Keine Einigung im Bauausschuss:Grafinger Christkindlmarkt in Gefahr

Ein Teil der Geschäftsleute will den Markt aus der Innenstadt verbannen, weil er Parkplätze wegnimmt. Die Standbetreiber wollen sich aber nicht auf einen Standort im Stadtpark oder am Hans-Eham-Platz einlassen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Keine Einigung im Bauausschuss: Nur ja keinen Parkplatz verlieren: Das ist das Motto einiger Geschäftsleute in der Grafinger Innenstadt. Sie fürchten um ihr Weihnachtsgeschäft.

Nur ja keinen Parkplatz verlieren: Das ist das Motto einiger Geschäftsleute in der Grafinger Innenstadt. Sie fürchten um ihr Weihnachtsgeschäft.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Weiter könnten die beiden Flügel aus der Grafinger Unternehmerschaft nicht auseinanderliegen: Die einen - vor allem aus dem Werbering - sind der Ansicht, der Weihnachtsmarkt ziehe Kundschaft in die Innenstadt. Die anderen, ein Zusammenschluss aus elf teilweise Grafinger Traditionsunternehmen, sagt: Der Markt blockiere ausgerechnet im umsatzstarken Dezember Parkplätze. Das schade dem Geschäft und damit der Zukunft der Läden. Scheitert eine von Christian Einhellig (Freie Wähler) im Bauausschuss präsentierte Alternative, dürfte der Grafinger Weihnachtsmarkts am Ende sein.

"Es geht uns nicht darum, den Markt zu boykottieren", versicherte Hanni Saißreiner am Donnerstag in der Sitzung. "Das laufende Geschäftsjahr war wegen der gesperrten Straßen und Bahnübergänge für uns kleine Geschäfte mehr als schwierig." Ein "weiter so" sei geschäftsschädigend. Zahlreiche Kunden hätten ihr klar signalisiert: Bei weniger Parkplätzen würden sie künftig anderswo einkaufen.

Diskutiert wird unter anderem ein Standort im Stadtpark

Peter Schölzel, Vorsitzender des Werberings und damit so etwas wie der Chefveranstalter des Weihnachtsmarkts, sah es erwartungsgemäß anders: "Wir haben hier eine Liste von 20 Marktplatzunternehmern, die den Markt super finden." Der Markt sei für die Grafinger." Unstrittig ist allerdings die Problematik, dass die Marktstände die Parkplätze den gesamten Tag über belegen, die Buden dann aber erst am Nachmittag öffnen.

Schölzel warnte dennoch vor den Konsequenzen, sollte sich ein neuer Standort etwa im Stadtpark, am Hans-Eham-Platz oder vor dem Pfarrheim als mehrheitsfähig herausstellen. "Die Fieranten haben uns ganz klar gesagt, dass sie entweder auf dem Marktplatz kommen, oder gar nicht." Ähnlich des Grabens durch die Unternehmerschaft verläuft auch einer durch den Bauausschuss. "Wir müssen die Geschäftsleute am Marktplatz schützen", forderte CSU-Stadtrat Josef Pollinger. Seine Parteikollegin Susanne Linhart griff die Weihnachtsmarktorganisatoren sogar direkt an: "Der Werbering agiert auf Kosten der anderen Gewerbetreibenden."

Die Bürgermeisterin sieht den Markt als Bereicherung für die Innenstadt

Gegenrede kam zuerst von Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne): "Ich finde den Weihnachtsmarkt eine unglaubliche Bereicherung für den Marktplatz." Dann von Christian Einhellig (Freie Wähler): "Ich möchte eine Lanze für den Werbering brechen: Dass der nicht kompromissfähig ist, stimmt so nicht." Diesen Vorwurf hatten die Kritiker des Standorts am Marktplatz zuvor erhoben.

Einhelligs Schlichtungsversuch zielt nun darauf ab, den Platzbedarf des Weihnachtsmarkts unter einen Hut zu bringen mit der Forderung der elf Unternehmer, trotz Marktprogramm genügend Parkplätze für die Kunden in den Geschäften bereitzuhalten. Der FW-Stadtrat schlägt vor, jeweils zwei Marktstände auf der Nord- und Südseite der Marktplatzinsel etwas weiter in die Mitte zu verschieben. Dann ließe sich - längs zur Fahrtrichtung der Autos - pro Seite je ein zusätzlicher Parkplatz schaffen. Zusammen mit den beiden ohnehin freien Behindertenparkplätzen blieben dann insgesamt vier Parkplätze frei.

Der Markt belegt neun Parkplätze, 24 gibt es insgesamt

Bei einem weiter gefassten Blickwinkel relativiert sich die Rechnung allerdings. Anstatt neun Parkplätze belegt der Markt dann sieben. Der Stadtverwaltung zufolge gibt es auf dem Marktplatz insgesamt 24 Parkplätze. Einhelligs Vorschlag dürfte dennoch die letzte Möglichkeit sein, den Grafinger Weihnachtsmarkt in der bisherigen Form noch irgendwie zu retten. Rein formal betrachtet steht Grafing jedenfalls bereits ohne ihn da: Für eine Fortführung des Marktes hätte es einen positiven Beschluss gebraucht. Die bisherige Genehmigung lief im vergangenen Jahr aus. Zu einer Abstimmung kam es aber nicht - weil die Beteiligten jetzt erst einmal separat den Einhellig-Kompromiss bewerten müssen.

Werbering-Chef Schölzel zufolge wird es "jetzt langsam eng". Wenn die Fieranten nicht bald eine Zusage bekämen, würden sie sich einen anderen Weihnachtsmarkt suchen. Die Konkurrenz sei groß. Am 8. August ist vorsorglich schon einmal eine Sitzung des Ferienausschusses terminiert. Da könnte dann eine Entscheidung fallen.

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