Grafinger Stadtführungen:Historische Fakten, amüsante Geschichten

Grafinger Stadtführungen: Thomas Warg (links) und Bernhard Schäfer informieren die künftigen Stadtführer über Touren und Themen.

Thomas Warg (links) und Bernhard Schäfer informieren die künftigen Stadtführer über Touren und Themen.

(Foto: Christian Endt)

In Grafing werden gerade die Themen für die Touren erstellt, die im April beginnen sollen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Thomas Warg lehnte sich weit aus dem Fenster. Erzählte dem Kreisbildungswerk und der Volkshochschule, dass schon alles klappen würde. Dass die ersten Stadtführungen, mit denen ihn der Grafinger Stadtrat beauftragt hatte, ganz sicher von April an stattfinden können. Dass die Programme problemlos gedruckt werden könnten. "Dabei ist eigentlich ehrlich gesagt noch keine einzige Führung fertig", ein Satz, mit dem er beim Auftakttreffen der potenziellen Grafinger Stadtführer im Museum der Stadt Grafing eine gewisse Fallhöhe aufgebaut hat.

Nun ist Warg neben seinem Dasein als Journalist und Historiker auch PR-Fachmann. Er weiß also um die Wirkung solcher Pointen. Einerseits, um das gegenseitige Kennenlernen der künftigen Grafinger Stadtführer aufzulockern. Andererseits um zu signalisieren: Jetzt muss es wirklich langsam losgehen. Hinter den Kulissen tut es das freilich bereits, löste Warg schließlich auf. Eine ganze Kiste Bücher und Quellen hatte ihm Stadtarchivar Bernhard Schäfer übergeben. Daraus entstehen gerade die Skripte für die einzelnen Führungen. "Die Geschichten lesen sich so was von gut, das alles ist wirklich sehr spannend."

Elf Grafinger hatten sich auf den Aufruf vor einigen Wochen gemeldet. Normale Leute, die ein bisschen interessierter sind an der lokalen Geschichte als der Durchschnitt. Darunter ein paar, die in der Stadt keine Unbekannten sind. Die früheren Lehrerinnen Margit Schuster-Maier und Anne Brosig zum Beispiel, Ex-Grünen-Vorstand Uwe Peters oder der Familien- und Ortsgeschichtsforscher Toni Stürzer.

Um eines geht es Warg, der seit eineinhalb Jahren ein ähnliches Stadtführungsprojekt in Ebersberg betreut und früher einmal in Grafing lebte, bei dem Projekt ganz und gar nicht: "Dass die Leute einen bestimmten Text auswendig lernen, um den dann vor einer Gruppe trocken Satz für Satz zu erzählen", sagte Warg. "Ihr bekommt das Skript, um die Inhalte parat zu haben, den Rest entscheidet ihr."

In der Kreisstadt gibt es sogar eine Wildkräuterführung - und eine mit Playmobilfiguren

Dem Historiker zufolge ist es genau dieser Ansatz, warum das Projekt in Ebersberg die Erwartungen "total übertroffen" hat: "Weil jeder bestimmte Interessen hat und dadurch ein ganz bunter Strauß an Führungen entstanden ist, die sich von klassischen Stadtführungen klar abheben." In der Kreisstadt gibt es zum Beispiel eine Wildkräuterwanderung, im Winter eine Führung als Fackelwanderung. Die Studentin Rebecca Schodrowski bietet spezielle Kinderführungen an. "Da nehme ich Playmobilfiguren mit", erzählte sie. "Die kennen die Kinder und spielen die Geschichten dann zu Hause nach." Gut möglich, dass eine solche Kinderführung bald auch nach Grafing kommt.

Fest steht dort bereits eine Führung über das alte Handwerk entlang der Urtel, eine zu den Grafinger Kirchen, eine zur Geschichte der Grafinger Brauereien und eine ins Atteltal. Nicht nur Faktenwissen soll dabei vermittelt werden. "Geschichten, die amüsieren, bleiben ja meistens besser hängen, als die Jahreszahlen", sagt Schäfer.

Mitmachen kann jeder, der Lust und Interesse hat. Pro Stunde zahlt Grafing Stadtführern eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro. Für Teilnehmer kostet eine zweistündige Tour sechs Euro. Finanziell trägt sich damit eine kleine Gruppe selber. Interessenten können sich bei Thomas Warg unter der Telefonnummer (08092) 33 66 01 melden.

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