkinowoche" sind im Grafinger Capitol heuer zehn Filme zu sehen

Von Anja Blum, Grafing

Von Räubern und Gespenstern, aber auch von den Stolpersteinen des Erwachsenwerdens und von komplizierten menschlichen Beziehungen erzählen die Filme, die von Montag, 27. März, an bei der bayerischen "Schulkinowoche" im Grafinger Capitol zu sehen sind. Das landesweit größte Projekt zur Förderung der Film- und Medienkompetenz verwandelt heuer bereits zum zehnten Mal bayerische Kinos in kulturelle Lehr- und Lernorte. Ansprechen soll das Angebot alle Schularten und Jahrgangsstufen. Zu sehen sind pädagogisch und künstlerisch wertvolle Klassiker, aber auch ausgewählte Animations-, Dokumentar sowie Spielfilme. Kinoseminare, Lehrerfortbildungen sowie umfangreiche Begleitmaterialien für den Unterricht runden die Projektwoche ab.

Im Grafinger Capitol werden in der diesjährigen Schulkinowoche zehn Filme gezeigt: Großmutters Kaffeemühle steht im Zentrum der Realverfilmung von "Räuber Hotzenplotz", die, genauso wie "Das kleine Gespenst", schon ab der ersten Klasse besucht werden kann. In der Sonderreihe "Wissenschaftsjahr - Meere und Ozeane" läuft der Animationsfilm "Findet Dorie", der für die Klassen zwei bis sechs empfohlen ist. Der Schauplatz kann ein Gespräch über Umweltschutz anregen: Wie fühlen sich die Tiere im meeresbiologischen Institut? Oktopus Hank arbeitet beharrlich an seiner Flucht, da er sich eingesperrt fühlt. Andererseits dient der Park dem Tierschutz. Auch über Inklusion lässt sich anhand des Filmes sprechen, denn mit ihrem fehlenden Kurzzeitgedächtnis erfüllt Dorie die Ansprüche an eine klassische Heldin so gar nicht. Dasselbe gilt für Hank, dem ein Tentakel fehlt, die extrem kurzsichtige Waldame Destiny oder Beluga Bailey, dessen Echolot nicht mehr funktioniert. Sie alle zeigen, dass man nicht perfekt sein muss, um im Leben zu bestehen.

Zum Schwerpunkt "Deutsch lernen mit Filmen" passt hingegen "Heidi": Die Geschichte des Waisenmädchens, welches mit zwei sehr unterschiedlichen Lebenswelten - erst der abgeschiedenen Alm, dann der großbürgerlichen Stadtwohnung - konfrontiert wird, bietet viele Anknüpfungspunkte für Kinder, die sich an ungewohnten Orten zurechtfinden müssen. "Zudem ist der Film aufgrund seiner eindrucksvollen Bildsprache und sparsam gesetzten Dialoge gut verständlich und bietet Anlass für Gespräche über eine Reihe von Themen wie Familie, Freundschaft und Heimweh", heißt es im Programm der Schulkinowoche.

Für die dritte bis siebte Klasse empfohlen sind "Rico, Oskar und der Diebstahlstein", eine Detektivgeschichte, sowie der Film "Auf Augenhöhe". Er erzählt von der Identitätssuche eines Jungen, der mit seiner Enttäuschung über den kleinwüchsigen Vater kämpft und dabei lernt, dass Offenheit, Respekt und echte Zuneigung viel wichtiger sind als cooles Aussehen. Spannend und weitgehend realitätsnah zeigen die Regisseure, wie Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen entstehen können, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen.

Um den verwirrenden Übergang vom Kind zum Teenager geht es in "Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt" (Klasse fünf bis acht), und wie kompliziert das Verhältnis zweier Schwestern zwischen Liebe, Bewunderung und Eifersucht sein kann, zeigt "Stella" (Klasse sechs bis zwölf). Die Verfilmung von Wolfgang Herrndorfs Erfolgsroman "Tschick" (Klasse sieben bis zwölf) eignet sich bestens für eine medienübergreifenden Betrachtung, in der Film und Buch in ihrer jeweils eigenen Erzählweise analysiert werden. Familienkonflikte, Freundschaft, Außenseitertum und die Suche nach Identität - das sind die Themen, die unter der Oberfläche dieses schwungvollen Roadmovies zu entdecken sind. Viel Gesprächsstoff bietet aber sicher auch der Film "Vier Könige" (Klasse neun bis zwölf): Er handelt von vier Jugendlichen, die Weihnachten in der Psychiatrie verbringen. Alle Infos unter www.schulkinowoche.bayern.de.

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