Grafing:Und sie kommt doch

Lesezeit: 1 min

Verkehrsfreigabe für die Grafinger Ostumfahrung

Nach Jahrzehnten der Debatten und Planungen ist die Grafinger Ostumfahrung seit Ende September für den Verkehr freigegeben. "Sie ist vielleicht nicht Grafings lieb gewonnenes Kind", sagt Staatssekretär Gerhard Eck bei Eröffnung. Aber das könne ja noch werden - wenn erst mal allen die Vorteile deutlich würden: "Wir werden mit dieser Straße eine spürbare Entlastung erreichen, die Sicherheit verbessern und den Verkehrslärm reduzieren."

Von der Rosenheimer Straße biegt die 2,7 Kilometer lange Trasse in Richtung Norden ab. Dann geht es am Ortsteil Schönblick vorbei und etwa über den alten Mitterweg nach Gsprait zur Ebersberger Südumgehung. Wie so oft bei Großprojekten sprengte auch die Grafinger Ostumfahrung den Finanzplan: Im Jahr 2008 noch auf 6,7 Millionen Euro taxiert, gab Eck die Kosten zuletzt mit 10,7 Millionen Euro an - immerhin ein Plus von 60 Prozent. Grafing störte das freilich wenig. Die "St2080" ist eine Staatsstraße, also kommt das Geld vom Freistaat.

"Für mich ist das hier kein Grund zum Feiern", sagt Uwe Peters bei der Eröffnung, einst Sprecher der Schutzgemeinschaft Grafinger Osten (SGO). "Der große Verlierer ist die Natur, die solche Projekte immer weiter zurückdrängen."

Um rund 15 Prozent soll die neue Trasse den Marktplatz vom Verkehr entlasten. Für die Wasserburger Straße wurden sogar mehr als 80 Prozent genannt. In der Rotter Straße sei der Verkehr dagegen zu manchen Tageszeiten mehr als doppelt so dicht. Haken an solchen Sätzen: Die Werte sind Prognosen, hochgerechnet aus vergleichsweise alten Basiszahlen.

Nach knapp drei Monaten im Betrieb heißt es im Grafinger Stadtrat, die Rotter Straße sei weit weniger stark belastet als befürchtet. Anwohner aus der Wasserburger Straße sind der Ansicht, dass die Entlastung vor ihrer Haustüre deutlich geringer ist. Grafinger, die entlang der Trasse wohnen, klagen: Autos und Lastwagen seien viel lauter, als vor dem Bau behauptet.

Zumindest was die Entlastungszahlen angeht, dürfte bald Klarheit herrschen. Wenn sich im Frühjahr die Verkehrsströme eingependelt haben, startet Grafing eine groß angelegte Verkehrszählung. Dann soll auch die Entscheidung fallen, ob an der Marktplatz-Ostseite Ampeln den Verkehr regeln müssen - oder trotz der stärker befahrenen Rotter Straße alles bleiben kann wie bisher.

© SZ vom 29.12.2017 / thri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: