Grafing:Stadtrat versagt freiwillige Extras

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Grafing will Lärmschutz an der Ostumfahrung nicht verlängern

Von Thorsten Rienth, Grafing

"Es ist für alle Anwohner hier schlimm genug, dass diese Straße künftig unser persönliches Lebensumfeld für immer verändern wird." Es sind drastische Worte, mit denen sich Herbert und Martina Leidl im Namen ihrer Nachbarschaft aus der Grafinger Hochriesstraße an den Stadtrat gewandt haben. Die Stadt möge doch bitte den Lärmschutz entlang der Ostumfahrung verlängern. So, dass die Straße für sie und die Nachbarn zumindest etwas erträglich werde. Der Bauausschuss blieb jedoch hart. Das Gremium fürchtet einen Präzedenzfall, sollte es auf eigene Kosten - und über die gesetzlichen Vorgaben hinaus - aktiv werden.

Es ist nur ein kleiner Einblick in den Schriftverkehr auf dem Schreibtisch der Grafinger Bürgermeisterin, aber er steht beispielhaft für das Dilemma, in dem sich die Stadt in dieser Sache befindet: Da sei etwa das Schreiben eines Anwohners aus der Hammerschmiede, berichtete Angelika Obermayr (Grüne) in der jüngsten Stadtratssitzung. "Der legt klar, nachvollziehbar und deutlich dar, wie der Bahnlärm das Wohnen in der Hammerschmiede beeinträchtigt." Die Nettelkofener forderten schon lange eine Lärmschutzwand an den Bahngleisen. "Und um die in Schammach kämpfen wir gerade mit der Bahn." Eine Grenze zu setzen, welche Anwohner durch zusätzliche freiwillige Lärmschutzwälle geschützt würden und welche nicht, das halte sie für unmöglich.

Sollte heißen: Würde die Stadt den Lärmschutz entlang der Ostumfahrung verbessern, ohne das eigentlich zu müssen, wäre sie praktisch verpflichtet, allen anderen Forderungen ebenfalls nachzukommen. "Denn was wir hier entscheiden, wird von den Anwohnern anderer lärmbelasteter Bereiche sehr genau beobachtet."

Das heißt aber nicht, dass den Anwohnern aus der Hochriesstraße im Rathaus kein Verständnis entgegengebracht würde. "Es ist bitter, wenn eine ruhige Wohngegend durch eine neue Straße verlärmt wird", sagte die Bürgermeisterin. Aber: "Die Lärmbelastung durch den Verkehr ist auch bisher schon sehr hoch in Grafing." Die Ostumfahrung würde zum Beispiel zu einem deutlichen Mehr an Lärm in der Rotter und der Münchner Straße führen. Obendrein liege die Lärmbelastung in der Hochriesstraße wesentlich unter den Grenzwerten. Tagsüber betrage die Lärmbelastung bis zu 53 dB (A), wohingegen der Grenzwert erst bei 59 dB (A) liege.

Das versöhnliche Ende der Debatte: Es besteht Obermayr zufolge zumindest dann die Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, falls auf der Ostumfahrung mehr Verkehr als prognostiziert entsteht. "Wir werden ein bis zwei Jahre nach Eröffnung eine Verkehrszählung starten und die gemessenen Werte mit den prognostizierten abgleichen - und bei gravierender Mehrbelastung tätig werden", schlug sie vor. Der Stadtrat sah es genauso und stimmte dem Vorschlag zu.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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