Grafing:Ernüchterung am Gleis

Güterbahn

Wenn in zehn Jahren der Brennerbasistunnel fertig ist, sollen deutlich mehr Güterzüge durch den Landkreis rollen. Grafing fordert nun mehr Lärmschutz.

(Foto: dpa)

Die Stadt Grafing fordert mehr Lärmschutz an der Bahnstrecke

Von Wieland Bögel, Grafing

Als Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor gut sechs Wochen eine neue Machbarkeitsstudie für mehr Lärmschutz an der Bahn vorstellte, war man in Grafing zunächst optimistisch. Enthielt die präsentierte Liste doch drei Maßnahmen, die man sich in der Stadt bereits seit Jahren wünscht, nämlich Lärmschutzwände in Oberelkofen, Schammach und in Grafing-Bahnhof. Nach genauerem Studium der Unterlagen folgte nun aber Ernüchterung: lediglich für die Wand in Oberelkofen gibt es Chancen auf Verwirklichung. In einer Stellungnahme zum Lärmaktionsplan fordert die Stadt nun von der Bahn, die bei der ersten mündlichen Präsentation angesprochenen Schutzwände ebenfalls zu errichten.

Hintergrund des neuen Lärmaktionsplanes ist der erwartete Zuwachs beim Bahnverkehr auf der Strecke München-Rosenheim. Denn in etwa zehn Jahren soll der Brennerbasistunnel fertiggestellt sein, damit könnten doppelt so viele Züge die Trans-Alpinstrecke befahren. Vorbeifahren würden sie dann eben beispielsweise an Grafing. Besonders die Tatsache, dass vor allem der Güterverkehr stark zunehmen soll, wird in den Anliegerkommunen kritisch gesehen.

Kritik gab es auch in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) erklärte, man sei seitens der Stadt "zunächst erfreut gewesen über die Maßnahmen." Angedacht waren eine drei Meter hohe und 400 Meter lange Wand in Oberelkofen, eine zwei Meter hohe und 390 Meter lange Wand in Schammach sowie eine Wand von drei Meter Höhe und 876 Meter Länge in Grafing-Bahnhof. Inzwischen ist man im Rathaus allerdings "ernüchtert", so die Bürgermeisterin, "es stellte sich heraus, dass nur eine von den dreien gebaut werden soll", eben jene in Oberelkofen.

Grund ist, dass sich alle geplanten Schallschutzmaßnahmen in einem Bewertungsmodell bewähren müssen. Dieses setzt die Kosten, die voraussichtliche Lärmminderung und die Zahl der betroffenen Anwohner in Relation. Aus diesen Daten wird dann ein sogenannter Kosten-Nutzen-Index errechnet, daraus ergibt sich dann die Rangfolge der Lärmschutzmaßnahmen. Wohl mit ein Grund, warum die Wand in Grafing Bahnhof nicht zum Zuge kam, dürften deren Kosten von 1,4 Millionen Euro sein. Immerhin beträgt das Gesamtbudget für Lärmschutz an der Strecke Trudering-Großkarolinenfeld lediglich 7,8 Millionen Euro, gerade einmal vier Maßnahmen sollen daher verwirklicht werden - darunter eben auch die Schallschutzwand in Oberelkofen für 640 000 Euro.

Völlig unzureichend findet man das bei der Stadt Grafing und verweist auf die Notwendigkeit der beiden anderen Wände. Bereits jetzt sei "die Belastungsgrenze der Anwohner längst erreicht", eine Zunahme des Zugverkehrs ohne mehr Lärmschutz könne ihnen daher "nicht zugemutet werden". Dass das Schreiben der Stadt Folgen haben wird, ist indes unwahrscheinlich. Obermayr wies in der Sitzung ausdrücklich darauf hin, dass man leider keinerlei Rechtsanspruch auf mehr Lärmschutz habe. Ein solcher bestehe nur bei Neu- oder Ausbaumaßnahmen an der Strecke, nicht jedoch, wenn dort lediglich mehr Züge auf bereits bestehenden Gleisen fahren, so die Bürgermeisterin.

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