Grafing:Saubere Sache

Grafing: Die Biogasanlage am Grafinger Ortsrand bietet immer wieder Anlass zu Diskussionen. Ob eine Erweiterung möglich ist, wird in einem Gutachten geprüft.

Die Biogasanlage am Grafinger Ortsrand bietet immer wieder Anlass zu Diskussionen. Ob eine Erweiterung möglich ist, wird in einem Gutachten geprüft.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Bauausschuss genehmigt ein weiteres Sammelbehältnis für Schmutzwasser an der Grafinger Biogasanlage. Eine Vorentscheidung über die schon lange geplante Erweiterung der Einrichtung ist dies aber ausdrücklich nicht, betonen Verwaltung und Stadträte

Von Wieland Bögel und Thorsten Rienth, Grafing

Steht die Biogasanlage im Ortsteil Schönblick auf einer Grafinger Tagesordnung, herrscht in der Nachbarschaft eigentlich sofort große Skepsis. Praktisch seit dem ersten Betriebstag beschweren sich die Anwohner über herüberwehenden Gestank. Weil nach wie vor eine Erweiterung der Anlage im Raum steht, fürchten sie eine Zunahme der Belastung. Beim jüngsten Bauantrag zu dem Areal, den der Bauausschuss am Dienstag verhandelte, hat sich die Aufregung allerdings in Grenzen gehalten - was wohl auch mit der Kommunikationspolitik der Betreiber zusammenhing.

Die hatten sich bereits Ende Mai mit einem Schreiben an die Nachbarschaft gewandt und die Sache angekündigt. "Erhöhte Anforderungen an den Gewässerschutz und betriebsorganisatorisch notwendige Änderungen an den Entwässerungseinrichtungen machen es notwendig, dass wir einen zusätzlichen Behälter für unser Oberflächenwasser bauen", schrieb die Bioenergie Grafing AG an die "lieben Nachbarn." Schließlich folgte die Klarstellung: "Die Arbeiten haben nichts mit einer Erweiterung der Biogasanlage zu tun, sondern werden von den Fachbehörden gefordert." Man bitte um Verständnis für den in dieser Zeit vermehrten Lkw-Verkehr.

In der Bauausschusssitzung am Dienstag gab es gegen die Pläne der Anlagenbetreiber keine Einwände. Zuvor hatten Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) und Bauamtsleiter Josef Niedermaier das Vorhaben erneut ausführlich vorgestellt. Geplant sei ein drittes Sammelbehältnis für verschmutztes Wasser, das sich etwa bei Regen auf den Dachflächen sammelt, erläuterten sie. Das Schmutzwasser soll in dem nun beantragten neuen Becken aufgefangen und später landwirtschaftlich verwertet werden.

Dass das Thema Anlagenerweiterung außer bei den Anwohnern auch im Stadtrat aktuell ist, zeigte die Nachfrage von Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing). Er wollte wissen, ob möglicherweise ein Zusammenhang zu einer Erweiterung bestehe und wie weit die Pläne hierfür denn inzwischen gediehen seien. Bauamtsleiter Niedermaier verneinte einen Bezug zu einer Erweiterung. Der Antrag zum Ausbau der Biogasanlage ruhe derzeit, versicherte er.

Zumindest so lange, bis die Ergebnisse eines gerade erstellten Gutachtens vorliegen. Es ermittelt gerade, ob die Biogasanlage überhaupt in Einklang steht mit dem vor einigen Jahren verkleinerten Grafinger Wasserschutzgebiet. Dadurch war damals erst der Platz entstanden, um mit der Planung der Anlage überhaupt loslegen zu können. Sollten die Experten einen Widerspruch sehen, dürfte die geplante Erweiterung endgültig vom Tisch sein, erwartet Niedermaier. In Stadtratskreisen ist die Rede davon, dass der Abschlussbericht in einigen Wochen vorliegen solle.

Mit dem aktuellen Antrag steht das Gutachten allerdings nicht im Kontext. Das neue Sammelbehältnis ist dort auf jeden Fall zulässig, erklärte Obermayr. Wegen der Nähe zu sensiblen Landschaftsbereichen muss das Becken aber besondere Anforderungen erfüllen. So wird eine Vorrichtung zur Leckage-Erkennung eingebaut. Dabei handelt es sich um Stahlrohre mit Schlitzen, die im Erdreich um den Sammelbehälter verlegt werden. Aus den Rohren sollen regelmäßig Proben gezogen werden, um zu ermitteln, ob Wasser aus dem Auffangbecken in die Umgebung austritt. "Wir fordern alles, was man in einem Schutzgebiet fordern kann und muss", so Niedermaier.

Regina Offenwanger (SPD), die auch zu den Nachbarn der Anlage gehört, regte an, zusätzlich noch eine Abdeckung für die Grube zu fordern. Das schließe weitere Geruchsbelästigungen aus, so Offenwanger, "die Belastung ist derzeit schon hoch". So konkret könne man dies zwar nicht vorschreiben, so Niedermaier, wohl aber gälten bestimmte Grenzwerte. Würden sie überschritten, "dann muss ein Deckel drauf". Wolfgang Huber (Grüne) äußerte Bedenken, was die Sicherheit des Behälters angeht. Er stellte die Frage, ob dieser bei Starkregen nicht überlaufen und Schmutzwasser in die Umgebung entlassen könne. Dies müsse der Anlagenbetreiber verhindern, erklärte Niedermaier. "Das muss man schon auf die Witterungsverhältnisse auslegen."

Ohne Gegenstimmen erteilte der Bauausschuss anschließend das Einvernehmen zum Bau des Sammelbehälters.

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