Grafing:Drei Lichter gegen das Chaos

Mit der Eröffnung der Grafinger Ostumfahrung fahren bald doppelt so viele Autos wie bisher über den Marktplatz. Um prognostizierte Staus zu verhindern, sollen auf der Ostseite neue Ampeln installiert werden

Von Thorsten Rienth, Grafing

Als vor einigen hundert Jahren der Grafinger Marktplatz entstand, legte man die Straßen auf Pferdekutschenbreite fest. Dann kam der technische Fortschritt und mit ihm Autos, SUVs und Lastwagen. In den Stoßzeiten am Morgen und Abend führt das insbesondere am östlichen Marktplatz seit Jahren zu reichlich Frustration bei den Autofahrern. Jetzt sollen drei Ampeln aufgestellt werden, um ein Verkehrschaos zu verhindern, das mit der Eröffnung der Ostumfahrung sonst wohl programmiert wäre.

Ungemach droht, weil die von Osten auf den Marktplatz führende Rotter Straße eine von zwei Anbindungen an die Ostumfahrung ist. 800 Fahrzeuge fahren hier derzeit durchschnittlich pro Stunde durch. Wenn die Ostumfahrung einmal eröffnet ist, sollen es laut Verkehrsprognose in der Spitzenstunde eine Steigerung von 108 Prozent geben.

Die konkreten Auswirkungen sollte nun eine umfangreiche Verkehrssimulation klären. Verkehrsplaner Helmuth Ammerl hatte sie in den vergangenen Wochen über die Ostseite des Grafinger Marktplatzes laufen lassen. "Das ist ein ziemlich gutes Mittel, um sich Verkehrsflüsse unter verschiedenen Bedingungen genauer anzuschauen", sagt er. Im Grafinger Fall stellt sich die große Frage: Was passiert, wenn im abendlichen Berufsverkehr statt 800 Fahrzeugen künftig jede Stunde über 1600 Autos durch die Rotter Straße wollen, also doppelt so viel wie bisher.

Grafing (Schildbürgen) - Kreuzungsbereich östlicher Marktplatz

Wo Münchener Straße, Rotter Straße und Lederergasse aufeinander treffen, geht es bisweilen unübersichtlich zu. Nun soll eine Ampel Abhilfe schaffen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Folge wäre unter den derzeitigen Bedingungen ein gewaltiger Stau. "Wenn am Marktplatz ordentlich Verkehr ist, dann kommen die in der Rotter Straße einfach nicht raus aus der Kreuzung", fasste Ammerl das Ergebnis der Simulation am Dienstag vor dem Bauausschuss zusammen. Auch eine geänderte Vorfahrtsregelung, die eine direkte Einfahrt von der Rotter Straße in den Marktplatz ermöglicht, würde im Kern nicht helfen, so Ammerl. Die verlagere das Problem lediglich in die von Norden her kommende Münchner Straße.

Nun ist der Vorteil einer Simulation, eben auch Alternativszenarien durchspielen zu können. Bei etwa zwei Dutzend verschiedenen Konstellationen passierte dies, eine davon ist Ammerl zufolge machbar und auch schon mit dem Straßenbauamt abgestimmt: Sie sieht drei Ampeln vor, und zwar jeweils an den Einfahrten von Münchner und Rotter Straße und Lederergasse. Eine Zweiphasen-Regelung würde abwechselnd die Durchfahrt zwischen Rotter Straße und Marktplatz öffnen sowie die Fahrt in den Marktplatz von der Münchner Straße und vom Marktplatz in die Lederergasse. Einschränkung für die Lederergasse: Sie dürfte dann nur noch stadtauswärts, also vom Marktplatz Richtung Süden befahren werden. Das habe Charme, sagte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne): "Das Ende der Lederergasse wird dann zum verkehrsberuhigten Bereich - dann haben wir eine Art Umgehung für Fußgänger von der Tiefgarage an der Rotter Straße und Kellerstraße über die Lederergasse zum Marktplatz."

Sicher queren

Die Überquerung am Grafinger Pfarrheim war der große Aufreger unter vielen Eltern der Grafinger Grund- und Mittelschüler, vor allem bei jenen Familien, die im Südosten der Gemeinde wohnen. Denn bis zuletzt war unklar, ob der Zebrastreifen am Pfarrheim bleiben würde. Es handelt sich dabei nicht um irgendeine Überquerung, denn sie liegt auf dem Schulweg von praktisch allen Kindern aus der Gegend um Sudenten-, Schlesier- oder Schloßstraße. "Bislang ist an der Stelle gar nichts geplant", hatte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) dem Bauausschuss in dessen September-Sitzung berichtet. "Für die Schulwegsicherheit ist das fürchterlich." Bei einem Termin mit dem Straßenbauamt einige Tage später wurde die Angelegenheit dann schneller Thema, als von vielen gedacht. Und tatsächlich: Der Übergang wird nun sogar mit einer Fußgängerampel aufgewertet. "Die Befürchtungen, dass es hier unkontrollierte Rückstauungen geben könnte, haben sich als unbegründet herausgestellt", sagte Obermayr am Rande der jüngsten Bauausschusssitzung am Dienstag. Dies sei "ein Riesen-Erfolg". thri

An allen drei Abzweigungen würde es zusätzliche Übergänge für Fußgänger geben. Steht die Ampel einer Einfahrt auf "rot", bekämen die Fußgänger grünes Licht. Rückstaus würden von Kameras auf den Ampeln registriert und dann durch längere Grünphasen der jeweiligen Ampel zügig abgebaut. Eine große Unklarheit bleibt: Sämtliche Annahmen basieren auf einer Verkehrsprognose von 2009. "Wir müssen fürs Erste darauf vertrauen, dass die Zahlen stimmen", sagte Ammerl. Genau wissen werden es die Grafinger erst dann, wenn die Ostumfahrung für den Verkehr freigegeben ist - und es nicht mehr nur Prognosen, sondern erste Zählungen gibt. In zwei Jahren soll es soweit sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: