Grafing:Hinsetzen und einsteigen

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Geht es nach der Transition Initiative" könnte unter dem Schild bald ein "Mitfahrbankerl" stehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafinger "Mitfahrbankerl" sollen Anschluss an Dörfer erleichtern

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wer zum Beispiel an einem Sonntag von Grafing nach Zinneberg möchte, der nimmt die S-Bahn nach Grafing Bahnhof und steigt dort in den 440er Bus Richtung Baiern. Eine gute halbe Stunde braucht das - ein paar Minuten wären es mit dem Auto über die EBE 13 Richtung Glonn. Die Grafinger "Transition Initiative" will deshalb an den Ausfallstraßen der Stadt sogenannte "Mitfahrbankerl" aufstellen. Wer dort sitzt, signalisiert, fragt: Kann ich ein Stück mitfahren?

"Es ist doch eine totale Verschwendung, wenn ein tonnenschweres Auto herumfährt und drinnen nur der Fahrer sitzt", sagt die Initiatorin Beate Eckert. Wer also ohnehin regelmäßig von Grafing nach Glonn fährt und jemanden auf dem "Mitfahrbankerl" sitzen sieht, könnte er ihn ja bis zur Abzweigung nach Zinneberg mitnehmen. Neben der ökologischen Komponente schwingt bei dem Vorhaben auch eine soziale mit: "Die umliegenden Dörfer sind echt nicht leicht zu erreichen", sagt Eckert. "Und wenn ich mir die Grafinger Ausfallstraßen so anschaue, dann gibt es sicher einige, an denen so ein Bankerl Sinn machen könnten." Um solche Stellen zu finden, lädt die Initiative am Muttertag, 14. Mai, um 14 Uhr zu einer Radtour an die Grafinger Ortsausgänge ein. Treffpunkt ist am Hans-Eham-Platz.

Ein bayernweites Novum wären die Bänke nicht. In der Gemeinde Irschenberg gibt es sie schon. Für Eckert ist dies ein Beleg dafür, dass das Vorhaben vor allem eine Frage des lokalpolitischen Willens ist. Wie sich das Konzept konkret umsetzen ließe, müsse man freilich erst mit der Stadt klären. Eine optische Idee gibt es bereits: Angemalt in den Grafinger Stadtfarben Gelb und Schwarz wären die Bänke immerhin kaum zu übersehen. "Wir würden das gerne ausprobieren und schauen, ob es funktioniert", sagt Eckert.

Geht der "Mitfahrbankerl"-Plan auf, wäre dies bereits die zweite Grafinger Initiative, die auf eine bessere Auslastung von Autos abzielt. Die erste ist die Mitfahrthaltestelle an der Ausfahrt des Parkplatzes in Grafing Bahnhof, und zwar jenem westlich der Bahngleise. "Wer sich da hinstellt, muss nicht lange warten", sagt Initiator und Grünen-Stadtrat Sepp Biesenberger, der auch das Mitfahrportal www.pendler-ebe.de moderiert. "Was läge in Grafing Bahnhof näher, als Pendler, die zur gleichen Zeit ins Büro fahren, zusammenzubringen und eine Plattform zu schaffen, auf der sie sich selbst organisieren können?" Nebenbei würde dies auch den Bedarf von immer mehr Parkplätzen in Grafing Bahnhof verringern.

Den Initiatoren der "Mitfahrbankerl" empfiehlt Biesenberger den sprichwörtlichen langen Atem. Gestartet war sein Portal im Oktober 2014 mit weniger als 200 Zugriffen im Monat. Inzwischen sind es Biesenberger zufolge mehr als 1 000 - "trotz wieder günstigem Spritpreis".

Dass die Umsetzung der "Mitfahrbankerl" Zeit braucht, ist Eckert bewusst. Eine Hilfe angesichts die gesperrten Grafinger Bahnübergänge werden die Bankerl - sollte es denn auch welche für den innerörtlichen Verkehr geben - daher kaum werden. Bis etwa Mitte Juni sollen die Bahnübergänge schließlich wieder offen sein.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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