Grafing:Polizei kann Flüchtling zum Aufgeben bewegen

Der Mann aus Sierra Leone hatte sich auf dem Dach der Containerunterkunft verschanzt und mit Selbstmord gedroht.

Der Umzug von Asylbewerbern aus Grafing in eine Traglufthalle in Pliening hat die Rettungskräfte am Montagmittag in Atem gehalten. Ein 20-Jähriger aus Sierra Leone hatte sich auf dem Dach der zweistöckigen Containerunterkunft am Grafinger Gymnasium verschanzt und damit gedroht, sich selbst zu töten, falls die Grafinger Asylbewerber die Unterkunft wirklich räumen müssen.

Nach einigem Hin und Her konnten ein Polizeipsychologe und ein Feuerwehrseelsorger ihn aber dazu bringen, sich in das von der Feuerwehr aufgespannte Sprungtuch fallen zu lassen. Der Flüchtling wollte mit der Aktion verhindern, dass die 32 Grafinger Asylbewerber den Ort verlassen müssen. Er selbst ist von der Räumung gar nicht betroffen: Er lebt in einer Turnhalle in Poing.

Das Landratsamt Ebersberg hatte nach Protesten auf Seiten der Grafinger Flüchtlinge die Verlegung um eine Woche verschoben. Inzwischen haben zehn Männer die Unterkunft bereits freiwillig verlassen, weitere Bewohner aus Senegal sollen sich aber offenbar weigern - wohl auch, weil sie keine Bleibeperspektive haben und davon ausgehen, ausgewiesen zu werden.

Anmerkung der Redaktion

Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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