Grafing:Bummburr-Tschick heißt Schlagzeug

Frank Haschler von der Musiker-Initiative jazz.grafing hält einen Workshop in der Mongolei. Dabei beeindrucken ihn vor allem die Freundlichkeit und das Können seiner Studenten. Ein Gastbeitrag

Von Frank Haschler, Grafing

Nach der 14-stündigen Anreise per Flug über Moskau, wo extra eine Jazzlounge für uns eingerichtet worden war, warteten in Ulan Bator schon 20 Musikstudenten auf uns. Martin Zenker hatte für den ersten Tag eine Jam-Session mit mongolischen Musikern und Claus Raible, der einen Jazz-Piano-Workshop und Solokonzerte in Ulan Bator gab, organisiert.

Am nächsten Tag ging es dann mit unserem mongolischen Fahrer Khishke und Übersetzerin Odka los. 1800 Kilometer durch die Wüste Gobi und das Altai-Gebirge lagen vor uns, endlose Weiten, schlechte Straßen. Wir fuhren vorbei an Nomadenjurten, an Yaks, Schafen und Ziegen. Wir sahen Adler, Geier, Wildpferde und Kamele, die Temperaturen reichten von 24 Grad plus bis vier Grad minus, mal gerieten wir in einen Sandsturm, mal schneite es. An das Essen, etwa Hammelgulasch zum Frühstück, gesalzenen Tee mit Stutenmilch, mussten wir uns erst gewöhnen.

Nach fünf Tagen kamen wir in Khovd an, eine der größeren Städte in diesem dünn besiedelten Land, wo Martin Zenker, Claus Raible und drei mongolische Musiker hingeflogen waren, um dort mit mir das erste Jazzkonzert in der Geschichte der Stadt zu geben, organisiert und finanziert von der amerikanischen Botschaft.

Ein Konzert dort unterscheidet sich in sehr vielen Details von hiesigen Gepflogenheiten: Es herrscht dauerndes Kommen und Gehen: Offizielle, Intellektuelle, Kindergarten-Gruppen, Mütter, Betrunkene, Nomaden. Wie der Applaus zeigte, war das Konzert ein Erfolg, dabei hatte ich noch nie mit dieser Gruppe gespielt. Der Flügel wurde nach dem Konzert unter Polizeischutz abgeführt, wohl zur Spurensicherung an den "Blue Notes'.

Am nächsten Tag flogen wir mit einer Propellermaschine zurück nach Ulan Bator, wo mein Workshop begann. Es hatten sich 18 Studenten angemeldet, um über afro-kubanischen Jazz Kenntnisse zu erlangen. Darunter sechs Drummer, die speziell Latin-Percussion lernen wollten und die bereits an klassischem Schlagzeug und in traditioneller, mongolischer Percussion ausgebildet waren. Ich war überrascht von der Wissbegierde, der Freundlichkeit und den Talenten der Studenten. Erarbeitet wurden neben Instrumental-Technik und diversen Rhythmen acht typische Latino-Stücke, die abends in Ulan Bators Public Library und im Shangri La-Hotel mit großem Erfolg aufgeführt wurden.

Jazz ist halt doch eine universelle Sprache.

Bei Martin Zenkers wöchentlicher Radio-Sendung "What is Jazz" im staatlichen Rundfunk durfte ich meine Lieblings-Musik präsentieren. . . und dann stand da plötzlich ein Kamerateam vom Fernsehen im Übungsraum und erbat eine Conga-Demonstration. Ich verließ dieses Land mit zahlreichen Freundschaften, wertvollen Erfahrungen im Unterrichten und neuen Vokabeln: Schlagzeug etwa heißt ,Bummburr-Tschick'. Einen schöneren Namen kann es doch nicht geben."

Der Jazz schlägt Brücken

Wer eine berufliche Zukunft als Diplomat anstrebt, sollte künftig auch Grundwissen im Fach Jazz vorweisen können. Anlässlich der Mongolei-Reise des Grafinger Schlagzeugers und Percussionisten Frank Haschler und des Baldhamer Jazz-Pianisten Claus Raible auf Einladung von Martin Zenker stellte sich heraus, dass diese Musik tragfähige Brücken zwischen Menschen und Kulturen schlägt.

Martin Zenker, der in Kirchseeon geborene, mehrfach ausgezeichnete Musiker und Dozent für Jazz-Bass und -geschichte lehrt durch eine Initiative des Goethe-Instituts verpflichtet, seit zwei Jahren als Leiter am "Goethe Musiklabor Ulan Bator" (GMUB). Der Lehrplan sieht vor, dass immer wieder Gastmusiker in der Mongolei Workshops anbieten. Auch Frank Haschler, Gründer der Musiker-Initiative "jazz.grafing" und Organisator des Festivals Ebe-Jazz, folgte Zenkers Einladung, dort einen Workshop an südamerikanischen Percussionsinstrumenten über Latino-Rhythmen und afrokubanische Jazzmusik zu halten. Nach seiner Rückkehr hat er für die SZ Ebersberg einen Bericht über Land, Leute und Musikkultur verfasst. bae

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