Grafing:Pferdeportion für den Richter

Schloss Falkenberg Landkreis Ebersberg

Auf Schloss Falkenberg lebten zwei adelige Männer, die zahlreiche Umbrüche erlebten.

(Foto: Historischer Verein für den Landkreis)

Zwei Falkenberger Adelige und die Zeitenwende von 1800

Eine Zeitenwende erkennt man zuweilen erst in der Rückschau. Dabei gibt es stets zahlreiche und deutliche Anzeichen, dass sich in Gesellschaft und Politik Grundlegendes verändert. Das gilt auch für zurückliegende Jahrhunderte. Hatte sich schon seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Anbruch einer neuen Zeit angekündigt, so brach sich diese in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit teilweise dramatischen Umwälzungen Bahn. Im Gefolge der Napoleonischen Kriege und der Erhebung Bayerns zum Königreich 1806 wurden die bisherigen Strukturen beseitigt und nach und nach durch neue ersetzt.

Am Leben und Wirken zweier Adeliger auf Schloss Falkenberg veranschaulicht der Pöringer Geschichtsforscher Peter Maicher am Mittwoch, 17. Mai, in einem Lichtbildervortrag die bayerische Zeitenwende jener Tage. Maicher erzählt von Benno von Hofstetten (1748 bis 1811), dem Hof-Oberrichter und hohen Regierungsbeamten im barock-verzopften Ständestaat unter Kurfürst Karl Theodor, und von dessen Sohn Anton (1775 bis 1858), der als hochrangiger Richter in der fortschrittlichen Ära von König Max I. Joseph und dessen Chefberater Montgelas eine neue Zeit repräsentiert und 1818 als Abgeordneter in den ersten Landtag gewählt wird. In beiden Männern spiegeln sich exemplarisch Tradition, Umbruch und Neuanfang auf dem Weg zur ersten Verfassung 1818 und weiter ins moderne Bayern.

Wenn der Hof-Oberrichter 1785 den Kurfürsten um die Zuteilung von "Pferdeportionen" bittet, hat das nichts mit Rosswurst zu tun; vielmehr geht es um einen Zuschuss für den Dienstwagen, damals Kutsche. Mit solchen kleinen und großen Geschichten werden die kurfürstliche Gesellschaft und die beruflichen wie persönlichen Lebensumstände des Hof-Oberrichters vor und nach dem durch den Tod Karl Theodors 1799 erfolgten politischen Umbruch authentisch illustriert.

Das Leben von Sohn Anton ist mitgeprägt vom wiederholten Frontwechsel Bayerns zwischen Österreich und Frankreich. Er wirkt als "Regierungskommissär" (Verbindungsmann) erst im Hauptquartier der verbündeten österreichischen Armee, danach des neuen Verbündeten Napoleon, schließlich 1809 in einem Corps gegen die von Andreas Hofer angeführten Tiroler Aufständischen. Er ist Zeitzeuge, als Bayern 1806 von Napoleon zum Königreich erhoben wird, und als 36000 bayerische Krieger für Napoleon 1812 nach Russland marschieren müssen. Unter den wenigen, die in die Heimat zurückkehren, ist auch einer von Antons Brüdern. Während dieser einen französischen Orden erhält, stirbt ein anderer Bruder 1814 durch eine französische Kugel. Vater wie Sohn klagen beide wiederholt über zu geringes Einkommen, beide haben viel Ärger mit der Bürokratie. Anton wendet sich laufend mit Bittbriefen an König Max; der sonst so geduldige Monarch notiert 1817 seufzend, dass ihn dieser Mann "täglich plaget". Veranstalter ist der Historische Verein für den Landkreis Ebersberg. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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