Grafing:Kein Obdach für Asylbewerber

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Frühere Grafinger Sozialwohnungen scheiden als Flüchtlingsunterkunft aus - ihr Zustand ist zu schlecht

Thorsten Rienth

Bei der Suche nach möglichen Asylbewerberunterkünften im Landkreis gibt es erneut einen Rückschlag: 20 leer stehende frühere Sozialwohnungen in Grafing kommen nach Einschätzung des Landratsamts nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen in Frage. Die Kosten für die nötige Renovierung stünden "nicht im Verhältnis zur Nutzungsdauer", hat die Behörde seine Entscheidung begründet.

Wie berichtet, sucht die Behörde seit Monaten dringend nach Unterkünften für Asylbewerber. Bis zu 106 Flüchtlinge muss der Landkreis laut aktueller Zuweisungsquote aufnehmen. Erst gut die Hälfte sind untergebracht. Der Grafinger Stadtrat hatte daher angeboten, einen Teil ihrer nicht mehr genutzten Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. Die Wohnungen in der Wasserburger Straße sollen abgerissen und neu gebaut werden. Deshalb wurden sie auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr vermietet. Offen war bisher, ob die 20 Wohnungen, die die Stadt dem Landratsamt zur Nutzung angeboten hat, überhaupt noch bewohnbar sind. Schließlich stehen manche Wohnungen schon seit Jahren leer.

Bei einem Treffen von Vertretern des Landratsamts mit Mitarbeitern der Grafinger Rathausverwaltung am Dienstag fiel das Urteil negativ aus. Auch im Landratsamt sieht man das mit Bedauern. "Unterm Strich müssten wir aber zu viel investieren, um die Wohnungen auf Vordermann zu bringen", erklärte der Büroleiter des Landrats, Norbert Neugebauer. Anders als zunächst angenommen, könnten die Asylbewerber in den Häusern außerdem auch nicht bis Frühjahr 2013 wohnen. Schon zum Jahresende müssten sie wieder ausziehen, weil der Abriss ansteht. "Wenn das jetzt noch zwei Jahre länger dauern würde, wäre die Rechnung eine andere - leider ist sie das nicht", sagte Neugebauer. Er habe gehofft "dass von den Wohnungen vielleicht doch die noch etwas besseren zumindest bis Jahresende genutzt werden könnten", kommentierte Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler (Freie Wähler) die Entscheidung des Landratsamts. "Es war ein ehrliches Hilfsangebot", betonte er.

Ähnlich äußerten sich auch die beiden Fraktionen, die in Anträgen Ideen zur Unterbringung von Asylbewerber geäußert hatten. "Es ist richtig gewesen, dass man sich in so einer Situation an jeden Strohhalm klammert und es versucht", sagte Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing). Grünen-Ortsvorsitzender Wolfgang Huber nannte die Entscheidung aus Ebersberg "schade". Die Argumente des Landratsamts seien aber "leider nachvollziehbar". Seine Fraktion hatte gefordert, dass Grafing verbindlich die nächsten drei frei werdenden Sozialwohnungen als Asylbewerberunterkünfte zur Verfügung stellt. Im Stadtrat war das rot-grüne Lager damit aber gescheitert.

In deutlich kleinerem Umfang kann das Landratsamt dennoch mit Unterstützung aus Grafing rechnen. Als Kompromiss beschoss der Grafinger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung nämlich, zumindest die nächste frei werdende Sozialwohnung dem Landratsamt verbindlich als Asylbewerberunterkunft anzubieten. Bis Flüchtlinge dort dann einziehen könnten, dürfte es nach aktuellem Stand allerdings wohl bis in den Herbst dauern, sagte Heiler zur SZ.

© SZ vom 26.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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