Grafing:Nur als Hilfskraft gefragt

Grafing: Claudia Pfrang vom katholischen Kreisbildungswerk wünscht mehr Anerkennung für Frauen in der Kirche.

Claudia Pfrang vom katholischen Kreisbildungswerk wünscht mehr Anerkennung für Frauen in der Kirche.

(Foto: Christian Endt)

Zum Tag der Diakonin fordern Katholikinnen im Landkreis die Weihe auch für Frauen

Von Michael Haas, Grafing

Gottesdienste und Andachten gestalten, Veranstaltungen organisieren, Seelsorger sein: Maria Ringlstetter und Rudolf Auer haben ähnliche Aufgaben im Grafinger Pfarrverband. Doch zwischen der Gemeindereferentin und dem Diakon gibt es einen großen Unterschied: Auer darf taufen, trauen und begraben, er wurde vom Erzbischof geweiht, sie in einem Gottesdienst ausgesendet. Denn das Kirchenrecht verbietet die Frauenordination, also die Weihe zum Diakon, Priester oder Bischof. Das ist ungerecht und nicht zeitgemäß, finden mehrere katholische Laienorganisationen und haben deshalb für den heutigen Mittwoch zu einem Tag der Diakonin aufgerufen. Man wolle die Forderung nach einer Diakonenweihe von Frauen bekräftigen, teilten unter anderem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) mit.

Maria Ringlstetter kann den Wunsch einiger Frauen verstehen, selbst hatte sie ihn allerdings nie. "Wenn man das Wort bemühen möchte, könnte man sagen: Ich fühle mich zur Gemeindereferentin berufen", sagt die studierte Religionspädagogin. Für Claudia Pfrang geht es bei den Diskussionen um die Diakonenweihe hingegen um mehr als nur neue Aufgabenfelder und die Erlaubnis, einige Sakramente zu spenden. "Das ist ja auch eine förmliche Anerkennung und zeigt, dass jemand im Auftrag der Kirche arbeitet", sagt die Geschäftsführerin des katholischen Kreisbildungswerks Ebersberg. "Die Frauenfrage in der Kirche muss wach gehalten werden."

Das dürfte auch nötig sein, denn die Diskussion über die Frauenordination wird schon seit Jahrzehnten geführt. Nach dem Wandel der katholischen Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960er-Jahren erhofften sich manche Gläubige auch eine Freigabe der Weiheämter für Frauen. Bereits 1976 erteilte die Glaubenskongregation dem Wunsch allerdings einen Dämpfer: Die Kirche halte sich aus Treue zum Vorbild Jesu nicht für berechtigt, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen, hieß es in einem Schreiben.

Weil die Diskussionen dennoch nicht nachließen, griff Johannes Paul II. 1994 durch: Damit jeder Zweifel bezüglich des bedeutenden Themas beseitigt werde, erklärte er, dass die Kirche keinerlei Vollmacht zur Priesterweihe von Frauen besitze, teilte er in einem apostolischen Schreiben mit und fügte hinzu, "dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben".

Entscheidend für die Zulassung von Diakoninnen ist deshalb nun, ob die Diakonenweihe zwingend als Vorstufe zur Priesterweihe gesehen wird und somit für Frauen päpstlich untersagt wurde - oder nicht. Kirchenrechtlich ist das extrem umstritten. Dabei gebe es ja de facto schon Diakoninnen, sagt Claudia Pfrang und verweist auf die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen in den Krankenhäusern, Altenheimen und Gemeinden. Ihnen die Möglichkeit zu geben, Sakramente wie die Krankensalbung zu spenden, könne die Beziehungen zu Kranken oder Alten weiter vertiefen, sagt die promovierte Theologin. "Im Sakrament soll ja das Handeln Gottes noch mal sichtbar werden. Da wäre das nur folgerichtig." Pfrang glaubt, dass sich viele engagierte Frauen aus dem kirchlichen Ehrenamt zurückgezogen haben, weil sie vom Amtshandeln weitgehend ausgeschlossen sind. Viele Frauen wollten nun mal keine bloße Hilfskraft sein.

In Grafing immerhin scheint das kein Problem zu sein. Sie sei keine Zuarbeiterin, erzählt Ringlstetter. Eigene Aufgabenbereiche und Funktionen verschafften ihr Raum zur Gestaltung, sie ist alleine verantwortlich. Und als frauenfeindlich empfindet sie ihre Kirche zumindest auf Pfarrverbandsebene nicht. Im Gegenteil: "Bis jetzt habe ich nur positive Erfahrungen machen können, bei denen meine Meinung als Frau geschätzt wurde", sagt Ringlstetter.

Dass mehr Frauen in den Gemeinden und Ordinariaten der Kirche guttäten, glaubt sie trotzdem. Teilweise gebe es das ja auch schon, erzählt Ringlstetter. Und was aus der Frauenordination werde, müsse man abwarten. "Wo der Heilige Geist seine Kirche hinführt, weiß niemand." Claudia Pfrang hofft zudem auf eine eher irdische Macht: "Bei unserem derzeitigen Papst halte ich vieles für möglich."

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