Konzert der Grafinger Musikschule:Überzeugende Visitenkarte

VHS Musikschulkonzert Stadthalle Grafing

Auch das Akkordeonensemble überzeugte das Publikum. Wäre Stolz eine messbare Größe, hätte diese alle Rekorde gesprengt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim großen Konzert in der Grafinger Stadthalle zeigt die Musikschule, was sie alles bietet: Chöre und Ensembles für alle Altersklassen. Das Publikum ist begeistert

Von Anja Blum, Grafing

Wäre Stolz eine messbare Größe, wären am Wochenende in Grafing wahrscheinlich sämtliche Rekorde gebrochen worden. Denn beim großen Musikschulkonzert in der Stadthalle waren alle, wirklich alle furchtbar stolz. Die Kleinen, die das erste Mal auf einer großen Bühne standen, die etwas Größeren, die ihr Können zeigen durften, die Lehrer, die sich an den Früchten ihrer Arbeit erfreuten, und, nicht zu vergessen, die vielen Familien im Publikum, die die Auftritte ihrer Kinder begeistert verfolgten. Gleich zwei Aufführungen hatte die Musikschule wegen des großen Interesses anberaumt, eine am Samstag- und eine am Sonntagnachmittag. Eine schönere Visitenkarte für all ihre Angebote kann es schließlich nicht geben.

"Im Meer der Stimmen" war das Konzert überschrieben - ein treffendes Motto, wie sich vor allem am Schluss zeigte: Beim letzten Lied war die Bühne dicht gedrängt und bis an den Rand bevölkert mit kleinen Sängern, als sie die Arme schwenkten, blickte man in ein Meer aus Kinderhänden. Doch der Konzerttitel bildete auch einen sehr passenden inhaltlichen Rahmen, um all die Stimmungen einzufangen, die Musik zu erzeugen in der Lage ist: von Abschied und Fernweh über gefährliche Stürme bis hin zu schmissigen Matrosen- und Piratenliedern. Zu hören bekam das Publikum in der voll besetzten Stadthalle dabei Instrumentales sowie Chorales, oftmals untermalt von kleinen Tänzen oder choreografischen Bildern, zum Beispiel mit selbst gebastelten Regenbogenfischen.

Rückgrat des Konzerts waren die "Chorkinder" aus Grafing, Glonn, Eglharting und Markt Schwaben unter dem Dirigat von Sebastian Maier: Sie hatten sich auf Stufen im hinteren Bereich der Bühne aufgebaut, von wo aus sie immer wieder wohlklingend zum Einsatz kamen. Unterstützt wurden diese kleinen Profis bei manchen Liedern von den "Singklassen" der Grafinger Grundschule: Fünf erste Klassen, die einmal pro Woche von einem Musikschullehrer unterrichtet werden. "Immer wieder wird geklagt, dass die Kinder viel zu wenig singen", sagte Leopold Henneberger von der Musikschule, weswegen man sich über diese Kooperation, die komplett von der Stadt finanziert werde, sehr freue.

Der "Pipapo-sowieso-Piraten"-Song war einer Hits des Abends

Die kleinen Sänger wiederum hatten ihren größten Spaß am köstlich absurden Song der "Pipapo-sowieso-Piraten". Die nämlich "schießen mit Tomaten. Tomaten sind zu rot, da schießen sie mit Brot. Brot ist zu teuer, da schießen sie mit Feuer. Feuer ist zu heiß, da schießen sie mit. . . Eis!" Doch waren die Erstklässler mitnichten die Jüngsten auf der Bühne, sogar die "Musikalische Früherziehung" Grafing und Ebersberg mischte munter mit, begleitete den Song vom Krebs "Kawuras" mit Tamburinen, an denen Scheren aus Pappmaschee befestigt waren.

Altersmäßig ganz gemischt kamen wiederum das "Akkordeonensemble" und die "Mundharmonika AG" daher, die rhythmisch und harmonisch durchaus anspruchsvoll "Auf große Fahrt" gingen. "Scharf geschossen" wurde auch vom "Schlagzeugensemble", dessen 14 Mitglieder eine effektvolle Eigenkomposition ihrer Lehrer Yuko Saito und Maurizio Saccomanno zum Besten gaben. Der Kleinste war dabei gerade einmal doppelt so groß wie seine Trommel.

Zauberhaft melancholisch präsentierte sich hingegen der "Cello Club", als er das Publikum mit "Ein Tag in Venedig" zum Träumen einlud. Dazu vollführten einige Chorkinder einen anmutigen "Tanz der Quallen" mit durchsichtigen Regenschirmen, an denen bunte Bänder befestigt waren. Für einen wahren Gänsehautmoment sorgte auch das einzige Solo des Konzerts: Gesangsschülerin Johanna Hopf verlieh der unglücklichen Meerjungfrau "Arielle" ihre Stimme und intonierte deren Wunsch, "Ein Mensch zu sein", ganz wunderbar zerbrechlich. Begleitet wurde sie von Martin Danes, der mit seinem perlenden Klavierspiel bewies, dass es für große Emotionen nicht immer Streicher braucht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: